Ostarrichi-Urkunde

Ostarrichi-Urkunde – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Kaiserselekt 859 – Bayerisches Hauptstaatsarchiv (München, Deutschland)

Bruchsal (Deutschland) — 1. November 996

Die "Gründungs"-Urkunde Österreichs und der Beleg für 1000 Jahre Felix Austria: Die älteste erhaltene Aufzeichnung des Begriffs "Ostarrîchi", eine archaische Form des modernen "Österreich":

  1. Die älteste erhaltene Aufzeichnung des Begriffs "Ostarrîchi", eine archaische Form des modernen "Österreich"

  2. Der Begriff wurde bereits im 10. Jahrhundert verwendet, ein Zeichen für die aufkommende österreichische Identität

  3. Österreich feierte 1996 sein tausendjähriges Bestehen, wobei dieses historische Dokument eine zentrale Rolle spielte

Ostarrichi-Urkunde

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  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Ostarrichi-Urkunde

Diese Urkunde vom 1. November 996 ist der älteste erhaltene Beleg für den Begriff Ostarrîchi, ein althochdeutsches Wort, von dem sich das moderne Österreich ableitet. Es handelt sich dabei um einen wahrscheinlich seit langem etablierten geografischen Begriff, der sich auf die Region südlich der Donau bezog: Ostarrichi. Die überwiegend in lateinischer Sprache verfasste Urkunde wurde von Kaiser Otto III. ausgestellt, um Gottschalk von Hagenau, Bischof von Freising, Land in der Gegend von Neuhofen an der Ybbs als Lehen zu schenken. Sie bietet nicht nur Historikern wertvolle Einblicke in diese bewegte Zeit der mitteleuropäischen Geschichte, sondern wurde auch von Philologen eingehend untersucht. Sie wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt und ist eine der ältesten historischen Urkunden aus dem deutschsprachigen Raum. 1996 wurde sie vom österreichischen Staat mit dem Leitspruch "Tausend Jahre Österreich" gefeiert.

Ostarrichi-Urkunde

Heinrich der Starke (gest. 1018) war der zweite Markgraf von Österreich, einem Gebiet, das 976 im Rahmen der schrittweisen deutschen Rückeroberung und Wiederbesiedlung der Region als Pufferzone zwischen den Ländern der Deutschen, Ungarn und Polen eingerichtet wurde. Während der Regierungszeit Heinrichs versuchte Kaiser Otto III. (980–1002), diese Bemühungen zu unterstützen, indem er dem Bischof von Freising, Gottschalk von Hagenau, einige Ländereien inklusive ihrer Einkünften schenkte. Dieses Ereignis ist auf einem über tausend Jahre alten Stück Pergament festgehalten, das gemeinhin als Ostarrichi-Urkunde bekannt ist. Ihre größte historische Bedeutung liegt jedoch darin, dass sie die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Wortes Ostarrîchi enthält. Der Zirkumflex (^) wurde dem Wort im 19. Jahrhundert von Sprachwissenschaftlern hinzugefügt, um die Schreibweise phonetisch korrekter zu machen, kommt aber im Originaldokument nicht vor.

