Chronik von der heiligen Stadt Köln

Chronik von der heiligen Stadt Köln – Friedrich Wittig Verlag – Inc.d. 77 – Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln (Köln, Deutschland)

Köln (Deutschland) — 1499

Gleich nach dem Erscheinen von der Zensur wieder verboten: Die erste umfassende Geschichte der Stadt Köln, von der Schöpfung bis zum Ende des 15. Jahrhunderts mit 368 Holzschnitten

  1. Johann Koelhoff der Jüngere (gest. 1502) war ein Krämer, der in der späten Inkunabelzeit zum Drucker wurde

  2. Die Chronik, die seinen Namen trägt, aber von einem anonymen Autor verfasst wurde, erschien am 23. August 1499

  3. Sie wurde nur drei Monate später wegen ihrer scharfen Kritik an weltlichen und geistlichen Herrschern verboten

Chronik von der heiligen Stadt Köln

Inc.d. 77 Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln (Köln, Deutschland)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Chronik von der heiligen Stadt Köln

Johann Koelhoff der Jüngere war ein Krämer, der in der späten Inkunabelzeit zum Drucker wurde. Das wichtigste Werk, das er veröffentlichte, trägt auch seinen Namen, die Koelhoff-Chronik. Ursprünglich hatte sie den niederdeutschen Titel Die Cronica van der hilliger Stat van Coellen oder "Die Chronik der heiligen Stadt Köln". Diese von einem unbekannten Autor verfasste Chronik ist mit 368 Holzschnitten in ähnlicher Weise illustriert wie die Nürnberger Chronik von Hartmann Schedel. Sie erschien am 23. August 1499 in einer Auflage von etwa 250 Exemplaren und wurde bereits drei Monate später wegen der scharfen Kritik des anonymen Verfassers an den weltlichen und geistlichen Führern verboten.
Sie ist die erste umfassende Geschichte der Stadt Köln von der Schöpfung bis zum Ende des 15. Jahrhunderts und gilt als eines der wichtigsten und kompaktesten universalgeschichtlichen Werke des Spätmittelalters. Die darin enthaltenen Informationen über die Stadt ab der Mitte des 15. Jahrhunderts sind recht zuverlässig. Währnd die meisten Originale dieser Inkunabel unvollständig sind und viele schlecht koloriert waren, hat ein vollständiges und unkoloriertes Exemplar überlebt und diente als Vorlage für diese schöne Faksimile-Ausgabe.

Chronik von der heiligen Stadt Köln

Im 13. Jahrhundert war Köln mit 20.000-25.000 Einwohnern die größte deutsche Stadt, ein wichtiges Handelszentrum und ein beliebtes Pilgerziel, nachdem 1164 die Reliquien der Heiligen Drei Könige dorthin überführt worden waren. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Werks im Jahr 1499 hatte Köln den Höhepunkt seiner Größe erreicht, bevor es im 16. Jahrhundert seine wirtschaftliche Vormachtstellung verlor. Diese Stadtchronik, die von Johann Koelhoff dem Jüngeren (gest. 1502) stammt, aber von einem unbekannten Autor, wahrscheinlich dem Rheinbacher Schulmeister Johann Stump, verfasst wurde, ist eines der kompaktesten Werke zur Universalgeschichte des Spätmittelalters.
Bis zum Jahr 1445 ist der größte Teil des Textes eine Zusammenstellung wortgetreu abgeschriebener Quellen, die Köln in altkölschem Dialekt patriotisch verherrlichen und viel klerikale Kritik enthalten, vor allem am Erzbischof, einem mächtigen Kirchenfürsten, der auch die weltliche Macht über die Stadt ausübte. Die darin enthaltenen Informationen über die Stadt Köln aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gelten als einigermaßen zuverlässig. Sie stellt die umfassendste Geschichte Kölns aus dem Mittelalter dar und übte einen starken Einfluss auf die historische Literatur des 16. Jahrhunderts** aus, die sie oft wörtlich übernahm.

