Was ist ein Faksimile?

Ein Faksimile ist eine Imitation, ein Nachbau oder eine Nachahmung eines oft historischen Originals, bei Büchern also zum Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift oder eines frühen Drucks. Der Begriff Faksimile ist aus dem Lateinischen entlehnt:

Fac simile = mach es ähnlich!

Diese Übersetzung ist bereits die einzig gültige Definition. Das Wort „ähnlich“, also der bei der Definition entscheidende Begriff, unterliegt natürlich persönlichen Ansichten, zeitlichen Veränderungen und technischen Entwicklungen, ist somit also in gewisser Weise subjektiv und veränderlich. Tatsächlich spielt die Art der Wiedergabe (Umfang, Größe, Farbigkeit, Einbandgestaltung, Materialien etc.) für den Begriff Faksimile keine Rolle, sofern die Wiedergabe zumindest eine gewisse Verwandtschaft zum Original aufweist. Ist dies der Fall, gilt die Wiedergabe definitionsgemäß als Faksimile.

Wie ein gutes Faksimile gelingt und welcher Aufwand dabei betrieben wird, lesen Sie in unserem Beitrag „Die Herstellung eines Faksimiles“. Dann wird Ihnen auch schnell klar werden, warum der Preis für eine auf wenige Hundert Exemplare limitierte Faksimile-Ausgabe bei mehreren hundert Euro beginnt und viele tausend Euro erreichen kann.

Was genau wird eigentlich faksimiliert?

Viele Menschen sind fasziniert von der Geschichte, der Kunst und dem Handwerk des Mittelalters. Nirgendwo sonst kann man diese Aspekte so konzentriert vereint finden, wie in einer mittelalterlichen Prachthandschrift.

Chroniken und Kartenwerke erzählen von großen Schlachten, außergewöhnlichen Entdeckungen und dem Leben im Alltag. Stunden- und Gebetbücher zeugen von der Frömmigkeit und dem Glauben der mittelalterlichen Gesellschaft und prachtvolle Evangeliare bezeugen darüber hinaus nicht selten die Machtpolitik von Päpsten, Königen und Kaisern.

Wenn man also durch einen mittelalterlichen Codex blättert, wird man zurückversetzt in eine faszinierend vielschichtige Vergangenheit. Diese reicht – was die Buchkunst anbelangt – etwa von 500 – 1500 n. Chr. Zunächst, etwa bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, entstanden diese Bücher fast ausschließlich in den Skriptorien (Schreibstuben) der Klöster. Es waren die Mönche, die in oft jahrelanger Arbeit unter großen Mühen und mithilfe wertvollster Materialien, alte Schriften von Bibeln, Chroniken oder Lehrbüchern kopierten oder neu anfertigten. Mit der Gründung der ersten Bibliotheken in Bologna (im Jahre 1088), Paris (Anfang des 13. Jahdhunderts) oder Sevilla (um 1270), stieg der Bedarf an Bücher sprunghaft und so ging das Buchmonopol der Klöster allmählich verloren. Immer mehr „private“ Ateliers lieferten nun den Gelehrten, Fürsten und wohlhabend gewordenem Bürgertum Gebetbücher und ähnliche Werke.

Erste Künstler errangen einen so großen Ruhm, dass man bald sogar ihre Namen kannte. Denn lag zu Beginn der Buchherstellung im frühen Mittelalter in den Klöstern das Augenmerk noch auf das geschriebene Wort, oft das Wort Gottes, so lösten schon sehr bald begabte Miniaturisten (Buchmaler) die Schreiber in ihrer Stellung ab. Es sind heute diese Kunstwerke, die die Faszination mittelalterliche Buchkunst ausmachen: leuchtende Farben und glänzendes Gold, skurrile Fantasiewesen und „Fotografien“ mittelalterlicher Städte, riesige Werke zu Ehren Gottes, über Heilpflanzen und Astronomie und winzige Büchlein zur privaten Andacht oder als Geschenk für die Angebetete – das alles ist mittelalterliche Buchkunst.

Bei diesen Werken, die heute in Museen und Bibliotheken aufbewahrt werden, handelt es sich um absolute Unikate, die oft nur für die Augen des Auftraggebers geschaffen wurden und die es nur ein einziges Mal auf der Welt gibt. Müssen sich da bei jedem heutigen Betrachter zur Faszination Buchkunst nicht auch noch Ehrfurcht und Bewunderung für diese Kunstschätze der Menschheit einstellen?

Wer stellt Faksimiles her?

