Peterborough Psalter
Der kostbare Peterborough-Psalter ist eine der wohl opulentesten gotischen Psalterhandschriften, die bis heute erhalten sind. Er wurde um 1300 im Auftrag von Geoffrey of Crowland, dem damaligen Abt der englischen Benediktinerabtei Peterborough, in einem unbekannten säkularen Skriptorium geschaffen. Die Psalmen werden von einem kunstvollen und ausgefeilten Bildprogramm begleitet, das Szenen des Alten und des Neuen Testaments in typologischer Manier vereint. Die 116 prächtigen Miniaturen bilden oft ganze Bildseiten, während bauchige historisierte Initialen die Rahmen für weitere Bilder innerhalb des Schriftspiegels bilden. Dabei ist nicht nur die aufwendige Illumination mit üppigem Goldschmuck versehen – auch der Text des Manuskripts ist abwechselnd in azurblauer und goldener Schrift verfasst, was zu jener Zeit seinesgleichen suchte. So verwundert es nicht, dass die verschwenderische Handschrift in den Besitz einiger der hochrangigsten bibliophilen Sammler*innen kam, darunter Papst Johannes XXII., Philipp der Gute von Burgund, mehrere Mitglieder des französischen Königshauses und Napoleon Bonaparte.
Der Peterbourough-Psalter
Etwa um 1300 wurde für die Benediktinerabtei Peterborough eine Sammlung von Psalmen erstellt, die im täglichen Gottesdienst verwendet wurde. Es handelt sich bei diesem Psalter um das wohl aufregendste Gebetbuch der Gotik. Der Peterborough-Psalter enthält 141 Blätter mit insgesamt 116 golden eingefassten Miniaturen, 24 Kalendermedaillons, 10 Bildinitialen, die über eine halbe Buchseite reichen und mit szenischen Bordüren dekoriert sind, sowie eine Vielzahl an kleineren Goldinitialen und Zeilenschmuck aus goldenen und farbigen Pflanzenranken. Der Text des Codex ist durchgehend in abwechselnd azurblauer und goldener Schrift verfasst. Die Phantasie des Buchmalers war grenzenlos und kein weiterer gotischer Psalter ist vergleichbar mit diesem ausstattungsreichen Werk.
Ein Werk für höchste Würdenträger
Ursprünglich wurde der reich geschmückte Psalter von Geoffrey of Crowland, dem Abt der Peterborough-Abtei in Auftrag gegeben und diente als Grundlage für das tägliche Chorgebet der Mönche. Später befand sich der Codex in den höchsten Herrscherhäusern Europas, darunter waren Papst Johannes XXII., Karl der V. und Napoleon. Als er im Besitz der französischen Valois-Könige befand, wurde jede Miniatur mit dem Herrschaftssymbol der goldenen Lilie versehen. Der mächtige Burgunderherzog Philipp der Gute lässt den Miniaturseiten sein Wappen in Gold und Silber hinzufügen. Und auch von Napoleon erhält das Werk einen persönlichen Stempel. Sein höfischer Buchbinder fügte den heutigen Einband hinzu, der mit goldgeprägten imperialen Emblemen ausgestattet wurde.
Ein einmaliger Bilderzyklus
Der Peterborough-Psalter ist der damals einzige Codex, der Szenen des Alten und Neuen Testaments zu einem einzigen Bilderzyklus zusammenführt, und nicht wie sonst in getrennten Zyklen illustriert. 38 neutestamentliche Darstellungen korrespondieren mit 71 alttestamentlichen Miniaturen, dabei sind je einer neutestamentlichen Szene zwei bis vier alttestamentliche Ereignisse zugeordnet. Auffällig sind auch einige Darstellungen, die keine biblischen, sondern weltliche Motive illustrieren. Einige dieser weltlichen Miniaturen erinnern stark an Szenen des höfischen Romans „Jehan et Blonde“, welcher 1278 vom picardischen Autor Philippe de Rémi verfasst wurde.