Entstehung der Chronik

Johann Koelhoff der Jüngere übernahm 1493 die Druckerei seines Vaters und begann im Jahr darauf mit den Vorarbeiten für die Chronik. Sie wurde aus verschiedenen Textquellen zusammengestellt, darunter die gereimte Chronik der Stadt Köln von Gottfried Hagen (1230–1299) aus dem Jahr 1270 und die 1472 erschienene Agrippina, die erste universalhistorische Stadtchronik von Heinrich van Beeck, in der er die Aufgaben des Erzbischofs beschrieb.
Die 368 kolorierten Holzschnitte, die den Text illustrieren, darunter 12 ganzseitige Bilder und eine doppelseitige Tafel, orientieren sich an der Schedel'schen Weltchronik, die ebenfalls eine Quelle für den Text war. Die gemeinsamen stilistischen Merkmale und die zahlreichen authentischen Stadtansichten weisen darauf hin, dass sie alle von Kölner Künstlern geschaffen wurden. Neben den Darstellungen der Stadt und ihrer Bewohner finden sich auch zahlreiche Holzschnitte mit den Wappen prominenter Familien und den Wappen der Zünfte.
Die Chronik war jedoch ein finanzielles Desaster für Koelhoff, der sich bei der Arbeit an dem jahrelangen Projekt offenbar übernommen hatte. Nachdem er einige Immobilien verkauft hatte, um die endgültige Veröffentlichung des Werks zu finanzieren, war Koelhoff gezwungen, die Druckerei, die er von seinem Vater geerbt hatte, 6 Jahre später zu schließen.

Episoden aus der Geschichte Kölns

Die Chronik beginnt mit der Erschaffung Evas und setzt mit einer allgemeinen Weltgeschichte ein, in die auf Blatt 30 erstmals die Geschichte Kölns integriert wird. Die Chronologie, die sich über die biblische, antike und mittelalterliche Geschichte erstreckt, ist in die Regierungszeiten von Kaisern, Königen, Bischöfen und Päpsten unterteilt.
Ein Holzschnitt auf Blatt 58 zeigt den römischen Kaiser Trajan (53–117) im Gewand eines mittelalterlichen Herrschers unter einem Baldachin neben dem Kölner Wappen. Er besteht aus drei Kronen für die Heiligen Drei Könige, deren Gebeine im Dom als heilige Reliquien aufbewahrt werden, sowie elf Flammen für die 11.000 jungfräulichen Mägde, die der Legende nach von einer Pilgerfahrt nach Rom zurückkehrten, als sie im Jahr 383 zusammen mit der heiligen Ursula von den Köln belagernden Hunnen gemartert wurden. Die fünfzehn Figuren, die vor ihm stehen und zu beiden Seiten eine Banderole hochhalten, stellen die Ursprünge der alten Kölner Patrizierfamilien dar, die auf den römischen Adel zurückgehen.
Weitere wichtige historische Ereignisse sind eine Belagerung der Stadt im Jahr 1265 oder ein Statusbericht über den Bau des Doms, wonach die Türme im Jahr 1437 eine Höhe von 59 Metern erreicht hatten. Eine ausführliche Darstellung des Weberaufstandes von 1369–71, einer Reihe blutiger Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Weberzunft und der politischen Führung Kölns im Zuge eines Skandals, bei dem städtische Gelder veruntreut worden waren, beleuchtet die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln und liefert so eine differenzierte und vielschichtige Interpretation der Ereignisse.

Ein verbotenes Werk

Die Kritik des Autors an der geistlichen und weltlichen Obrigkeit der Stadt Köln war so heftig, dass das Werk drei Monate nach Erscheinen verboten und beschlagnahmt wurde. Einige Seiten wurden auf Betreiben der Kirche ersetzt, aber die meisten der ursprünglichen Codices blieben erhalten. Von den etwa 150 erhaltenen Exemplaren befinden sich nicht mehr als 20 in Privatbesitz und werden bei Auktionen zu Preisen von bis zu 38.000 € verkauft. Bei dem vorliegenden Codex handelt es sich um das Exemplar, das in der Erzbischöflichen Diözesan- und Dombibliothek Köln unter der Signatur Inc.d. 77 aufbewahrt wird.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Chronicle of the Holy City of Cologne
Koehlhoffsche Chronik
Kölnische Chronik
Umfang / Format
736 Seiten / 31,0 × 21,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1499
Sprache
Buchschmuck
Zahlreiche Schwarz-weiß-Illustrationen
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Chronik von der heiligen Stadt Köln – Friedrich Wittig Verlag – Inc.d. 77 – Erzbischöfliche Diözesan- und Dombibliothek Köln (Köln, Deutschland)
Friedrich Wittig Verlag – Hamburg, 1982
Limitierung: 177 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 Cronica van der hilliger Stat Coellen (Normalausgabe)

Friedrich Wittig Verlag – Hamburg, 1982

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Friedrich Wittig Verlag – Hamburg, 1982
Limitierung: 177 Exemplare
Einband: Schuber
Kommentar: 1 Band von Severin Corsten
Sprache: Deutsch
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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