Egbert-Codex
(1.000⏠- 3.000âŹ)
Der Egbert-Codex ist nicht nur der weltweit Ă€lteste Codex, der die wundersame und schmerzvolle Geschichte des Lebens und der Taten Jesu Christi in Bildern prĂ€sentiert. Er ist zugleich einer der faszinierendsten und prachtvollsten Codices der ottonischen Buchmalerei und ist seit 2004 UNESCO-Weltdokumentenerbe. Das Evangelistar, das Perikopen der Evangelien in der Reihenfolge des Kirchenjahres enthĂ€lt, wurde im Auftrag des Erzbischofs Egbert von Trier zwischen 980 und 993 im berĂŒhmten Skriptorium des Klosters Reichenau geschaffen. Zwei begabte Reichenauer Mönche illuminierten die Handschrift unter der Leitung des sogenannten Gregor-Meisters, der als ein fĂŒhrender Buchmaler der Zeit bekannt war. Sie statteten die unglaublich kostbare Handschrift mit insgesamt 56 traumhaft anmutenden, spirituellen Miniaturen aus hochwertigen Farben und mit reichem Gold- und Silberschmuck aus. WĂ€hrend das Werk durch mehrere Seiten in Gold und Pupur eröffnet wird, erscheinen die Geschichten aus der Vita Christi vor pastellfarbenen, oft wolkigen HintergrĂŒnden.
Der Egbert-Codex
Zur Zeit der ottonischen Kaiser bildete sich im Heiligen Römischen Reich ein Stil der Buchmalerei aus, welcher sich besonders durch seine monumental anmutenden, narrativen Miniaturen auszeichnet. Die illuminierten Manuskripte des ottonischen Stils zĂ€hlen heute zu den kostbarsten Handschriften in der Geschichte der Buchmalerei. Ein prachtvoller Codex aus dieser kunstgeschichtlichen Epoche ist der sogenannte Codex Egberti. Dieses Werk wurde fĂŒr Egbert, den Erzbischof von Trier angefertigt und ist der erste Codex weltweit, dessen Bilderschmuck sich mit dem Leben Jesu Christi befasst. Das Buch enthĂ€lt 56 Miniaturen, deren Gestaltung von einem unfassbar talentierten BuchkĂŒnstler mit dem Notnamen Gregor-Meister vorgegeben und beaufsichtigt wurde. Die illuminierten Seiten funkeln und schimmern in prĂ€chtigen Farben und edlen BildhintergrĂŒnden. ZusĂ€tzlich schmĂŒcken ĂŒber 240 Zierinitialen die Seiten des Prachtcodex.
Kunst aus dem Kloster Reichenau
Erzbischof Egbert von Trier, der in der zweiten HĂ€lfte des zehnten Jahrhunderts wirkte, gilt fĂŒr Historiker heute als gröĂter Buchliebhaber und Schriftensammler seiner Zeit. Der groĂe Förderer von Wissenschaft und Kunst arbeitete mit dem Kloster Reichenau zusammen, welches damals zu den bedeutendsten Kunstzentren Europas gehörte. Schreiber und Buchmaler seines Vertrauens war der Meister des Registrum Gregorii, der Gregormeister, welcher im Skriptorium der Abtei von Trier lebte und von hier aus Briefkorrespondenzen mit anderen BuchkĂŒnstlern seiner Zeit fĂŒhrte. Der Meister zeigte sich in seiner Kunst stark von der insularen und byzantinischen Buchmalerei beeinflusst. Sein Wissen und seine FĂ€higkeiten beweisen sich in sieben Miniaturen des Egbert-Codex, welche vom Gregormeister persönlich erstellt wurden. Die ĂŒbrigen Miniaturen wurden von den Mönchen Kerald und Heribert von der Reichenau angefertigt. Die beiden begabten Maler hielten sich strikt an das vom Gregormeister herausgearbeitete Bildprogramm, sodass die Miniaturen des Egbert-Codex in zusammenhĂ€ngenden Bildern die Lebens- und Leidensgeschichte Jesu Christi erzĂ€hlen.
Ein historisch bedeutendes Werk
Es handelt sich beim Egbert-Codex um ein Perikopenbuch oder Evangelistar, welches die im Lauf des Kirchenjahres im Gottesdienst gelesenen Evangelienabschnitte enthĂ€lt. Egbert gab den Codex zur Lesung im Gottesdienst in Auftrag. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde er in der Kirche St. Paulin in Trier verwendet. WĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges befand sich der Codex zunĂ€chst in einem bombensicheren Stollen im Trierer Stadtteil Pallien, wurde jedoch im September 1944 als Schutz vor den heranrĂŒckenden Amerikanern in die UniversitĂ€tsbibliothek GieĂen gebracht. Diese wurde am 11. Dezember bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört, der Egebert-Codex ĂŒberstand den Angriff jedoch auf wundersame Weise. Zusammen mit weiteren Reichenauer Handschriften wurde das Werk im April 2004 in die Liste der UNESCO zum Weltdokumentenerbe aufgenommen.