Mittelalterliche Malerei in höchster Vollendung
Die außergewöhnlich hochwertigen Miniaturen versetzen auch ihre heutigen Betrachter noch in Staunen. Jede Seite des Codex ist mit Gold verziert, das die Leuchtkraft der strahlenden Farben in Szene setzt. Die Miniaturen, von fein gemustertem Goldgrund hinterlegt, zeigen schlanke Figuren mit individuellen Gesichtszügen. Die dargestellten Szenen wirken plastisch und lebendig. Nur die kostbarsten Materialien und Farbpigmente wurden hier verwendet. Die prachtvollen Miniaturseiten erinnern in ihrem monumentalen Eindruck an bemalte gotische Kirchenfenster.
Besonders reizvoll wurde die Schrift des Codex gestaltet. Die Textseiten sind abwechselnd in schimmerndem Gold und intensivem Azurblau gehalten. Diese Besonderheit hebt die unermessliche Kostbarkeit des Werkes zusätzlich hervor und macht es zu einem einzigartigen Schmuckstück der gotischen Buchkunst.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Peterborough-Psalter
Psautier de Peterborough
Peterborough Psalter in Brussels - Umfang / Format
- 282 Seiten / 30,0 × 19,5 cm
- Herkunft
- Großbritannien
- Datum
- Um 1300
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Gotische Textualis Prescissa
- Buchschmuck
- 116 Miniaturen in Gold gerahmt, 24 Kalendermedaillons, 10 große (acht- bis elf-zeilige) historisierte Initialen, von dekorativen malerischen Rahmen und kleineren Initialen umgeben; Randfiguren und zoomorphe Linienfüller überall im Werk
- Inhalt
- Gallikanischer Psalter
- Auftraggeber
- Geoffrey of Crowland, Abt der Peterborough-Abtei
- Künstler / Schule
- Unbekannte professionelle säkulare Werkstatt
- Vorbesitzer
- Kardinal Gaucelin d'Euse
Papst Johannes XXII.
Clementia von Ungarn, Königinwitwe von Frankreich
Philipp VI.
Karl V.
Philipp der Gute, Herzog von Burgund
Philipp II., König von Spanien
Napoleon Bonaparte
Peterborough Psalter
Mittelalterliche Orgel
Pfeifenorgeln gehörten im Mittelalter zu den kompliziertesten mechanischen Konstruktionen überhaupt, was den Besitz einer solchen Orgel zu einem deutlichen Zeichen für den Reichtum und die Kultiviertheit der Kathedrale oder des Klosters machte, das sie erwarb. Im Gegensatz zu anderen Instrumenten waren Orgeln für die Kirchenmusik zugelassen, weil sie die menschliche Stimme imitierten. Ein Mönch kniet hier vor der Orgel und pumpt den Blasebalg, während der andere auf der Klaviatur spielt und den Betrachter direkt anschaut.
Peterborough Psalter
Beginn von Psalm 1: Beatus Vir
Diese Textseite ist nicht reicher illuminiert als jede andere Miniaturseite des Manuskripts auch und zeichnet sich durch ihren dicht bevölkerten Rahmen und die gepflegte Schrift aus, die in edler blauer und goldener Tinte geschrieben ist. König David wird mit seiner Leier neben anderen Musikern, Vögeln und einem Hund in einer fantastischen historisierten Initiale dargestellt, mit der die Psalmen beginnen: Beatus vir oder „Selig ist der Mann“.
Die Seite ist voll von satten Primärfarben und glänzendem Goldhintergrund. Am oberen und unteren Rand der Seite befinden sich Jagdszenen mit Bogenschützen auf der Jagd sowie verschiedene Kreaturen, die zwischen miteinander verflochtenen Ranken zu schweben scheinen. Links von der B-Initiale sehen wir einen jungen David, der gerade seine Schleuder schwingt, um Goliath zu Fall zu bringen, während sonst seltsame Gestalten Äxte schwingen und auf Stelzen gehen.
#1 Peterborough-Psalter
Details zur Faksimile-Edition:
Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch
(3.000€ - 7.000€)
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