Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum

Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Topkapi Sarayi (Istanbul, Türkei)

Kroatien / Italien — Um 1403

Westliche Miniatuen mit Details von orientalischem und byzantinischem Ursprung: Ein seltenes und bedeutendes Meisterwerk des kroatisch-glagolitischen Schrifttums

  1. Ein wichtiges Werk der lange verbotenen kroatischen glagolitischen Literatur, die 1248 von Papst Innozenz IV. (ca. 1195–1254) wiederbelebt wurde

  2. Dieses Luxusmanuskript wurde für einen hochrangigen Adligen des ungarisch-kroatischen Königreichs angefertigt

  3. Die Miniaturen kombinieren sowohl westliche Elemente als auch Details orientalischen und byzantinischen Ursprungs

Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum

Das Missale Hervoiae nimmt einen besonderen Platz in der Geschichte der kroatisch-slawischen Sprache ein. Für einen hochrangigen Adligen des ungarisch-kroatischen Königreichs angefertigt, handelt es sich um eine Luxushandschrift mit 96 farbenprächtigen Miniaturen und rund 380 großen Zierinitialen. Das Missale Hervoiae ist einer der wichtigsten Texte der kroatischen glagolitischen Literatur, die jahrhundertelang verboten war und erst 1248 von Papst Innozenz IV. wieder etabliert werden sollte. Stark von der byzantinischen Kunst beeinflusst, hat es sich durch die Verbindung östlicher und westlicher Prinzipien in Komposition und Inhalt einen Platz in der regionalen und überregionalen Kunstgeschichte gesichert. Die Miniaturen zeigen Geschichten aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie Monatsallegorien mit charakteristischen Szenen aus dem Alltag.

Höhepunkt kirchenslawischer Buchkunst

Von den zahlreichen in kroatisch-kirchenslawischer Sprache verfaßten Meßbüchern aus dem 14. und 15. Jh. kommt dem Missale Hervoiae eine hervorragende Bedeutung zu. Denn es stellt den am schönsten und reichsten illuminierten Codex dieser Gruppe dar, dessen kostbare Miniaturen durch die hohe künstlerische Qualität überzeugen. Der Text ist in kirchenslawischer Sprache mit den kroatischen eckigen glagolitischen Buchstaben geschrieben, einer Schrift, die sich bis heute in liturgischen Büchern im kroatischen Küstengebiet der Nordadria erhalten hat.
Die prachtvolle Handschrift wurde für eine hochgestellte Persönlichkeit angefertigt: für Hrvoje Vukčić Hrvatinić, Herzog von Split und Statthalter des kroatisch-ungarischen Königs Ladislaus in Kroatien, Dalmatien und Bosnien. Die Kostbarkeit dieser Handschrift war sicher ein Grund für ihr stürmisches Schicksal. Denn sie wurde von den Türken erbeutet und gelangte so in die Bibliothek des Sultans in Konstantinopel. Lange Zeit galt sie als verschollen, bis sie im Jahre 1963 im Topkapı Sarayı Museum schließlich wiederentdeckt wurde.
Insgesamt sind es 96 farbenprächtige Miniaturen sowie ca. 380 ornamentale große Initialen neben zahlreichen kleineren Initialen, die diese Handschrift zu einem einzigartigen Kunstwerk machen. Somit ist das Missale Hervoiae nicht nur für die philologischen, historischen und liturgischen Wissenschaften von größter Bedeutung, sondern auch für die Kunst- und Kulturgeschichte.

Ein einzigartiges Zeugnis des kroatisch-glagolitischen Schrifttums
Wie aus einem Vermerk hervorgeht, wurde das Missale Hervoiae in Split von einem dort ansässigen Kalligraphen namens Butko geschrieben. Er verwendete die eckige glagolitische Schrift, deren Erfindung den beiden Mönchen und Slawenaposteln Kyrillos und Methodios aus Thessaloniki zugeschrieben wird. Dieser Schrift liegen griechische Minuskeln mit Entlehnungen aus orientalischen Alphabeten zugrunde, und auch heute noch wird sie im Gottesdienst nach katholischem Ritus verwendet.
Das Missale Hervoiae gehört zu den bedeutendsten Texten des kroatisch-glagolitischen Schrifttums, das über Jahrhunderte verboten war und erst 1248 von Papst Innozenz IV. wieder genehmigt wurde. Inhaltlich stellt es ein sog. Vollmissale dar, eine im 13. Jh. von den Franziskanern vereinheitlichte Form, die allen kroatisch-glagolitischen Handschriften als Grundlage diente.

