Philostratus Flavius: Opera

Philostratus Flavius: Opera – Pytheas Books – Cod. Lat. 417 – OrszĂĄgos SzĂ©chĂ©nyi KönyvtĂĄr (Budapest, Ungarn)

Florenz (Italien) — 1487–90

In Italien erzogen, den griechischen Sophisten verbunden: Eine prÀchtige Renaissance-Handschrift im Auftrag des mÀchtigen Königs Corvinius von Ungarn

  1. Flavius Philostratos (ca. 165–245) war ein griechischer Sophist und Autor

  2. Dieses italienische Renaissance-Manuskript wurde in Auftrag gegeben von König Matthias Corvinus von Ungarn und Kroatien (1443–90)

  3. Die Miniaturen, einschließlich Doppelseiten, wurden in der florentinischen Werkstatt von Boccardino il Vecchio (1460–1529) geschaffen

Philostratus Flavius: Opera

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Philostratus Flavius: Opera

Die Bibliotheca Corviniana oder kurz „die Corvina“ war die grĂ¶ĂŸte weltliche Bibliothek im Europa der Renaissance und wurde von einem der mĂ€chtigsten und gebildetsten Monarchen der damaligen Zeit - Matthias Corvinus, König von Ungarn und Kroatien - begrĂŒndet. Von den osmanischen TĂŒrken nach der Schlacht von MohĂĄcs 1526 verbrannt, wurde ihr Verlust in ganz Europa beklagt, aber einige ihrer bibliografischen SchĂ€tze konnten gerettet werden. Dazu gehört eine fein illuminierte Handschrift mit einem Lebenslauf antiker Helden und Philosophen, Briefen und der Beschreibung einer Kunstsammlung in Neapel. Es ist eines der schönsten erhaltenen Exemplare aus dieser berĂŒhmten Bibliothek.

Philostratus Flavius: Opera

König Matthias Corvinus (23. Februar 1442–6. April 1490) war König von Ungarn und Kroatien und einer der mĂ€chtigsten Herrscher Europas im Zeitalter der Renaissance. Durch seine Erziehung und Ausbildung in Italien kam er frĂŒh mit der italienischen Renaissance in BerĂŒhrung und war lebenslang ein großer Bewunderer ihrer Kunst. Er trug mit großem Eifer eine BĂŒchersammlung zusammen, die wohl ĂŒber 3000 BĂ€nde umfasste, die sogenannte Bibliotheca Corviniana. Ein opulentes Exemplar aus dieser Sammlung ist der Codex Philostratus Corvina Cod. Lat. 417 (Philostratus Flavius-Philostratus Lemnius Opera), der in Florenz in den Jahren 1478–1490 aus Pergament hergestellt wurde. Das Manuskript enthĂ€lt Werke des griechischen Sophisten Flavius Philostratus von Athen (ca. 165/70–244/9 v. Chr.) und seines Neffen Lemnius (ca. 190–230 v. Chr.), zu denen LebenslĂ€ufe antiker Helden und Philosophen, Briefe und Bildbeschreibungen einer Kunstsammlung in Neapel gehören.

Eine Bibliothek wie von einem König

Der Philostratus Corvina ist einer der prĂ€chtigsten, illuminierten Codizes der Bibliotheca Corviniana. Seine Bedeutung ist einzigartig: Die Übersetzung, Widmung, das herrliche Manuskript selbst, vom ersten Buchstaben bis zum letzten Pinselstrich – alles wurde speziell fĂŒr König Matthias angefertigt. Im FrĂŒhjahr 1487 ĂŒbersetzte der Humanist und Hofhistoriker Antonio Bonfini auf Wunsch des Königs das Werk des Athener Sophisten Flavius Philostratus und seines Neffen vom Griechischen ins Lateinische. Die prachtvollen Illuminierungen wurden in Florenz im Atelier von Boccardino il Vecchio angefertigt. Noch zu Matthias’ Lebzeiten gelangte die Handschrift von Florenz in den königlichen Palast von Buda, der Ledereinband mit architektonischen Ornamenten hingegen trĂ€gt das Wappen von Matthias’ Nachfolger, König Vladislav II. Von ihm erwarb im Jahr 1513 der Wiener Humanist, Handschriften-und BĂŒchersammler Johannes Gremper den Codex, angeblich nach langen Verhandlungen. Gremper wiederum ĂŒberließ den Codex dem habsburgischen Diplomaten und UniversitĂ€tsprofessor Johannes Cuspinian zur Herausgabe, bevor er danach in den Besitz des Wiener Bischofs Johann Fabri ĂŒberging. Im Jahr 1933 wurde diese besondere „Corvine“ im Rahmen des Abkommens von Venedig schließlich von der Österreichischen Nationalbibliothek in die SzĂ©chĂ©nyi-Nationalbibliothek in Budapest ĂŒberfĂŒhrt.