Die Herstellung von Faksimileausgaben ist ein zeitaufwendiges und kostenintensives Unterfangen, das nur dann gelingen kann, wenn Fachleute mit viel Erfahrung in den verschiedenen Bereichen gut zusammenarbeiten. Über die Jahrzehnte hat sich in Europa eine kleine Zahl auf Faksimiles spezialisierter Verlage etabliert. Zu den Verlagen mit der längsten Historie und dem umfangreichsten Portfolio seien hier nur beispielhaft genannt: ArtCodex und IMAGO aus Italien, PIAF, Moleiro und Siloé aus Spanien, der Quaternio Verlag Luzern aus der Schweiz, der Faksimile Verlag aus Deutschland, die Folio-Society aus England oder Orbis Pictus aus Polen. Über diese Spezialverlage hinaus gibt es auch noch Verlagshäuser, die neben ihrem regulären Verlagsprogramm auch Faksimiles publizieren, etwa den Belser-Verlag aus Deutschland oder Giunti Editore aus Italien.

Wie werden Faksimiles hergestellt?

Auswahl, Papier, Druck, Veredelung und Bindung – die Herstellung eines Faksimiles ist ein schwieriger und aufwendiger Prozess. Diesem haben wir einen eigenen und ausführlichen Blog-Beitrag gewidmet, den Sie hier aufrufen können.

Wer erwirbt und sammelt Faksimile-Ausgaben?

Abgesehen von jemanden, der ein exklusives Geschenk sucht (sei es für einen scheidenden Pfarrer oder Firmenchef, eine Hochzeit oder gar einem Staatsbesuch), gibt es im wesentlichen drei Gruppen von Faksimile-Käufern:

Der private Sammler ist hier als erstes zu nennen. Unser Bild vom Mittelalter ist geprägt von historischen Romanen wie „Der Name der Rose“ von Umberto Eco, den Geschichten von Kaiser Karl dem Großen oder Jeanne d’Arc, von Filmen und Ausstellungen. Leider ist es nur den wenigsten vergönnt, eine kostbare und Jahrhunderte alte, oft schwer in Mitleidenschaft gezogene und einmalige Originalhandschrift aus der Nähe zu sehen oder gar durchzublättern.

Nicht selten erwacht bei einem Ausstellungs- oder Museumsbesuch (diese Werke werden leider nur sehr selten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht) dann der Wunsch, einmal die Rückseite der gezeigten Seiten, ja den ganzen Codex zu betrachten. Unter dickem (Panzer-)Glas lassen sich zwar die wunderschönen Miniaturen bestaunen, aber einen solchen Prachtcodex kann man einfach nicht selbst in die Hand nehmen und durchblättern, schon gar nicht zuhause, in Ruhe und wann man will.

Um also auch dem privaten Kunstliebhaber und Geschichtsinteressierten diese Gelegenheit zu geben, gibt es Faksimiles. Und die Faszination für diese Faksimiles ist auf der ganzen Welt zu finden, weswegen wir Sammler rund um den Erdball zu unseren Kunden zählen können.

Die zweite große Gruppe der Faksimile-Käufer rekrutiert sich aus der wissenschaftlichen Welt. Oft ist es selbst für ausgewiesene Mediävisten nicht möglich, mit der Originalhandschrift selbst zu arbeiten, zu oder mit der sie forschen. Die mittlerweile verfügbaren Digitalisate reichen oft nicht aus, ihre Fragen zu beantworten und sie haben auch oft nicht die Möglichkeit, jedes Mal zu den Uffizien in Florenz, zur Morgan Library nach New York oder zur Eremitage nach Sankt Petersburg zu reisen, um in der Handschrift zu blättern (falls sie überhaupt die Erlaubnis dazu erhalten).

Und mit diesen professionellen Käufern eng verbunden ist die dritte große Gruppe von Faksimile-Beziehern: die Universitäten und Bibliotheken. Viele staatliche und private Bibliotheken haben sich zum Ziel gesetzt, ihren „Kunden“ die größtmögliche Auswahl an mittelalterlichen Werken zur Verfügung zu stellen. Bei Universitätsbibliotheken kommt noch hinzu, dass die Studenten, die in den USA etwa viele zehntausend Dollar als Studiengebühren an die Universtäten abführen müssen, zu recht erwarten, dass Ihnen das bestmögliche „Material“ zur Verfügung gestellt wird.

Zwar haben amerikanische Öl- und Bankentycoons wie Rockefeller, J.P. Morgan oder J. Paul Getty einige wunderschöne Werke der europäischen Buchkunst des Mittelalters in die Staaten überführen können. Aber die Zahl der Werke ist im Vergleich der Bestände der British Library in London, der Bibliothèque nationale in Paris oder der Bayerischen Staatsbibliothek in München verschwindend gering. Um nun also einem Studenten die Kunst der englischen Gotik oder der italienischen Renaissance zeigen zu können, sind die oft milliardenschweren Institute dort auf Faksimileausgaben angewiesen und greifen gerne darauf zurück.

Worauf sollte ich beim Kauf eines Faksimiles achten?

Um diese wichtige Frage zu beantworten, haben wir extra einen Leitfaden für Sie erstellt. Diesen Leitfaden können Sie hier aufrufen.