GEORG ZIEREIS: VORTRAG AN DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK KASSEL ANLÄSSLICH DER DORTIGEN FAKSIMILE-AUSSTELLUNG
Anlässlich der Wiedereröffnung der Murhardschen Bibliothek in Kassel stellt die Universitätsbibliothek Kassel ihre beeindruckenden Faksimile-Bestände aus. Für den einführenden Vortrag über Faksimiles wandte sich die Universitätsbibliothek in Person der leitenden Bibliotheksdirektorin Frau Claudia Martin-Konle an Ziereis Faksimiles mit der Bitte, den Gäst:innen und Besucher:innen der Ausstellung dieses spannende Thema zu erleuchten und deren durch jahrelange Arbeit auf diesem Feld gewonnene Expertise zu teilen. Vor Beginn der Veranstaltung führte Frau Martin-Konle zusammen mit der Leiterin der Handschriften- und Sondersammlung Frau Dr. Brigitte Pfeil-Amann Christian und Georg Ziereis durch die frisch renovierten und erstmals wieder zugänglichen Räumlichkeiten der Murhardschen Bibliothek.
Vor 70 beeindruckten Zuhörenden: Eröffnungsvortrag von Georg Ziereis
Frau Martin-Konle begrüßte dann zu Beginn des Vortrags die rund 70 Gäst:innen und Zuhörer:innen und brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass es seit Beginn der Renovierungs- und Umbaumaßnahmen erstmals wieder möglich sei, zu Vorträgen und Ausstellungen in die historischen Räume der Bibliothek einzuladen. In diesem Zuge stellte sie den Vortragenden Georg Ziereis als weltweit anerkannten Experten auf dem Gebiet der Faksimiles vor, erwähnte die über Jahre gewachsene Vortragstätigkeit der Brüder Ziereis im In- und Ausland und stimmte das Publikum auf den gut eine Stunde dauernden Vortrag ein, bevor sie dem Referenten Georg Ziereis das Wort übergab.
Wir fühlen uns geehrt, dass Georg Ziereis als Faksimile-Experte unserer Einladung gefolgt ist
Von der Idee zum fertigen Faksimile in 60 Minuten
Georg Ziereis zeichnete in die folgenden gut 60 Minuten den kompletten Prozess der Entstehung einer neuen Faksimile-Edition nach. Dabei sind zunächst die organisatorischen und Auswahlkriterien eingehend beleuchtet worden. Über die Anforderungen der Digitalisierung und die passgenaue Papierauswahl wurden die aufwendigen Vordruckprozesse und Druckprozesse erläutert, die einen erheblichen Anteil an den Aufwendungen, aber auch am Erfolg einer Faksimileherstellung tragen. Anschließend wurden Veredelungstechniken wie die Goldapplikation und der Seitenbeschnitt demonstriert, bevor das Buchbindehandwerk den materiellen Abschluss der Faksimileherstellung bildete. Alle diese Schritte veranschaulichte Georg Ziereis mit einer Vielzahl an mitgebrachten Materialien aus einem früheren Faksimilierungsprojekt, welche die Zuhörer*innen selbst in Händen halten und genau unter die Lupe konnten. Am Ende des Vortrags war Raum für Fragen aus dem beeindruckten Publikum, das das große Interesse und die Faszination an diesem speziellen Bereich der Buchkunst belegen.
Die Universität Kassel und ihre berühmte Murhardsche Bibliothek
Die 1971 gegründete Universität Kassel ist eine vergleichsweise junge Hochschule, die jedoch auf eine lange Tradition akademischer Lehre zurückblickt. Mit der alten Universität Kassel wurde bereits 1633 die erste Vorgängerinstitution in der Stadt gegründet. Heute ist die Universität für ihre interdisziplinäre Ausrichtung und innovative Forschung bekannt.
Ein besonderes Juwel der Universität ist die Murhardsche Bibliothek, die ihre Wurzeln in einer Stiftung der Brüder Friedrich und Karl Murhard im Jahr 1863 hat. Sie nahm die Bestände der 1580 begründeten landgräflichen Bibliothek auf und wurde ursprünglich als städtische Bibliothek für die Bürger:innen Kassels konzipiert, ging aber später in die Trägerschaft der Universität über.
Die Bibliothek ist dabei nicht nur ein Ort der Bildung und Forschung, sondern auch ein kulturelles Zentrum mit einer herausragenden Sammlung historischer Dokumente. Besonders bedeutend ist ihre Handschriftensammlung, die über 1300 mittelalterliche Manuskripte umfasst. Darunter finden sich herausragende Schätze und Raritäten wie das altdeutsche Hildebrandslied aus dem 9. Jahrhundert, eine Abschrift des De bello Iudaico von Flavius Josephus aus dem 6. Jahrhundert, das Abdinghofer Evangeliar vom Ende des 11. Jahrhunderts, das mitsamt eines wertvollen Prachteinbandes erhalten ist, sowie das 2006 vom Coron Verlag faksimilierte Gebetbuch Herzogs Johann Albrecht von Mecklenburg.