Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern – Faksimile Verlag – Clm 10013 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)

Nürnberg (Deutschland) — 1532/1533

Ein später Höhepunkt der Buchmalerei von der Hand Albrecht Glockendons: Die goldgeschmückte Bibel-Geschichte von König David und Bathseba in großen Miniaturen von unvergleichlicher Farbenpracht

  1. Die Abbildungen zeigen die mittelalterliche Interpretation der Geschichte von König David und Bathseba

  2. Johannes II., Pfalzgraf von Simmern (1492–1557), ein wohlhabender Kunstpatron, beauftragte Albrecht Glockendon mit dieser Arbeit

  3. Sie zählt zu einem der letzten Höhepunkte der Buchmalerei vor dem Siegeszug der Druckkunst

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

Johann II., Pfalzgraf von Simmern (1492–1557), war ein mächtiger Adeliger, der auch ein begeisterter Mäzen der Künste, der unter anderem Bildhauerei förderte und die Einführung des Buchdrucks in Simmern ermöglichte. Gleichwohl gab er eine der letzten wirklich meisterhaften Bilderhandschriften als Geschenk für seinen jüngsten Sohn in Auftrag, die um 1532/33 entstand. Der Text konzentriert sich in erster Linie auf die biblische Geschichte von David und Bathseba und schildert die Ereignisse vom Sündenfall des israelitischen Königs bis zu seiner Erlösung durch Reue. Er wird von 9 großen Miniaturen geschmückt, von denen einige eine ganze Seite einnehmen, sowie von 19 kunstvollen Initialen, darunter eine historisierte. Die alttestamentliche Geschichte wird in die Renaissance überführt, indem die Figuren in der Mode des 16. Jahrhunderts gekleidet sind und die Szenen in zeitgenössischer Architektur angesiedelt werden. Entworfen und illuminiert wurde die prächtige Handschrift von Albrecht Glockendon, einem Abkömmling einer wichtigen Nürnberger Künstlerdynastie.

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

Das Bußgebetbuch des einflussreichen Pfalzgrafen Johann II. bietet ein Beispiel für die letzte Hochzeit der Buchmalerei kurz vor dem Aufkommen des Buchdrucks. Es stammt aus der Hand von Albrecht Glockendon, einem Nürnberger Miniaturist und Buchdrucker der Dürerzeit aus einer bekannten Künstlerfamilie. Die beindruckenden Miniaturen behandeln das alttestamentliche Thema des Sünders und Büßers David.

Demütige Bußfrömmigkeit in leuchtenden Bildern

Auf 26 prächtig gestalteten Blättern beinhaltet das private Gebetbüchlein neun ganzseitige Miniaturen, die die Bußpsalmen und Gebete illustrieren. Den Inhalt der Illustrationen bildet die im Mittelalter exemplarische und jedem geläufige Geschichte von David und Bathseba aus dem Alten Testament. Es wird erzählt, wie David durch Sünde und Schuld tief sinkt und dann durch Buße vor Gott wieder an Ansehen gewinnt. Das Davidsthema wurde für die Illustrationen ausgewählt, weil er zum einen als Autor der (Buß-)Psalmen gilt, zum anderen mit seiner Geschichte eindringlich verdeutlicht, wie es auch dem betenden Leser ergehen kann.
Diese unglaublich fesselnde Geschichte wird vom Künstler in die zeitgenössische Alltagswelt des 16. Jahrhunderts eingebettet, was spannende Entdeckungen bietet. Besonders hervorzuheben ist die Darstellung der von der Renaissance geprägten bunten Mode, die in leuchtenden Farben die einzelnen Szenen dominiert. Die Szene von Bathseba im Bade beispielsweise trumpft auf mit einer in leuchtendes Orange und einer mit einem ausladenden Federhut gekleideten Hofdame. Auch die Architekturdarstellungen, die oft den Hintergrund einnehmen, wissen zu begeistern.
Neben den Miniaturen sind jedoch auch die einzelnen Textseiten des Bußgebetbuchs von höchster Kunstfertigkeit geprägt, was auch durch die teilweise sogar vergoldete Schrift zum Ausdruck kommt. Ebenso wie die Hauptbilder sind auch die ornamentalen Blattranken in den leuchtendsten Farben gemalt.

Ein populärer Pfalzgraf und Kunstliebhaber

In Auftrag gegeben wurde das Bußgebetbuch von Johann II. von Pfalz-Simmern, den politisch erfolgreichen und einflussreichen Pfalzgrafen, der sowohl beste Beziehungen bis zu Kaiser Karl V. unterhielt als auch von seinen Zeitgenossen in den höchsten Tönen gelobt wurde. Ein fortschrittlicher und aufgeschlossener Geist, war er auch als Kunstliebhaber und Mäzen bekannt. Als solcher wandte er sich an den Nürnberger Albrecht Glockendon, der als Geschenk für den jüngsten Sohn des Pfalzgrafen das Büchlein illuminieren sollte.

