Rohan-Stundenbuch

Rohan-Stundenbuch – AyN Ediciones – Ms. Lat. 9471 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)

Paris oder Angers (Frankreich) — 1430–1435

Eine Revolution der mittelalterlichen Buchmalerei: Das älteste erhaltene Stundenbuch mit ganzseitigen Miniaturen, ßberbordend ausgestattet mit meisterlichen Illuminationen des Rohan-Meisters auf jeder Seite

  1. Das erste Stundenbuch mit ganzseitigen Miniaturen brauch die strengen Regeln der mittelalterlichen Komposition auf

  2. Verantwortlich fĂźr das beispielgebende neue Design war der unglaublich talentierte Rohan-Meister und die Mitarbeiter seines Pariser Ateliers

  3. Das Werk enthält mindestens eine Miniatur auf jeder der ßber 460 Seiten, darunter die 12 berßhmten ganzseitige Miniaturen

Rohan-Stundenbuch

Ausgabe bei uns verfĂźgbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Rohan-Stundenbuch

Das Rohan-Stundenbuch ist eines der erstaunlichsten Gebetbücher der Illuminationskunst: Es ist das älteste erhaltene Stundenbuch mit ganzseitigen Miniaturen und brach mit den zuvor tradierten Konzeptionsregeln für das weit verbreitete mittelalterliche Buchgenre. Der erfindungsreiche und nach dem Codex benannte Rohan-Meister schuf das kunstvolle Meisterwerk etwa zwischen 1430 und 1435 in Paris zusammen mit weiteren nicht minder begabten Mitarbeitern seiner Werkstatt. Sie stattete jede einzelne Seite der Handschrift mit mindestens einer Miniatur aus, darunter die 12 berühmten ganzseitigen Szenen, wobei mit dem Einsatz von kräftigem Blau und glänzendem Gold nicht gespart wurde. Die „Grandes Heures de Rohan“ erstaunen jedoch nicht nur durch ihr unfassbar vielfältiges und revolutionäres Bildprogramm, sondern ebenso durch ihre bewegende und geheimnisvolle Entstehungs- und Besitzgeschichte. So war die Auftraggeberin des außergewöhnlichen Manuskripts wohl Jolanthe von Aragón (1380–1443), deren Sohn René d’Anjou (1409–1480) wohl später mit Hilfe des kostbaren Stundenbuchs aus der Gefangenschaft freigekauft wurde.

Das Rohan-Stundenbuch

Das Stundenbuch von Rohan ist ein herausragend illuminiertes Manuskript, das auf eine unvergleichbare Geschichte zurßckblicken kann. Bis heute geben Teile seiner Entstehungs- und Besitzgeschichte der historischen Forschung Rätsel auf. Es handelt sich bei diesem Codex um ein Gebets- und Andachtsbuch fßr den privaten Gebrauch. Allerdings missachtet der Rohan-Codex die strengen Konzeptionsregeln fßr mittelalterliche Stundenbßcher und erfand diese Buchgattung neu fßr sich. Sein Bildprogramm weicht von allen bisherigen Darstellungszyklen ab, bezieht neuartige Themen ein und besticht dabei durch fantastischen Ideenreichtum. Das ßberaus reich verzierte, in lateinischer Sprache verfasste Werk zeigt auf jeder seiner ßber 460 Seiten mindestens eine Miniatur. Darunter befinden sich 12 ganzseitige, 54 halbseitigen und 471 mittlere Miniaturen.

Ein Auftrag des Hauses Anjou?

Das Stundenbuch trägt seinen Namen nach einem späteren Besitzer aus dem Haus Rohan. Das Herrscherhaus Rohan war eine bedeutende bretonische Adelsfamilie, nach der Paläste in Paris und Straßburg, aber auch das noble Reitervolk in Tolkiens Roman Herr der Ringe benannt ist. In Auftrag gegeben wurde die Handschrift allerdings mit größter Wahrscheinlichkeit von einem Mitglied eines anderen berühmten Herrscherhauses. Da zur Entstehung des Stundenbuches keine schriftlichen Quellen existieren, konnte die Auftraggeberschaft lediglich über die Betrachtung vergleichbarer Codices ermittelt werden. Es handelt sich hierbei wohl um Jolanthe von Aragón, die Frau Ludwigs II. von Anjou, die das persönliche Gebetbuch für einen ihrer Söhne anfertigen ließ, vermutlich für René. Die Herrscherfamilie der Anjou, eines der wohlhabendsten Herrscherhäuser Frankreichs, war für ihre Liebe zu den bildenden Künsten bekannt und realisierte einige der hochwertigsten illuminierten Manuskripte, die im Mittelalter entstanden sind.

Eine bewegende Geschichte

Durch die Übermalung einer Seite im Stundenbuche gelangte das Wappen der Familie de Rohan in den Codex und gab den „Grandes Heures de Rohan“ ihren Namen. Sein erster Besitzer war vermutlich der Sohn der Jolanthe von Aragon, René von Anjou. Dieser wurde 1431 in der Schlacht von Bulgnéville durch Antoine de Vaudémont besiegt, dem Vater der Maria von Lothringen, die mit Alain IX. de Rohan verheiratet war. René von Anjou geriet in den Wirren der Schlacht in Gefangenschaft und als Teil des auferlegten Lösegeldes könnten die kostbaren Grandes Heures in den Besitz des Hauses Rohan gekommen sein. Es ist nicht nachweisbar, wie lange sich die Grandes Heures im Besitz der Familie de Rohan befanden. Ein Vermerk auf dem ersten Blatt der Handschrift belegt, dass sie im 18. Jahrhundert in Paris in einer Bibliothek der Jesuiten aufbewahrt wurde. Später gelangte sie in den Besitz des Herzogs de La Vallière, aus dessen Sammlung sie die königliche Bibliothek erwarb. Die Nachfolgerin dieser königlichen Bibliothek ist die französische Nationalbibliothek in Paris, in welcher sich das historisch bedeutende Stundenbuch noch heute befindet.

