Bibel des Marco Polo

Bibel des Marco Polo – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Pluteo 3, capsula 1 – Biblioteca Medicea Laurenziana (Florenz, Italien)

Wohl Paris (Frankreich) — Ca. 1230–1240

Der Legende nach von Marco Polo auf seiner Reise zum Hofe Kublai Khans nach China gelangt: Eine europäische Bibelhandschrift aus einer chinesischen Privatsammlung, im 17. Jahrhundert von dem Jesuiten Philippe Couplet wiederentdeckt

  1. Der Reisebericht von Marco Polo (1254–1324) ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Geschichten des ganzen Mittelalters

  2. Philippe Couplet (1623–1693) behauptete, dessen Bibel in einer Privatsammlung in Cham Xo, Provinz Nanking, entdeckt zu haben

  3. Ob sie nun Polo wirklich gehört hat oder nicht: Sie ist ein unglaublich seltenes Exemplar einer europäischen Handschrift in China

Bibel des Marco Polo

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  1. Beschreibung
  2. Einzelseite
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Beschreibung
Bibel des Marco Polo

Wenige mittelalterliche Figuren sind in der modernen Vorstellung so beliebt wie Marco Polo (1254–1324), der mit seinem Vater von Venedig aus über Land in den Osten reiste, wo er an den Hof des großen Kublai Khan (1215–94) kam. Sein berühmter Reisebericht ist voller fesselnder Geschichten und wundersamer Kreaturen und stellt die erste detaillierte europäische Beschreibung von China, Indien, Japan und anderen Teilen Asiens dar. Die sogenannte Bibel des Marco Polo, die der Jesuitenmönch Philippe Couplet (1623–1693) im 17. Jahrhundert in einer chinesischen Privatsammlung entdeckte, soll einst dem legendären Reisenden und Händler gehört haben, wobei Historiker*innen diese These noch nicht bestätigen konnten. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein äußerst seltenes Exemplar eines europäischen Manuskripts, das bereits im Mittelalter nach China gelangte – wohlmöglich auf einer franziskanischen Mission zum Kaiserhof in Peking.

Die Bibel des Marco Polo

Diese faszinierende Bibel ist so weitgereist wie ihr Namenspatron: Marco Polo (1254–1324), dessen Bericht von seiner Reise nach China und an den Hof des Kublai Khan (1215–94) Weltberühmtheit erlangte. Polo scheint kein besonders frommer Mann gewesen zu sein, auf jeden Fall nicht mehr als andere mittelalterliche Gläubige, deren Bibelfestigkeit heute gerne überschätzt wird. Wie die meisten Menschen seiner Zeit unterschied er zwischen Christen und Nichtchristen, war dabei aber weder besonders interessiert an heidnischen Überzeugungen, noch verurteilte er sie. Die ihm zugeschriebene Bibel fand Philippe Couplet (1623–1693), ein Jesuitenmönch aus Flandern, der viele Jahre in China verbracht hatte, nach eigenem Bekunden im Heim eines wohlhabenden Bürgers von Nanjing. Letzterer behauptete, der ramponierte Codex (der im frühen 21. Jahrhundert restauriert wurde) sei seit der Yuan-Dynastie (1271–1368) im Besitz seiner Familie gewesen, das heißt, seit der Zeit, als der Handelsreisende Marco Polo in China umherreiste. Nach seiner Rückkehr nach Europa übergab Couplet das Fundstück Cosmio III. de’ Medici (1642–1723), dem Großherzog der Toskana, mit der Erklärung, dass diese Taschenbibel wohl am Ende des 13. Jahrhunderts mit Marco Polo nach China gelangt sei. In der Tat ist die Bibel das einzige erhaltene Exemplar von sämtlichen Handschriften, die im 13. und 14. Jahrhundert von Europäern nach China gebracht wurden. Die Vermutung, dass die Bibel tatsächlich Marco Polo gehört haben könnte, ist als Anekdote reizvoll, konkrete Belege dafür gibt es allerdings nicht. Die Forschung gibt vielmehr Hinweise darauf, dass der Codex möglicherweise im 13. oder 14. Jahrhundert von einem Franziskanermissionar an den mongolischen Kaiser von China übergeben wurde. Wahr oder unwahr, als Geschichte ist die Verbindung zu Marco Polo bis heute lebendig geblieben und verleiht diesem einzigartigen Werk den Charme eines wahren Unikats.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Bible of Marco Polo
La Bibbia di Marco Polo
Umfang / Format
686 Seiten / 16,6 × 10,8 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Ca. 1230–1240
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis Formata
Buchschmuck
Zahllose Zierinitialen
Inhalt
Altes und Neues Testament
Vorbesitzer
Philippe Couplet (1623–1693)
Cosmio III. de’ Medici (1642–1723)

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Bibel des Marco Polo – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Pluteo 3, capsula 1 – Biblioteca Medicea Laurenziana (Florenz, Italien)
Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Rom, 2012
Limitierung: 350 Exemplare
Einzelseite

Bibel des Marco Polo

Fol. 28r

Dieses Blatt der weitgereisten Bibel ist nur zu etwa 50% erhalten und äußerst fragmentiert – das Pergament sieht regelrecht angefressen aus. Dies ist nicht nur in einer intensiven Nutzung der mittelalterlichen Handschrift begründet, sondern vor allem durch einen Schimmelbefall. Das Manuskript muss irgendwann über eine längere Dauer einer zu hohen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt gewesen sein, auf die Pergament als tierisches Produkt recht empfindlich reagiert.

Bemerkenswert ist zudem die winzige, aber unglaublich sorgfältig ausgeführte Schrift, die in zwei Spalten auf die kleinen Seiten aufgebracht wurde. Die einzelnen Spalten messen lediglich 3,5 cm in der Breite und 11,5 cm in der Höhe. In diesen engen Schriftspiegel wurden trotzdem wunderbare, kleine Fleuronnée-Initialen eingelassen, deren Ornamente noch den kleinsten Freiraum füllen.

Bibel des Marco Polo – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Pluteo 3, capsula 1 – Biblioteca Medicea Laurenziana (Florenz, Italien)
Faksimile-Editionen

#1 Bibbia di Marco Polo

Bibel des Marco Polo – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Pluteo 3, capsula 1 – Biblioteca Medicea Laurenziana (Florenz, Italien)
Bibel des Marco Polo – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Pluteo 3, capsula 1 – Biblioteca Medicea Laurenziana (Florenz, Italien) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

Details zur Faksimile-Edition:

Limitierung: 350 Exemplare
Einband: Braunes Leder mit zentralem, rundem Edelstein in goldener Fassung
Kommentar: 1 Band
Sprachen: Italienisch, Chinesisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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