Die Suche nach dem Heiligen Gral und der Tod des Königs Artus
Am 4. Juli 1470 wurde in der Werkstatt des talentierten Buchmalers Ăvrard d'Espinques eine kostbare und auĂergewöhnliche Handschrift fĂŒr den Grafen von Nemours, Jacques d'Armagnac (1433â1477), fertiggestellt: Die Suche nach dem Heiligen Gral und der Tod des Königs Artus. Sie enthĂ€lt eine monarchiekritische Zusammenstellung der legendĂ€ren ErzĂ€hlungen ĂŒber die Suche nach dem mystischen Abendmahlskelch und wurde mit 133 kleineren und groĂen Miniaturen, goldgeschmĂŒckten BordĂŒren und wunderschönen Zierinitialen reich ausgestattet. Die Bilder betonen dabei nicht nur die kriegerischen Facetten der Geschichten, sondern geben uns heute einen farbenfrohen Einblick in eine idealisierte Welt des spĂ€tmittelalterlichen Rittertums.
Ein fĂŒrstlicher Auftrag
Als groĂer Liebhaber der Legenden rund um König Artus lieĂ Jacques d'Armagnac (1433â1477), Herzog von Nemours und Graf von La Marche und Castres, vier illuminierte Handschriften zu diesem Thema fĂŒr seine Bibliothek in seiner Residenz in Castres im Languedoc herstellen. WĂ€hrend der erste Band bereits im 16. Jahrhundert verloren ging, ĂŒberlebten die anderen drei kostbaren Codices die Wirren der Zeit und werden heute in der BibliothĂšque nationale de France verwahrt. Das vierte Manuskript, Die Suche nach dem Heiligen Gral und der Tod des Königs Artus, wurde am 4. Juli 1470 fĂŒr den Herzog fertiggestellt und ist am aufwĂ€ndigsten ausgestattet. Es ist ein kunstvolles Zeugnis des MĂ€zenatentums des Herzogs von Nemours, der nicht nur ein groĂer Förderer der Buchmalerei war, sondern insbesondere aufgrund seiner Rebellion gegen die französische Krone in die Geschichte einging, die ihn 1477 schlieĂlich seinen Kopf kostete.
Monarchie-Kritik in einem Klassiker der mittelalterlichen Literatur
Die prĂ€chtige Handschrift enthĂ€lt eine auĂergewöhnliche Zusammenstellung der legendĂ€ren ErzĂ€hlungen ĂŒber die Suche nach dem Heiligen Gral (fol. 1r-182r) und die Legende vom Tod König Artus' (fol. 182r-233r). Die Gralssuche wird in einer Version dargestellt, in der König Artus gemeinsam mit den Rittern der Tafelrunde auf die Suche nach dem mystischen GefÀà geht, mit dem Jesus das Letzte Abendmahl feierte und in dem Joseph von ArimathĂ€a das Blut Christi am Kreuz auffing. In dem spĂ€tmittelalterlichen Codex wurden die berĂŒhmten ErzĂ€hlungen, die im 12. und 13. Jahrhundert aufkamen, an die verĂ€nderten kulturellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst. So wurde etwa eine Episode ĂŒber den Tod von König Markus aus der Tristan-Legende (fol. 160r-163r) aufgenommen, was in der französischen Tradition recht ungewöhnlich ist. Erstaunlich ist zudem, dass sowohl auf der Text- als auch auf der Bildebene eine kritische Haltung gegenĂŒber der zentralistischen Monarchie in Frankreich angedeutet wird.
Ein Blick in die Welt des Rittertums
Der zweispaltige Text wurde von Micheau Gonnot, einem Schreiber in Diensten des Herzogs, in einer hervorragend leserlichen Bastarda mit dynamischem Schwung geschrieben. Der ordentliche Schriftspiegel wird immer wieder von insgesamt 133 unterschiedlich groĂen, farbenprĂ€chtigen und meist goldgeschmĂŒckten Miniaturen unterbrochen. Viele von ihnen erstrecken sich ĂŒber beide Textspalten nehmen beinahe eine halbe Seite ein. Die meisten lesen sich jedoch wie kleine Fenster in die Geschichten und sind einspaltig in den Schriftspiegel integriert. Dabei nehmen Turnier- und Schlachtszenen, die das spĂ€tmittelalterliche Rittertum idealisieren und romantisieren, besonders viel Raum ein und betonen damit die martialischen Momente der ErzĂ€hlungen. Gleichzeitig sorgen die Miniaturen aber auch fĂŒr Ordnung und Struktur und helfen den Lesern und Leserinnen bei der Orientierung in dem 233 Pergamentfolios umfassenden Codex. Vegetabile BordĂŒren und ornamentale Initialen mit vielen goldenen Details heben wichtige Textstellen zusĂ€tzlich hervor, leiten neue Abschnitte und Kapitel ein und schmĂŒcken zusammen die klar strukturierten Seiten.
Meisterliche Buchmalerei
Die malerische Ausstattung der wunderschönen Handschrift wurde von der Werkstatt des erfolgreichen Buchmalers Ăvrard d'Espinques ĂŒbernommen. Dieser stammte eigentlich aus Norddeutschland, war jedoch ab 1440 in Paris und spĂ€ter in der Grafschaft La Marche aktiv und wurde ab 1461 von Jacques d'Armagnac als Buchmaler âangestelltâ. Als solcher war er fĂŒr die kunstvolle Illumination einiger Manuskripte mit höfischer Literatur verantwortlich, von denen heute noch einige erhalten sind.
In königlichem Besitz
Nach dem Tod des Herzogs kam der Codex in den Besitz der Familie Montjehan. SpĂ€ter befand er sich in der Bibliothek von Karl III. (1490â1527), Herzog von Bourbon. Auch dort blieb die Handschrift nicht allzu lange, gelangte sie doch schon alsbald in die HĂ€nde des französischen Königs Franz I. (1494â1547). Dort blieb die Handschrift bis zur Auflösung der königlichen Bibliothek 1792, die zur NeugrĂŒndung der BibliothĂšque nationale fĂŒhrte, wo sich das Manuskript noch heute befindet.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Il manoscritto Français 112(3)
Quest for the Holy Grail and Death of King Arthur
La Queste del Saint-Graal, La Mort du roi Artu
Re ArtĂč
I Cavalieri della Tavola Rotonda e la Ricerca del Santo Graal
Compilation arthurienne de Micheau Gonnot
Le denier livre de messire Lancelot du Lac - Umfang / Format
- 466 Seiten / 43,0 Ă 30,0 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- 4. Juli 1470
- Stil
- Genre
- Sprache
- Schrift
- Französische Bastarda
- Buchschmuck
- 9 groĂe und 121 spaltenbreite Miniaturen, unzĂ€hlige Zierinitialen und florale BordĂŒren
- Inhalt
- Eine einzigartige Text-Kompilation, die die Legenden ĂŒber die Suche nach dem Heiligen Gral, den Tod von König Artus und Tristan zusammenfĂŒhrt
- Auftraggeber
- Jacques d'Armagnac
- KĂŒnstler / Schule
- Evrard d'Espinques (Buchmaler)
Micheau Gonnot (Schreiber) - Vorbesitzer
- Montjehan Familie
Charles III., Herzog von Bourbon-Montpensier
#1 Il manoscritto Français 112(3)
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Italienisch
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