Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7

Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7 – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex orientalis 7 – Hessische Landes- und Hochschulbibliothek (Darmstadt, Deutschland)

Kopenhagen (Dänemark) — 1769

Nach jüdischer Tradition noch lange nach dem Buchdruck von Hand geschaffen: Der Alltag der großen und wohlhabenden jüdischen Gemeinde in Kopenhagen in wunderschönen Miniaturen

  1. Drei Jahrhunderte nach Erfindung des Buchdrucks noch von Hand geschaffen

  2. Die Miniaturen spiegeln den kosmopolitischen Alltag der großen und wohlhabenden jüdischen Gemeinde in Kopenhagen wider

  3. Yehuda Leib ben Eliyya Ha-Cohen brach darin mit rabbinischen Kunsttraditionen, um einen gemischten Stil zu schaffen

Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7

Das Pessach-Fest zählt zu den wichtigsten jüdischen Festen, da es der Erinnerung an die so zentrale Befreiungserfahrung des Volkes Israel aus Ägypten dient. Auf Grund dieser Bedeutung erhielten auch die mit Handlungsanweisungen verbundenen Erzählungen zum Pessach-Fest einen eigenen Namen: die Pessach-Haggadah. Im Gegensatz zur Thora konnten die Haggadot auch illuminiert werden. Nicht ungewöhnlich, aber wenig bekannt ist, dass auch noch drei Jahrhunderte nach der Erfindung des Buchdrucks für diesen Anlass solche Haggadot von Hand geschaffen wurden. Die vorliegende Haggadah schrieb Yehuda Leib ben Eliyya Ha-Cohen und stattete sie künstlerisch aus. Seine Miniaturen lassen sich wie kleine Gemälde lesen, deren besondere Atmosphäre durch den Einsatz von Licht und Schatten entsteht. Sie spiegeln das Leben und den kosmopolitischen Alltag der großen und wohlhabenden jüdischen Gemeinde in Kopenhagen wider.

Darmstädter Pessach Haggadah - Codex Orientalis 7: Zauberhafte Atmosphäre großer jüdischer Buchmalerei

Die Pessach-Haggadah, hebräisch: „Oster-Erzählung“, stellt die Liturgie der häuslichen jüdischen Osterfeier dar. Zusammen mit der Bibel und dem Mahzor gehört sie zu den bedeutendsten jüdischen Handschriften, die illustriert wurden (die Thora wurde nie bebildert).
Im 18. Jh. erlebte die Pessach-Haggadah eine regelrechte Renaissance als künstlerisches Objekt, wobei sich als eines der wesentlichsten Schaffenszentren Dänemark herausbildete. Daß auch noch in der Neuzeit, als der Buchdruck schon längst erfunden worden war, Bücher von Hand geschrieben und kunstvoll ausgemalt wurden – darunter vor allem jüdische Texte für den liturgischen Gebrauch –, ist kaum bekannt, wird aber durch diese Handschrift eindrucksvoll dokumentiert.
Der Darmstädter Codex entstand 1769 in Kopenhagen und wurde von Yehuda Leib ben Eliyya Ha-Cohen geschrieben sowie künstlerisch ausgestattet. Die Illustrationen beziehen sich direkt auf den Text, wobei rituelle, biblische und eschatologische Aspekte der Liturgie anschaulich dargestellt werden. Die Miniaturen Yehuda Leib Ha-Cohens sind kleine Gemälde. Stimmungsvoll werden die Themen der Pessach-Haggadah interpretiert, mit einer Liebe zum Detail und einer Feinheit der Ausführung, wodurch auch ein Einblick in das zeitgenössische Leben gewährt wird.

Eine dänische Haggadah
Jüdische Gemeinden entstanden in Dänemark während des 17. Jh.s, als König Christian IV. vor allem aus wirtschaftspolitischen Erwägungen heraus Juden ermutigte, sich anzusiedeln. Kopenhagen war eine der größeren Gemeinden, die etwa hunderttausend Mitglieder zählte. Diese Gemeinde bot mit ihrer kosmopolitischen Atmosphäre ein breites Spektrum an kulturellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten.
Die jüdische Bevölkerung in Dänemark lebte weitgehend in Frieden, der mit dem durch den wirtschaftlichen Aufschwung bedingten Wohlstand eine Grundlage für zahlreiche künstlerische Aufträge schuf. Die Pessach-Haggadah wurde im 18. Jh. schließlich zum bevorzugten Gegenstand der künstlerischen Ausstattung durch jüdische Schreiber und Maler.

Ein liturgisches Buch für das Pessach-Fest
Die Pessach-Haggadah schildert die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft und den Auszug aus Ägypten in das verheißene Land. Der Grundgedanke ist, diese Botschaft der Befreiung von Generation zu Generation weiterzutragen, denn „in allen Zeitaltern ist jeder verpflichtet, sich zu betrachten, als ob er gleichsam selbst aus Ägypten gegangen wäre“. In einem messianischen Ausblick wird auf die endgültige Befreiung hingewiesen.
Das Pessach-Fest beginnt am 14. Nisan, d. h. am ersten Vollmond des Frühlings, und dauert acht Tage. Bei diesem Fest wird am Abend ein Lamm mit ungesäuerten Broten (Mazzot), bitteren Kräutern und Wein im Familienkreis zu Hause verzehrt. Allmählich bildete sich eine feste Ordnung (Seder) heraus, nach der die Liturgie ablief. Seit ungefähr tausend Jahren liegt diese Ordnung in ihrer Grundform vor. Sie wurde später in einem kleinen Buch zusammengefaßt, das Pessach-Haggadah genannt wird.
Dieses Buch enthält biblische Texte, Hymnen und Psalmen, Verse und Aufzeichnungen religiöser Bräuche. Es wird am ersten und zweiten Pessach-Abend vom Hausherrn vorgelesen. Da dies während der Handlungen und des Essens geschieht, finden sich in den meisten Handschriften entsprechende Gebrauchsspuren, wie z. B. Weinflecken.

Yehuda Leib ben Eliyya Ha-Cohen
Der Schreiber und Maler Yehuda Leib Ha-Cohen stammte aus Lissa in Polen. Von ihm sind zwei Haggadot bekannt, die er in Dänemark geschaffen hat, der Darmstädter Codex aus dem Jahre 1769 und ein weiterer aus dem Jahre 1779. Jüdische Buchmaler haben in der Regel sehr traditionalistisch gearbeitet. Im Gegensatz zu seinen Kollegen setzte sich Yehuda Leib intensiv mit dem europäischen Kunstschaffen, insbesondere mit der dänischen Tradition auseinander und gewann einen neuen Malstil, der eine Brücke von Barock und Rokoko zum Klassizismus schuf. Er holte sich deutliche Anregungen bei anderen Künstlern, wie z. B. von den Icones Biblicae des Matthäus Merian und den Amsterdamer Haggadot. Auch die Radierungen des Daniel Nikolaus Chodowiecki beeinflußten ihn.
Leibs Landschaften erinnern an Bilder der französischen Klassik, seine Architekturen an Barockbauten Kopenhagens, seine häuslichen Szenen sind Genrebilder des Rokoko. Mit nuancierten Abstufungen von Licht- und Schattenwirkung zaubert er Atmosphäre in die Bilder. Trotz der Orientierung an Vorbildern entwickelte er einen eigenen, innovativen Stil, der sich von dem anderer Künstler sehr unterscheidet und seine Bilder einzigartig macht.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Darmstadt Pessach Haggadah
Darmstadt Pessah Hagada
Pessach-Haggadah
Seder Hagadah shel Pesaḥ
Umfang / Format
52 Seiten / 34,0 × 25,0 cm
Herkunft
Dänemark
Datum
1769
Sprache
Buchschmuck
20 meisterhafte Barockminiaturen und zahlreiche kunstvoll verzierte Initialen
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7 – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Codex orientalis 7 – Hessische Landes- und Hochschulbibliothek (Darmstadt, Deutschland)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1989
Limitierung: 730 Exemplare
Detailbild

Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7

Die fünf Rabbinen

Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem wurde das Torastudium im Judentum zum Zentrum des religiösen Lebens. Rabbi Eliezer, Rabbi Joshua, Rabbi Elazar, der Sohn von Azariah, Rabbi Akibah und Rabbi Tarfon lebten im 2. Jahrhundert in der Stadt B'ney B'rak in der Nähe von Tel Aviv unter römischer Herrschaft. Sie blieben dann die ganze Nacht auf, um miteinander die Geschichte vom Pessach zu diskutieren, obwohl darauf die Todesstrafe stand. Sie merkten nicht einmal, wenn der Morgen dämmerte, bis ihre Schüler ihnen dann sagten: "Rabbinen, es ist Zeit für das morgendliche Shema-Gebet!"

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Einzelseite

Darmstädter Pessach-Haggadah - Codex Orientalis 7

Die vier Söhne

Im traditionellen Haggadah-Text gibt es vier Söhne, die vier Fragen zum Seder-Abend stellen. Der „weise Sohn“, der rechts als Gelehrter dargestellt ist, versucht, das Ritual wirklich zu verstehen, damit er es eines Tages selbst durchführen kann. Zu seiner Linken fndet sich der „böse Sohn“, grell als Soldat verkleidet: eine übliche Art, den Sohn darzustellen, der diejenigen repräsentiert, die sich vom Judentum entfernt haben.

Der „einfache Sohn“ ist schwarz gekleidet mit rutschenden Socken, einem Schlapphut mit weißer Feder und einem Spazierstock; er ist sofort an seinem idiotischen Gesichtsausdruck zu erkennen. Ganz links wird der „Sohn, der nicht fragen kann“ als blondes Kind mit rosa Wangen in einem grünen Mantel dargestellt. Er schaut auf den Betrachter, während er unschuldig mit seinem Spielzeug spielt und ja gar nicht aufpassen kann.

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Faksimile-Editionen

#1 Pessach-Haggadah

Details zur Faksimile-Edition:

Limitierung: 730 Exemplare
Einband: Halbleder mit Marmorpapier. Alle Blätter sind dem Original entsprechend randbeschnitten.
Kommentar: 1 Band (44 Seiten) von Ulf Haxen

Der wissenschaftliche Kommentar, der von Ulf Haxen in englischer Sprache verfaßt wurde, führt zunächst in das historische Umfeld der Handschrift ein. Darauf wird der Verfasser und Maler der Handschrift in seiner kunsthistorischen Bedeutung dargestellt, und schließlich werden die einzelnen Seiten des Codex beschrieben und kommentiert.
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. mit Marmorpapier, entsprechend dem Originaleinband. Alle Blätter sind dem Original entsprechend randbeschnitten.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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