Die prachtvolle künstlerische Ausstattung
In den 96 Miniaturen werden sowohl alttestamentliche als auch neutestamentliche Szenen illustriert, neben Propheten, Evangelisten und Aposteln werden einzelne Heilige mit deren Attributen gezeigt, und es werden Monatsallegorien mit charakteristischen Szenen aus dem Leben dargestellt.
Die Miniaturen enthalten neben westlichen Elementen auch Einzelheiten orientalischer und byzantinischer Herkunft. Dies weist den Codex nach Süditalien in den künstlerischen Umkreis des Königshauses der Anjou, zu dessen Herrschaftsbereich das Gebiet von Dalmatien damals gehörte und zu dem der Herzog Hrvoje gute Beziehungen unterhielt. Denn gerade aus dem süditalienischen Gebiet, wo byzantinische Mönche und östliche Christen im 8. und 9. Jh. vor Verfolgungen Schutz gefunden hatten, ist die Infiltration der byzantinisch-orientalischen Kompositionen in die westliche Ikonographie vor sich gegangen, was auch in der Kunst an der dalmatinischen Küste zum Ausdruck gekommen ist.
Auch die Initialen ziehen aufgrund ihrer phantasievollen Verzierungen den Blick des Betrachters auf sich. Die Bänder, Blätter und Blüten, aus denen die Initialen geformt sind, sind mit Spangen, Knoten, linearen Motiven, zoomorphen Schmuckelementen wie Vögelköpfen, Drachenköpfen und Schlangen und manchmal sogar mit anthropomorphen Elementen verziert.
In der Verbindung östlicher und westlicher Prinzipien für Bildaufbau und inhaltliche Aussage liegt der besondere Wert des Missale Hervoiae, das als Prachtwerk einen gesicherten Platz in der regionalen und überregionalen Kunstgeschichte einnimmt.

Kodikologie

Umfang / Format
494 Seiten / 30,6 × 23,0 cm
Herkunft
Kroatien
Datum
Um 1403
Sprache
Buchschmuck
Nahezu jede Seite ist illuminiert: 96 Miniaturen, darunter 3 ganzseitige Miniaturen, 380 historisierte Initialen und zahlreiche kleinere Initialen
Auftraggeber
Hrvoje Vukcic Hrvatinic, Herzog von Split und Gouverneur der Provinzen Kroatien, Dalmazien und Bosnien (um 1350–1416)
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Topkapi Sarayi (Istanbul, Türkei)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1973
Detailbild

Missale Heravoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum

Die Anbetung der Hirten

Diese kleine, aber meisterhaft ausgeführte Miniatur verdichtet die Ereignisse aus Lukas 2, 1-20 auf kunstvolle und geschickte Weise. Das in eine rot-weiße Decke gehüllte Christkind mit goldenem Heiligenschein in Kreuzesform wird von Maria und Josef flankiert, während ein Engel hinter dem Dach hervorschwebt, um den Hirten auf dem nahen Feld die Geburt anzukündigen. Einer von ihnen erscheint bereits rechts in einer roten Tunika und seine Tiere liegen auf dem Boden vor der Krippe oder stehen daneben, um das Neugeborene warm zu halten.

Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Topkapi Sarayi (Istanbul, Türkei)
Einzelseite

Missale Heravoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum

Kreuzigung

Auch wenn ein Wasserschaden das Gesicht Jesu leider unkenntlich gemacht hat, ist diese ganzseitige Miniatur dennoch von hervorragender Qualität. Selbst die gold-rosa-grüne Umrandung ist so ausgeführt, dass sie fast dreidimensional wirkt, als wäre sie ein echter Holzrahmen für ein Tafelbild.