Der Künstler Albrecht Glockendon

Der Name Glockendon ist jedem ein Begriff, der sich mit der frühneuzeitlichen Kunstmetropole Nürnberg befasst. Seit Georg Glockendon der Ältere (gest. 1514) sich 1484 in der Stadt als Buchdrucker niederließ, waren er und seine Söhne und Nachkommen einflussreicher Bestandteil der Kunstlandschaft Nürnbergs. Der für Pfalzgraf Johann II. tätige Albrecht Glockendon war der Enkel dieses berühmten Georg Glockendon. Als Illuminist ging er so kurz vor der Erfindung des Buchdrucks und der damit verbundenen Umwälzung des Buchgewerbes einem auslaufenden Beruf nach. Doch bietet das Bußgebetbuch für den Pfalzgrafen, das als sein höchstgeschätztes Werk gilt, den besten Beweis, dass auch im 16. Jahrhundert noch große Künstler in diesem Bereich tätig waren und wahre Meisterleistungen vollbrachten.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Prayers of Repentance by Albrecht Glockendon for John II of Palatinate-Simmern
Umfang / Format
52 Seiten / 13,8 × 9,9 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1532/1533
Sprache
Schrift
Nordgotische Textualis Formata Textualis Semiquadrata
Buchschmuck
9 großformatigen Miniaturen und 19 Initialen, darunter eine historisierte Initiale
Auftraggeber
Johann II. von Pfalz-Simmern (1492–1557)
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern – Faksimile Verlag – Clm 10013 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Faksimile Verlag – Luzern, 2010
Limitierung: 980 Exemplare
Detailbild

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

König David tut Buße

Die Miniatur von Albrecht Glockendon zeigt Gottes Strafe für Davids Sünden, eingebettet in ein prachtvolles, spätmittelalterliches Interieur. Weil er nicht nur außerehelich mit Bathseba ein Kind zeugte, sondern auch ihren Ehemann hinterlistig töten ließ, starb das Neugeborene. David sitzt bußfertig an einem hölzernen Tisch – Krone und Harfe unbeachtet neben sich liegend. Der schlafende Hund am Boden deutet die fehlende eheliche Treue an und hat seine Funktion als wachsamer Beschützer der Familie aufgegeben.

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern – Faksimile Verlag – Clm 10013 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Einzelseite

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

David händigt Urija sein Todesurteil aus

Nachdem König David Batseba verführt und geschwängert hatte, befahl er ihrem Ehemann Urija, seinem hetitischen Elite-Krieger, aus dem Krieg heimzukehren, um sich zu erholen und mit seiner Frau Zeit zu verbringen. So wollte er ihn glauben machen, dass das Kind von ihm sei. Urija entschied sich aber stattdessen, bei seinen Männern zu bleiben – das war für ihn eine Frage der Ehre. Seine Leute sind im Hintergrund noch im Kampf zu sehen.

Nachdem sein ursprünglicher Plan nicht aufgegangen war, übergab David, der links mit goldener Kette und Pelzmantel abgebildet ist, Urija sein eigenes Todesurteil: Der trägt hier eine spätmittelalterliche gepanzerte Rüstung. Das Todesurteil besteht in dem Befehl an den Kommandanten Joab, Urija in die vorderste Frontlinie abzukommandieren und ihn von den anderen Soldaten zu trennen. Diese schändliche Geschichte wird hier im ganzen Glanz der französischen Renaissance erzählt.

Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern – Faksimile Verlag – Clm 10013 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Bußgebetbuch von Albrecht Glockendon für Johann II. von Pfalz-Simmern

Faksimile Verlag – Luzern, 2010

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Faksimile Verlag – Luzern, 2010
Limitierung: 980 Exemplare
Einband: Wie bei vielen mittelalterlichen Handschriften ist der Originaleinband nicht erhalten. Wohl im 18. Jahrhundert wurde das Werk in dunkelbraunes Leder gebunden, der für die Faksimile-Edition nachgeahmt wurde. Auf Vorder- und Rückseite wurden Goldprägungen angebracht. Der Buchblock ist mit einem dreiseitigen Goldschnitt versehen. Ein handumstochenes Kapitalband schmückt das Buch an Kopf- und Fußschnitt.
Kommentar: 1 Band von Ulrich Merkl
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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