Architektur und Ingenieurskunst

Dem Entwurf und dem Bau mittelalterlicher Gebäude wurde besondere Bedeutung beigemessen – die großen Kathedralen, Festungen und viele andere Bauwerke des Mittelalters legen ein eindrückliches Zeugnis davon ab. Die Baumeister orientierten sich dabei häufig an antike Vorbilder, die gerade in Italien jedermann vor Augen standen. Und es waren die großen Dombaumeister, die entscheidend den Übergang von der Romanik hin zur Gotik vorantrieben. Spätestens aber in der Renaissance schmückten sich die Herrscher und die durch Handel reich gewordenen Städte mit den weithin sichtbaren Meisterwerken großer und dann auch namentlich bekannter Architekten. 

Da Architekturdenkmäler zu den offensichtlichsten und beständigsten Relikten gehören, die uns das mittelalterliche Europa hinterlassen hat, ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte der westlichen Architektur zentral für ein Verständnis dieser Epoche. Die frühen Handschriften und Abhandlungen dieser Art sind die Grundlagen, auf denen unser modernes Studium der westlichen Architektur fußt. Darüber hinaus eröffnen sie wunderbare Einblicke in die herrlichen Bauwerke, die in der Antike und im Mittelalter erschaffen wurden.

Das Buch der Kathedralen

Das Buch der Kathedralen

Untersuchung von Fenstern hinter einem Altar

Diese Studie aus dem 13. Jahrhundert zeigt die Fenster, die normalerweise den Altar am östlichen Ende einer Kathedrale umgeben, und versucht, anhand der Perspektive zu zeigen, wie die beiden äußeren Fenster das Zentrum flankieren. Dass es sich um eine gotische Kathedrale handelt, lassen die großen Fenster mit Spitzbögen und Steinmetzwerk erkennen, die durch die Strebepfeiler im Freien ermöglicht werden (hier nicht abgebildet).

Leichtere Gewölbe und Steinrippen trugen zu der helleren, eleganteren Ästhetik bei, die durch die größeren Fenster der gotischen Kirchen geschaffen wurde. Hohe Fenster dieses Typs säumten normalerweise das Schiff einer gotischen Kathedrale, waren jedoch manchmal auch so angeordnet, dass sie einen Altar umrahmten und auch dort Licht aus möglichst vielen Richtungen auffangen konnten. Die Notizen und Anweisungen von Villard de Honnecourt füllen die Ränder.