Evangelistar aus St. Peter

Evangelistar aus St. Peter – Feuermann Verlag – Cod. St. Peter perg. 7 – Badische Landesbibliothek (Karlsruhe, Deutschland)

Abtei Weissenburg, Elsass (Frankreich) — 1200

Ein farbenfrohes, goldschimmerndes Meisterwerk romanischer Buchkunst: Zwölf meisterhafte ganzseitige Miniaturen und zwölf dekorative, teils historisierte Initialen zur Zierde des Evangeliums

  1. Die aufwendig illuminierte Handschrift stammt aus der Abtei St. Peter im Schwarzwald (ca. 1200)

  2. Sie zeigt monumentale und düstere, aber ausdrucksstarke Figuren vor leuchtend blauen Hintergründen

  3. Einflüsse des ottonischen Stils wurden mit denen der aufkommenden Gotik vermischt

Evangelistar aus St. Peter

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Preiskategorie: €
(unter 1.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Evangelistar aus St. Peter

Die Abtei St. Peter im Schwarzwald ist ein ehemaliges Benediktinerkloster, das um 1073 gegründet wurde und zweimal den Standort wechseln musste, bevor es sich um 1090 endgültig bei Freiburg niederließ. Dank zahlreicher Geld- und Landschenkungen gelangte St. Peter zu Reichtum, wovon die prächtige und anspruchsvolle Ausmalung der vorliegenden romanischen Handschrift zeugt. Entstanden in einem elsässischen Kloster um 1200, die zwölf raffinierten und gut gestalteten ganzseitigen Miniaturen in breiten, gemusterten Rahmen deuten auf die Hände zweier Meister hin. Die Farben Rot, Blau, Grün und Gold dominieren die Bildsprache, die monumentale und düstere, aber ausdrucksstarke Figuren in Szenen mit leuchtenden, einfarbig blauen Hintergründen zeigt. Obwohl sie eindeutig von der ottonischen Buchmalerei beeinflusst sind, weisen sie bereits Merkmale des aufkommenden gotischen Stils auf. Zwölf dekorative und manchmal historisierte Initialen mit Blattranken, Drachen und menschlichen Figuren leiten die kunstvoll geschriebenen, rot-gold umrahmten Textauszüge aus den Evangelien ein.

Evangelistar aus St. Peter

Das Evangelistar aus der Abtei St. Peter im Schwarzwald ist einzigartig unter den Büchern, denn es enthält nicht die Liturgie für den sonntäglichen Gottesdienst, sondern ist eine Luxushandschrift, die Texte ausschließlich für die zwölf wichtigsten Feste des Kirchenjahres enthält. Wahrscheinlich war sie auch dazu gedacht, öffentlich ausgestellt werden, um den Reichtum und die Bildung des Klosters und seiner Gemeinschaft zu demonstrieren. Jedes Fest wird durch eine ganzseitige Miniatur, eine dekorative (manchmal historisierte) Initiale und einen goldenen und roten Rahmen um den Text reich verziert. Für die Umrahmung wurde jedoch kein Blattgold verwendet, sondern eine rötlich schimmernde Goldbronze, die dezenter ist als das hochglanzpolierte Blattgold für die Miniaturen und Initialen. Die Umrahmung wirkt daher zurückhaltend und wird so ihrer Funktion als Begleiter des Textes und anderer dekorativer Elemente ausgesprochen gerecht. Diese Handschrift bietet eine seltene und wunderbare Mischung künstlerischer Stile des 12. und 13. Jahrhunderts.

Dem Rätsel der Handschrift auf der Spur

Wie bei den meisten der 200 Manuskripte, die einst zur Bibliothek der Abtei gehörten, ist nur wenig über die Herkunft dieses Evangelienbuchs bekannt, und es bedurfte einiger Detektivarbeit von Forschern, um herauszufinden, wo es hergestellt wurde. Anhand von Elementen des Manuskripts wie dem Kalendarium konnten die Forscher jedoch feststellen, dass es ursprünglich für ein elsässisches Kloster erstellt wurde, das unter dem Patronat der beiden Heiligen Petrus und Paulus stand. Das einzige Kloster in der Region, das diese Kriterien erfüllt, ist die Benediktinerabtei Weißenburg, die als Hirsauer Reformkloster einerseits mit Klöstern in der Maas-Mosel-Region wie Echternach und andererseits mit den Bistümern Speyer und Straßburg verbunden war, was die zahlreichen künstlerischen Einflüsse erklärt, die im Evangelienbuch zu sehen sind. Mit Hilfe des Kalenders konnte festgestellt werden, dass es sich bei den beiden seltsamen Figuren im Hintergrund der Allerheiligen-Miniatur mit der Bergpredigt (fol. 12v) um die syrischen Heiligen Sergius und Bachus handelt, gemarterte römische christliche Soldaten des 4. Jahrhunderts, deren Reliquien von Abt Otgar (gest. 847) von Rom nach Weißenburg gebracht wurden. Diese kostbare Handschrift gilt als die einzige erhaltene prächtig ausgestattete Handschrift aus dem Skriptorium der Abtei Weißenburg.

Eine faszinierende Mischung von Stilen und Einflüssen

Die prächtige Buchmalerei der Handschrift zeigt Einflüsse aus verschiedenen Quellen, darunter ein Perikopenbuch aus Paris, ein Mainzer Messbuch, die Ikonographie des Hortus Deliciarum, eine Gruppe von Elfenbeinschnitzereien aus Köln aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und die Glasfenster des Straßburger Münsters, die etwa zur gleichen Zeit wie die Handschrift fertiggestellt wurden. Einflüsse aus dem Hortus zeigen sich in den Schrittmotiven der sich nähernden Engel, der Struktur ihres Faltenwurfs und der Darstellung von Ziegeldächern. Ähnlichkeiten mit den Straßburger Fenstern, die ihrerseits von byzantinischen Mosaiken und Elfenbeintafeln beeinflusst wurden, finden sich in den eleganten Figuren des heiligen Johannes und des Salomonischen Gerichts. Sie haben ähnliche Kopfformen mit großen Augen und Nasen mit kräftigen Brücken, turbanartige Kopftücher für die Frauen und Jugendliche mit kurzen, gewellten, in der Mitte gescheitelten Haaren. Diese Handschrift repräsentiert somit das Beste der elsässischen und oberrheinischen Kunst des 12. und 13. Jahrhunderts.

Die bewegte Geschichte der Abtei St. Peter

Die Abtei St. Peter im Schwarzwald hatte zwischen ihrer Gründung im Jahr 1093 und ihrer Auflösung im Zuge der Säkularisation im Jahr 1806 eine sehr bewegte 700-jährige Geschichte. Sie litt unter verheerenden Bränden in den Jahren 1238 und 1437, wurde im Dreißigjährigen Krieg völlig geplündert und zerstört und brannte schon 1678 erneut ab, bevor sie im barocken Stil wiederaufgebaut wurde. Diese schrecklichen Ereignisse zerstörten natürlich auch immer wieder die Bibliothek der Abtei.
Der Bau der heutigen Bibliothek, die von Peter Thumb (1681–1767) entworfen wurde, begann Ende der 1730er Jahre, wurde aber aufgrund der Besetzung durch die französische Armee und des Widerstands der Bauern, die gesetzlich verpflichtet waren, Arbeitskräfte für den Bau zu stellen, elf Jahre lang verzögert. Nach ihrer Fertigstellung wurde die schön bemalte und mit Statuen geschmückte Bibliothek als einer der schönsten Rokokosäle der Region angesehen. Der kunstbegeisterte bibliophile Abt Philip Jakob Steyrer (1715–95) bemühte sich um den Wiederaufbau der Bibliothek, die bei seiner Ernennung zum Abt 1000 Bücher zählte. Zum Zeitpunkt seines Todes umfasste die Bibliothek etwa 20000 Bücher, und das Herzstück der Sammlung bestand aus 200 mittelalterlichen Handschriften, darunter dieses schöne Evangelistar.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Gospel Book from St. Peter’s
Das Evangelistar aus St. Peter
Umfang / Format
26 Seiten / 23,5 × 27,5 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1200
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Minuskel
Buchschmuck
12 beinahe quadratische ganzseitige Miniaturen und 12 goldgerahmte Textseiten

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Evangelistar aus St. Peter – Feuermann Verlag – Cod. St. Peter perg. 7 – Badische Landesbibliothek (Karlsruhe, Deutschland)
Feuermann Verlag – Basel, 1971
Limitierung: Nicht limitiert

Evangelistar aus St. Peter – Feuermann Verlag – Cod. St. Peter perg. 7 – Badische Landesbibliothek (Karlsruhe, Deutschland)
Feuermann Verlag – Basel, 1971
Limitierung: 500 Exemplare
Detailbild

Evangelistar aus St. Peter

Das Martyrium des heiligen Paulus

Verschiedene antike Quellen berichten, wie der Apostel Paulus nach dem großen Brand Roms während der neronianischen Verfolgung verhaftet und nach Rom gebracht wurde. Man sagt, dass er wie Johannes der Täufer enthauptet und etwa zur gleichen Zeit wie der heilige Petrus gemartert wurde. So gestaltet sich das gängige Bild von ihm in der Martyrologie. Eine Legende besagt weiter, dass Paulus am Aquae Salviae getötet wurde, dass nach seiner Enthauptung sein abgetrennter Kopf dreimal aufgesprungen und genau dort Wasser aufgestiegen sei, wo er den Boden berührte. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Kirche, die als San Paolo alle Tre Fontane oder "St. Paulus an den drei Brunnen" bekannt ist.

Evangelistar aus St. Peter – Feuermann Verlag – Cod. St. Peter perg. 7 – Badische Landesbibliothek (Karlsruhe, Deutschland)
Einzelseite

Evangelistar aus St. Peter

Die Geburt Christi

Diese schöne Miniatur, die auf der gegenüberliegenden Seite mit „In Nativitate Domini" gekennzeichnet ist, zeigt die Heilige Familie in Begleitung von drei weiteren weiblichen Figuren, bei denen es sich wahrscheinlich um Verwandte oder Hebammen handelt, die bei der Geburt geholfen haben. Joseph ist mit einem spitzen „Judenhut“ dargestellt, alle Figuren haben erschöpfte Gesichtsausdrücke und können ihre Augen vor Anstrengung kaum mehr offen halten.

Um den Ochsen und den Esel, die neben der Krippe liegen, in dieser dicht gedrängten Komposition darzustellen, zeichnete sie der Künstler schwebend hinter der Krippe, was ihnen eine gewisse Beweglichkeit verleiht. Zwei Engel erscheinen unter den Bögen des kreativ gestalteten architektonischen Hintergrunds und weisen deutlich auf den neugeborenen Messias hin. Die Heiligen Drei Könige sind zwar noch nicht eingetroffen, aber in der Ferne schimmert schon der Stern, der ihnen den richtigen Weg weist.

Evangelistar aus St. Peter – Feuermann Verlag – Cod. St. Peter perg. 7 – Badische Landesbibliothek (Karlsruhe, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Das Evangelistar aus St. Peter (Normalausgabe)

Feuermann Verlag – Basel, 1971

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Feuermann Verlag – Basel, 1971
Limitierung: Nicht limitiert
Einband: Leineneinband
Kommentar: 1 Band von Ellen Judith Beer und Franz Anselm Schmitt
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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(unter 1.000€)

#2 Das Evangelistar aus St. Peter (Vorzugsausgabe)

Feuermann Verlag – Basel, 1971

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Feuermann Verlag – Basel, 1971
Limitierung: 500 Exemplare
Einband: Ledereinband
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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