Unglaubliche Doppelseitendarstellung

Das Innere des Manuskripts wartet gleich zu Beginn mit einer höchst opulenten und vollstĂ€ndig illuminierten Doppelseite auf, die in ihrer mehrteiligen Aufmachung, mit verschiedenen Miniaturen bedeckt, an ein Diptychon erinnert. In ihrer Farbigkeit sind die Seiten in vorherrschendem Rot und Blau mit ĂŒppigem Gold gehalten. Die Illuminierungen erstrecken sich bis in die SeitenrĂ€nder, die gewöhnlich weiß gelassen werden, hier aber gelblich-grĂŒn koloriert und mit goldenen Spitzenmustern verziert wurden. Die linke Seite wird von einer monumentalen Nischenarchitektur im Zentrum dominiert, zwischen deren Pfeilern eine goldglĂ€nzende Bronzetafel eingelassen ist, deren Inschrift den Auftraggeber Matthias und den Inhalt des Buches nennt. Den Sockel der Nische ziert ein Relieffeld, das einen Meerwesenkampf darstellt. Umringt wird die Nische an den SeitenrĂ€ndern von sechs goldenen Medaillons, die materialecht antike (Kaiser-)MĂŒnzen und Gemmen sowie eine Bildmedaille des Königs imitieren: Letzteres ist links mittig angeordnet, zeigt das Konterfei Königs Matthias und betitelt ihn in einem umlaufenden Schriftzug als König von Ungarn und Böhmen und Prinz von Österreich. Jeweils darĂŒber und darunter befinden sich die MĂŒnzbildnisse der römischen Kaiser Nero und Hadrian, die sich in ihrer Zeit besonders um die Förderung der griechischen Kultur verdient machten. In den rechten Rand ist mittig die Nachahmung einer Apollo-und-Marsyas-Gemme eingelassen, die auf einem originalen Karneol-Intaglio (gravierter Halbedelstein) beruht, der sich einst im Besitz Lorenzo de’ Medicis befand. DarĂŒber prangen ein MĂŒnz-oder GemmenportrĂ€t des Drusus und darunter der Diva Faustina, dem vermutlich ebenfalls eine Realie zugrunde liegt. Auf der rechten Doppelseite beginnt der Text mit einem Prolog, der die Triumphfeier zur Eroberung der Wiener Neustadt beschreibt. In die N-Initiale ist eine ovale Miniatur eingelassen, die einen Triumphzug darstellt. Die kleine gekrönte Figur auf dem Wagen ist als Matthias oder in anderen FĂ€llen als sein Sohn JĂĄnos Corvin identifiziert worden. Am unteren Rand beider Seiten sind zwei Wappen angebracht, links das königliche Wappen König Matthias’, ein viergeteiltes Schild mit dem rotsilbernen ungarischen Balkenwappen und dem böhmischen Silberlöwen, rechts kombiniert mit dem österreichischen Wappen. Die Schmuckelemente am Rand bestehen aus den königlichen Emblemen (Bienenstock, Fass, Stundenglas, Drachen und Brunnen). Neben dieser eindrucksvollen Eingangsdoppelseite verfĂŒgt das Manuskript ĂŒber weitere 6 ganzseitig illuminierte Seiten.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Codex Philostratus
Philostratus Flavius
Philostratus Lemnius Opera
Philostratus Corvina
Philostratus: Heroica
Umfang / Format
204 Seiten / 37,8 × 22,2 cm
Herkunft
Italien
Datum
1487–90
Sprache
Schrift
Humanistische rotunda
Buchschmuck
8 ganzseitige Miniaturen, darunter ein Portrait von Matthias Corvinus, 158 Initialen und prÀchtige Zierleisten
Inhalt
Die Werke des athenischen Sophisten Philostratos und seines Neffen aus dem 3. Jahrhundert, dazu Briefe und die Beschreibung einer Kunstsammlung in Neapel
Auftraggeber
Matthias Corvinus, König von Ungarn und Kroatien (1443–90)
KĂŒnstler / Schule
Vorbesitzer
Wladislas II., König von Böhmen, Ungarn und Kroatien (1456–1516)
Johannes Gremper (gest. nach 1519)
Johannes Cuspinianus (1473–1529)
Johannes Fabri, Bischof von Wien (1478–1541)
Saint Michael's College der UniversitÀt Wien
Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Philostratus Flavius: Opera – Pytheas Books – Cod. Lat. 417 – OrszĂĄgos SzĂ©chĂ©nyi KönyvtĂĄr (Budapest, Ungarn)
Pytheas Books – Budapest
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