Einmalige kĂźnstlerische Vielfalt

Zweifelsfrei waren mehrere franzÜsische Meister an der Gestaltung des erstaunlichen Stundenbuches beteiligt. Einige Miniaturen stammen aus der Feder des unfassbar talentierten, sogenannten Rohan-Meisters. Dieser Kßnstler fertigte die beeindruckenden, ganzseitigen Darstellungen sowie einige kleinere Miniaturen des Werkes an. Ebenso war er fßr die Skizzierung von Figuren und Hintergrßnden der meisten anderen Bildnisse im Werk verantwortlich, deren farbliche Gestaltung von Mitarbeitern seines Kßnstlerateliers ßbernommen wurde. Die halbseitigen Miniaturen wurden von einem nicht minder begabten, originellen Illuminator angefertigt, bei welchem es sich wahrscheinlich um einen talentierten Schßler des Rohan-Meisters handelte. Die restlichen Verzierungen des Werkes, die sehr vielfältig gestaltet sind, wurden weiteren Mitarbeitern des Hauptgestalters anvertraut. Erstmals in der Geschichte der handgeschriebenen Stundenbßcher wurden hier ganze Seiten fßllende Miniaturen geschaffen. Das weit gefächerte Bildprogramm zeigt nicht nur die ßblichen Bildszenen des Marienoffiziums, der Fßrbitten und des Totenoffiziums. Besonders beeindruckend sind zwÜlf einen Kalender begleitende Monatsbilder gestaltet, die ganz von der Erregung der Zeit geprägt sind und ßber denen fast wie Unheilszeichen schwebend die Tierkreiszeichen im Himmel erscheinen.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Grandes Heures de Rohan
Rohan Hours
Grandes Horas de Rohan
Grand Hours of Rohan
Umfang / Format
478 Seiten / 23,0 × 20,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1430–1435
Stil
Sprache
Schrift
Gotisch
Buchschmuck
Jede Seite ist mit mindestens einer Miniatur und Goldschmuck ausgestattet, insgesamt 537 Miniaturen (12 ganzseitige, 54 halbseitige und 471 mittelgroße)
Inhalt
Stundengebet
Auftraggeber
Wahrscheinlich Jolanthe von Aragón (1380–1443), die Frau Herzog Ludwigs II. (1377 –1417)
KĂźnstler / Schule
Vorbesitzer
René d’Anjou (1409–80)
Isabella Stuart (1426–94), Herzogin der Bretagne
John II., Vizegraf von Rohan (1452–1516)
Jesuiten
Louis César de La Baume Le Blanc, Herzog von La Vallière (1708 –80)
FranzĂśsische KĂśnigliche Bibliothek

VerfĂźgbare Faksimile-Editionen:
Rohan-Stundenbuch – AyN Ediciones – Ms. Lat. 9471 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
AyN Ediciones – Madrid, 2006
Limitierung: 995 Exemplare
Detailbild

Rohan-Stundenbuch

Gott als mittelalterlicher KĂśnig

Gott blickt hier mit einem Ausdruck tiefen Mitgefühls auf seinem weisen Gesicht herab auf den Leichnam eines Mannes. Er ist nicht nur mit einem Nimbus ausgestattet, sondern auch mit Krone und Reichsapfel. An seiner rechten Schulter lehnt ein silbernes Schwert, dessen Parierstange er mit zwei Fingern umschließt. Auf der linken Seite versucht ein Dämon zeitgleich die Seele des Verstorbenen zu entführen, doch holt der Erzengel Michael bereits zum Schwerthieb aus, als im Hintergrund weitere Engel auftauchen.

Rohan-Stundenbuch – AyN Ediciones – Ms. Lat. 9471 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
Einzelseite

Rohan-Stundenbuch

Beweinung der Jungfrau Maria

Die vorliegende ganzseitige Miniatur ist wahrscheinlich das bedeutungsvollste Kunstwerk des so genannten Rohan-Meisters, das das berühmte Stundenbuch bereichert. Es ist so ungewöhnlich, weil in dieser archetypischen Szene in der Regel die Jungfrau Maria darstellt wird, wie sie den Leichnam Jesu auf ihrem Schoß hält. Hier jedoch muss ihr eigener schlaffer Körper vom Apostel Johannes festgehalten werden, der mit Bestürzung in das gleichfalls traurige Antlitz Gottes schaut, als er vergeblich versucht, sie zu trösten.

Gottes Nimbus überschreitet den Rahmen der Miniatur, als würde er nur kurz seinen Kopf in die Szene vom Himmel aus hineinstecken. Der nachtblaue Himmel ist voller Sterne und Engelsflügel. Christi nackter Körper liegt blutbespritzt auf dem Boden – die Wunden an Händen, Füßen und der Seite sind sichtbar und die Dornenkrone noch auf seinem Kopf.

Rohan-Stundenbuch – AyN Ediciones – Ms. Lat. 9471 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
Faksimile-Editionen

#1 Grandes Horas de Rohan

AyN Ediciones – Madrid, 2006

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: AyN Ediciones – Madrid, 2006
Limitierung: 995 Exemplare
Einband: Leder mit feiner Goldprägung
Kommentar: 1 Band (377 Seiten) von Ana Domínguez Rodríguez, Elisa Ruiz Garcia, Gregorio Solera und Javier Docampo
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht mĂśglicherweise nicht dem ursprĂźnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂźgbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
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