Die Geschichte Österreichs bis 996

Das Gebiet des heutigen Österreich war seit der Steinzeit von Menschen besiedelt und wurde bereits 800 v. Chr. von einem keltischen Volk namens Norici besiedelt, das mit den Römern verbündet war. Sie waren berühmt für die Herstellung von norischem Stahl und waren ein wichtiger Waffenlieferant für ihre Verbündeten, bevor sie schließlich 16 v. Chr. in das Römische Reich eingegliedert wurden. Während der Völkerwanderungszeit im 4. und 5. Jahrhundert wurde die Region zeitweise von Goten besiedelt, die dann aber weiterzogen. Die Bajuwaren und Slawen ließen sich dort im Laufe des 6. und 7. Jahrhunderts als Vasallen der Franken dauerhaft nieder und vermischten sich mit der lokalen romanisch-keltischen Bevölkerung. In den folgenden Jahrhunderten breiteten sich insbesondere die Bajuwaren weiter donauabwärts und in Richtung der Alpen aus, weshalb es auch nicht verwundert, dass die heutigen Bayern und die Österreicher noch immer einen ähnlichen Dialekt sprechen.
Zwischen 791 und 803 führte Karl der Große die Franken und Bajuwaren gegen die benachbarten Awaren und vertrieb sie aus dem Gebiet, um eine Reihe von Marken zwischen der Donau und der Adria zum Schutz der südöstlichen Grenze seines Reiches einzurichten. Mit der Ankunft der Magyaren im Jahr 862 begann ein Jahrhundert der Überfälle und Kriege, in dem ein Großteil der Region überrannt wurde und die Deutschen zum Rückzug gezwungen wurden. Erst nach dem Sieg Ottos des Großen in der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahr 955 wurden die Magyaren zurückgedrängt, woraufhin die Ostmark im Jahr 972 wiederhergestellt werden konnte. Sie wurde ab 976 von Graf Leopold I. von Babenberg (ca. 940–994) regiert, dessen Familie Österreich bis ins Jahr 1246 regierte, in dem sie durch das berühmte Geschlecht der Habsburger abgelöst wurde.

Was bedeutet Ostarrîchi?

Obwohl dies die älteste schriftliche Erwähnung des Begriffs Ostarrîchi ist, bedeutet dies nicht unbedingt, dass Österreich vor einem Jahrtausend entstanden ist, und auch nicht, dass der Begriff Ostarrîchi über Nacht eingeführt wurde oder ursprünglich den historischen Grenzen des Landes entsprach. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass hier einfach zum ersten Mal schriftlich festgehalten wurde, was wahrscheinlich schon lange eine gängige Bezeichnung für die Region südlich der Donau war. Möglicherweise änderte sich die Bedeutung des Begriffs und entwickelte sich von der Bezeichnung für ein bestimmtes Gebiet zum Wort für ganz Österreich, oder er diente als Kurzbezeichnung sowohl für einen bestimmten Ort als auch für die Region, in der dieser liegt, ähnlich wie "Los Angeles" sowohl für die Stadt selbst als auch für die Region Südkalifornien im Allgemeinen verwendet wird.
In der Urkunde wird der Begriff Ostarrichi nur für ein relativ kleines Gebiet verwendet, nämlich die "Gegend, die in der Volkssprache Ostarrichi heißt", das aus dem Ort und Hof Niuvanhova besteht sowie "dreißig in seiner unmittelbaren Umgebung liegende Königshöfen mit bebautem und unbebautem Land, mit Wiesen, Weiden, Wäldern, Gebäuden, mit Quellen und Wasserläufen, mit Jagden, Bienenweiden, Fischwässern, Mühlen, mit beweglichem und unbeweglichem Gut, mit Wegen und unwegsamen Land, mit Ausgängen und Eingängen, mit erzielten und noch zu erzielenden Erträgen". Es ist eines von nur vier nicht-lateinischen Wörtern, die in der Urkunde vorkommen. Die anderen drei sind altbayerisch, weshalb "Ostarrîchi" seinen Ursprung in der Übersetzung des lateinischen Ausdrucks marcha orientalis, "Ostmarsch", haben könnte.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Ostarrîchi Document
Umfang / Format
1 Blatt / 48,0 × 57,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1. November 996
Stil

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Ostarrichi-Urkunde – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Kaiserselekt 859 – Bayerisches Hauptstaatsarchiv (München, Deutschland)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1996

Ostarrichi-Urkunde – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Kaiserselekt 859 – Bayerisches Hauptstaatsarchiv (München, Deutschland)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1996
Faksimile-Editionen

#1 Die Ostarrichi-Urkunde (Vorzugsausgabe)

Details zur Faksimile-Edition:

Einband: Faksimile und Kommentar werden zusammen in einer roten Leinenkassette präsentiert
Kommentar: 1 Band (24 Seiten) von Adam Wundruszka
Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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#2 Die Ostarrichi-Urkunde (Normalausgabe)

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Kommentar: 1 Band (24 Seiten) von Adam Wundruszka
Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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