Die Kombination aus dem architektonischen Hintergrund und der Positionierung der drei Figuren ergibt die perfekt ausgewogene räumliche Komposition der Miniatur, die mit einer ungewöhnlichen Farbpalette gemalt wurde, in der helle Purpur- und Rosatöne dominieren, die mit der blassgrauen Haut Christi und dem fließenden roten Blut kontrastieren. Der seltsame, rätselhafte Gesichtsausdruck von Maria und Johannes ist eine Mischung aus Grimasse und Lächeln und hinterlässt beim Betrachter einen bleibenden Eindruck.

Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Topkapi Sarayi (Istanbul, Türkei)
Faksimile-Editionen

#1 Missale Hervoiae Ducis Spalatensis croatico-glagoliticum

Details zur Faksimile-Edition:

Einband: Leder, dem Charakter der Handschrift entsprechend. Die Blätter sind dem Original entsprechend randbeschnitten.
Kommentar: 1 Band (550 Seiten) von V. Stefanic, B. Grabar, A. Nazoder und Marija Pantelic
Sprachen: Englisch, Deutsch, Latein

Der wissenschaftliche Kommentarband umfasst eine vollständige und kommentierte Transkription des Missale-Textes in lateinischer Schrift sowie mehrere Artikel über die geschichtlich-liturgische Struktur, die Illumination, die Sprache und Schrift sowie ein wertvolles Perikopenverzeichnis.
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Breviarium Novi II – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Župa Arhiv (Novi Vinodolski, Croatia)
Breviarium Novi II
Paulinenkloster und Kirche der Heiligen Muttergottes in Osap (Kroatien) – 1493–1495

Gleichermaßen wichtig für die Linguistik, Philologie, Liturgie, Musikwissenschaft und die Kunstgeschichte: Eine einmalige kirchenslawische Textsammlung aus 5 Jahrhunderten, die Sprache und Kunst vereint

Erfahren Sie mehr
Missale der Barbara von Brandenburg – Il Bulino, edizioni d'arte – Archivio Storico Diocesano di Mantova (Mantua, Italien)
Missale der Barbara von Brandenburg
Mantua (Italien) – 1442–1465

Illuminiert von niemand geringerem als Belbello da Pavia und Rogier van der Weyden: Eine großformatige Prachthandschrift mit 70 leuchtenden Miniaturen für die Renaissance-Fürstin Barbara von Brandenburg

Erfahren Sie mehr
Missale des Georges de Challant – Priuli & Verlucca, editori – Cod. 43 – Collegiata dei Santi Pietro e Orso (Aosta, Italien)
Missale des Georges de Challant
Aosta (Italien) – Spätes 15. Jahrhundert

Geschaffen für einen Mäzen der Renaissance: Biblische Geschichten und Heiligenlegenden in einem großformatigen Messbuch mit wunderschöner Buchmalerei

Erfahren Sie mehr
Oliverianischer Psalter – Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato – Ms. I – Biblioteca Oliveriana (Pesaro, Italien)
Oliverianischer Psalter
Böhmen (Tschechische Republik) – 1476–1480

Ein herausragendes Monument der späten Buchmalerei in Prag: Eine prächtig illuminierte Kombination aus Psalter und Gesangbuch mit meisterlichen Miniaturen von unbekannter Hand

Erfahren Sie mehr
Missale Quinqueecclesiense – Schöck ArtPrint Kft. – Inc. 989 – Országos Széchényi Könyvtár (Budapest, Ungarn)
Missale Quinqueecclesiense
Venedig (Italien) – 1499

Globalisierter Prozess der Buchproduktion bereits im 15. Jahrhundert: Ein Messbuch für den ungarischen Bischof von Pécs, gedruckt in Venedig, von Hand koloriert in Buda

Erfahren Sie mehr
Kálmáncsehi Breviarium – Schöck ArtPrint Kft. – MS G.7 – The Morgan Library & Museum (New York, USA)
Kálmáncsehi Breviarium
Buda (Ungarn) – 1481

Vom Sohn von Leibeigenen zu einer Schlüsselfigur am mächtigen Königshof in Ungarn: Das prachtvolle Brevier des Francesco da Castello für den Großpropst und späteren Bischof Domonkos Kálmáncsehi

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag