Das 5. Jahrhundert in Europa: Antike Kontinuitäten und der Zusammenbruch des Weströmischen Reichs

Die Artikel dieser Reihe stellen das Mittelalter in seinen einzelnen Jahrhunderten vor. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Ereignissen, Orten, Personen und Errungenschaften, die für das jeweilige Jahrhundert von Bedeutung sind. Wir möchten damit unseren Lesern die Möglichkeit bieten, die wertvollen Handschriften, die wir in unserem Angebot von Faksimile-Ausgaben führen, in den Kontext ihrer historischen Rahmenbedingungen einzuordnen.

Jeder Artikel bietet einen umfassenden Überblick zu den einzelnen Jahrhunderten, angefangen vom 5. bis zum 17. Jahrhundert. Die zusätzliche Untergliederung in relevante Themen soll unseren Lesern die Suche nach bestimmten Themen erleichtern.

Es mag nicht verwundern, dass in der Beschreibung der ersten Jahrhunderte besonders der Byzantinische oder Oströmische Kulturraum Beachtung findet, wurden doch dort in erster Linie die Errungenschaften der Antike gepflegt und bewahrt. So wie sich der lateinisch geprägte Westen entwickelt und an Bedeutung gewinnt, verschiebt sich diese Akzentuierung jedoch und wir nehmen in späteren Jahrhunderten zunehmend diesen Kulturraum in den Blick.

In dem Artikel zum 5. Jahrhundert erläutern wir also vorrangig, welche Auswirkungen der Zusammenbruch Roms für die Menschen und die Kunst in Europa bedeutete und wie das Ostreich versuchte, die tradierten Traditionen weiterzuführen, während es im Westen zu großen Verschiebungen kam.

Veranschaulichung anhand einer Beispielseite

Vergilius Romanus

Die dritte Ekloge

Ein Streit zwischen Hirten, der mit einem Gesangswettbewerb beigelegt wird: Palaemon trifft Menaclas und Damoetas, als die beiden über (angeblich) gestohlenes Vieh streiten, und fungiert dann als Richter in ihrem musikalischen Wettstreit zum Thema Liebe. Palaemon wird von Hirtenhunden mit ihren Herden im Hintergrund flankiert und erklärt schließlich ein Unentschieden, weil die beiden gleichermaßen talentiert seien.

Über einem ordentlich in lateinischer Majuskel geschriebenen Feld  erscheint die Miniatur in einem Rahmen aus Orange und Gold. Der Hintergrund weist eine ländliche Umgebung auf, ist jedoch absichtlich dunkel gehalten, um die hell gekleideten Figuren im Vordergrund stärker hervorzutreten zu lassen. Sie sind alle im Profil mit großen, ausdrucksstarken Augen dargestellt und tragen Lorbeerkränze wie Kronen. Dieses schöne Beispiel spätantiker Buchmalerei ist innovativ und einzigartig.