Psalter

Das Buch der Psalmen, auch Psalter genannt, enthält 150 Psalmen, die in ihrer Gesamtheit zu den ältesten und wichtigsten Textsammlungen der abrahamitischen Tradition zählen. Sie sind eng mit der Figur König Davids verbunden, der im Mittelalter als Verfasser der Psalmen galt und eine bedeutende Rolle als Vorbild für Herrscher spielte.

Der Psalter war die beliebteste Form des privaten Andachtsbuchs, bis im 13. Jahrhundert das Stundenbuch seinen Siegeszug antrat. Als Grundpfeiler des Alten Testaments, diente der Text des Psalters als Vorlage für einige der schönsten Exemplare mittelalterlicher Buchmalerei, zu denen beispielsweise der Bamberger Psalter oder der Anglo-Catalanische Psalter zählen.

Psalter wurden in erster Linie von Laien in Auftrag gegeben, die ihn nicht selten auch als Fibel zum Erlernen des Lesens benützten. In ihrer dekorativen Ausgestaltung nehmen die Miniaturen Bezug auf biblische Erzählungen, insbesondere auf das Buch Genesis und den Leben-Jesu-Zyklus.

Veranschaulichung anhand einer Beispielseite

Bamberger Psalter

QVID GLORIAS

Dieser Psalm wirft eine Frage auf: „Warum rühmt ihr euch der Bosheit, ihr, die ihr mächtig seid in der Ungerechtigkeit?“ Der Kampf der Schwachen und Unterdrückten gegen die Bösen und Mächtigen ist eine der zentralen Ideen der jüdisch-christlichen Tradition und diente den Europäern des Mittelalters, die ein hartes und unsicheres Leben führten als Inspirationsquelle.
 
Der berühmteste Außenseiter der westlichen Tradition wird hier in einer meisterhaft historisierten „Q“-Initiale dargestellt, die ein wunderschönes Beispiel der deutschen Romanik in ihrer raffiniertesten Periode darstellt. Der imposante Goliath ist mit einem Kettenhemd und einem offenen Helm mit goldenem Nasenschutz und Band bekleidet. Während er sich auf den Schlag mit seinem großen Speer vorbereitet, wird David gezeigt, kurz bevor er mit seiner Steinschleuder den Riesen tödlich trifft.