Trauerzug für Kaiser Karl V.

Trauerzug für Kaiser Karl V.

Als Kaiser Karl V. (1500–1558) am 21. September 1558 in seinem Alterssitz in San Jerónimo de Yuste, Spanien, starb, hielt sich sein ältester Sohn Philipp II. (1527–1598) gerade in den Niederlanden auf. Umgehend organisierte dieser zu Ehren seines Vaters, dem er bereits 1556 als spanischer Monarch nachgefolgt war, einen beeindruckenden Umzug durch die Straßen von Brüssel, der am 29. und 30. Dezember 1558 stattfand. Dieses eindrucksvolle Ereignis wurde von den beiden Kupferstechern Joannes und Lucas van Doetecum und den Verlegern Christoph Plantin und Hieronymus Cock in ausladenden Drucken festgehalten, die die Prozession nachträglich erlebbar machen – sowohl für die (wohlhabenden) Menschen damals als auch für uns heute.

Kaiser Karl V.

Karl V. entstammte dem Hause Habsburg und war ab 1516 König von Spanien. Drei Jahre später wurde er zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt und 1520 schließlich in Aachen gekrönt. Seine Regierungszeit war vor allem von der aufkommenden Reformationsbewegung und seinen erfolglosen Bestrebungen, die römisch-katholische Kirche zu schützen und zu erneuern, geprägt. Auch seine hegemoniale Herrschaftsidee, nach der er sich den europäischen Königen überlegen sah, konnte er trotz zahlreicher Kriege nicht realisieren. Zudem hielt in die Expansion des Osmanischen Reiches unter Sultan Süleyman I. (ca. 1495–1566) ständig auf Trapp. 1556 trat er schließlich, gezeichnet von schwerer Krankheit, von allen Ämtern zurück und zog sich in ein Landhaus zurück, das an das Hieronymiten-Kloster von San Jerónimo de Yuste angeschlossen war, zurück, wo er auch beigesetzt wurde.

Mitreißende Bilder

Nach dem prächtigen Leichenzug zu Ehren des verstorbenen Kaisers fertigten die Brüder Joannes und Lucas van Doetecum 1559 zunächst 34 eindrucksvolle Kupferstiche an, die die Ausmaße und den Pomp der Prozession einfangen. Sie zeigen die vielen Teilnehmenden, sämtlich in schwarz gewandet, aber auch allegorische Figuren. So wird der leere Thron des Herrschers auf dem Triumphschiff von den Tugenden Spes, Fides und *Caritas****, also Hoffnung, Glaube und Liebe, begleitet. Nahezu alle dargestellten Personen sind durch Inschriften ausgezeichnet und tragen oft zusätzlich Flaggen oder Wappen bei sich. Somit handelt es sich bei diesen meisterlichen Bildern nicht nur um ein **kunstvolles Zeugnis des Trauerzuges, sondern zugleich um ein wichtiges historisches Dokument dieses Ereignisses, zumal die sechs Textseiten weitere Informationen liefern.

Die zweite von acht Editionen

Das in der spanischen Nationalbibliothek erhaltene französischsprachige Druckwerk gehört zur zweiten Edition, die von Christoph Plantin und Hieronymus Cock in Antwerpen herausgegeben wurde. Das Werk wurde insgesamt achtmal verlegt, teils in Buch, teils in Rollenform, und in den fünf Sprachen des Reiches verkauft: Französisch, Spanisch, Niederländisch, Deutsch und Italienisch. Die ersten fünf Ausgaben mit 34 Kupferstichen der Prozession wurden von Plantin und Cock herausgegeben. Hendrik Hondius (1573–1650) veröffentlichte in Den Haag eine sechste Edition mit drei zusätzlichen Kupferstichen, die einen Totentanz zeigen. Die siebte und achte Ausgabe wurde schließlich in Den Haag und Antwerpen von Hondius und Gillis Hendricx (aktiv 1640–1677) verlegt.