Beeindruckende Miniaturmalerei
Der Egbert-Codex ist das Ă€lteste Manuskript, welches in seinen Miniaturen die Geschichte des Lebens Jesu Christi erzĂ€hlt. Die erhabenen, spirituellen Bildnisse stellen die Lebensereignisse von der Geburt bis zur Himmelfahrt Christi dar und zeigen dabei einige Wundertaten des Heilands, die in keiner anderen Handschrift zu sehen sind. Die Miniaturen sind deutlich von spĂ€tantiken und byzantinischen Vorbildern beeinflusst, allerdings erschufen die KĂŒnstler gleichzeitig neue ikonographische Ideen in ihrer Malerei. Eine Doppelseite in Gold und Purpur mit einer Widmung und dem PortrĂ€t des Bischofs eröffnet das Werk. Es sind zwei Mönche zu FĂŒĂen Egberts dargestellt, nĂ€mlich die KĂŒnstler Kerald und Heribert, die dem Bischof das Werk ĂŒberbringen. Vier eindringliche ganzseitige Darstellungen der Evangelisten schlieĂen sich diesem monumentalen Bildnis an. Hierauf folgen 51 erzĂ€hlende, sorgfĂ€ltig durchkomponierte Miniaturen ĂŒber Leben und Taten Christi. Die Bilder zeigen aufwendig gestaltete und mit lebensnahen Details ausgestattete Personengruppen auf traumĂ€hnlich schimmernden HintergrĂŒnden. Diese Wirkung wurde durch den Gebrauch einer geheimnisvollen Farbzusammenstellung erzielt, welche sanfte Pastelltöne mit zartem Blattgold und Silber vermischt.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Codex Egberti
- Umfang / Format
- 330 Seiten / 27,0 Ă 21,0 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- 990
- Epoche
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Karolingische Minuskel Unzialis Capitalis Rustica Capitalis Monumentalis
- Buchschmuck
- 56 kostbare Miniaturen, teils ganzseitig und mit Gold und Purpur prachtvoll ausgefĂŒhrt, sowie ĂŒber 240 Zierinitialen
- Inhalt
- Der Àlteste Bilderzyklus der Vita Christi
- Auftraggeber
- Erzbischof Egbert von Trier (950â993)
- KĂŒnstler / Schule
- Meister des Registrum Gregorii
Egbert-Codex
Jesus vor Pilatus
Seine Gegner haben Jesus vor Pontius Pilatus gebracht und halten ihn jetzt an den Armen fest. Der Apostel Petrus, dargestellt mit weiĂem Haar und Bart, beobachtet die Szene aus etwas Abstand und weint bittere TrĂ€nen der Schande, weil er Jesus zuvor dreimal verleugnet hat. Pontius Pilatus beugt sich vor und hört genau zu. âAls Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Du sagst es." (Mt 27, 11)

Codex Egberti
PrÀsentationsminiatur
Die Eröffnungsszene dieses ottonischen Manuskripts zeigt eine archetypische âPrĂ€sentationsminiaturâ, in der dem Erzbischof Egbert von Trier (950â993) das vorliegende Manuskript prĂ€sentiert und ĂŒbergeben wird, das entweder von ihm selbst oder fĂŒr ihn in Auftrag gegeben wurde. Seiten, die ĂŒber die Auftraggeber eines Manuskripts Auskunft geben, finden sich in der ottonischen Kunst hĂ€ufiger als in anderen Epochen.
Egbert zeigt sich hier im monumentalen ottonischen Stil mit typisierten, abgeflachten GesichtszĂŒgen vor einem lila Hintergrund und eingerahmt von stilisierten Ranken, die mit goldenen Federstrichen verziert und in einen weiteren Rahmen aus Blattgold eingefĂŒgt sind. Die bescheidenen KĂŒnstler nehmen nur einen Bruchteil von Egberts GröĂe ein, was dessen Bedeutung unterstreicht. Egberts quadratischer Heiligenschein lĂ€sst erkennen, dass er im Moment der PrĂ€sentation des Werkes noch am Leben ist. Mit seiner rechten Hand nimmt er den Codex entgegen, wĂ€hrend er in seiner linken den Bischofsstab hĂ€lt.

#1 Egbert-Codex
Details zur Faksimile-Edition:
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#2 Egbert Codex
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#3 Egbert Codex
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