Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr

Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr – Müller & Schindler – Hs 6146 – Germanisches Nationalmuseum (Nuremberg, Deutschland)

Nürnberg (Deutschland) — 1360–1400

Eine der ersten Autobiographien in deutscher Sprache und zugleich Grundlage der mittelalterlichen Geschichtsschreibung der Stadt Nürnberg: Ulman Stromers "kleines Buch"

  1. Ulman Stromer (1329-1407) war ein deutscher Kaufmann, Großhändler, Fabrikant und Ratsherr in Nürnberg, der 1390 die erste Papiermühle nördlich der Alpen errichtete

  2. Seine erstaunlich unvoreingenommene Autobiographie schrieb er in mehreren Etappen zwischen 1360 und 1401

  3. Darin berichtet er von seiner Familie und gibt Informationen über zeitgenössische und wirtschaftliche Umstände

Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr

Ulman Stromer war ein deutscher Kaufmann, Großhändler, Fabrikant und Ratsherr in Nürnberg, der 1390 die erste Papiermühle nördlich der Alpen errichtete. Das Handelsnetz seiner Familie reichte bis nach Barcelona, Genua, Mailand, Krakau, Riga, Lemberg und Asow. Stromer engagierte sich in der Politik und unterstützte Rupert II., Pfalzgraf bei Rhein, finanziell: Dieser wollte König Wenzel IV. von Böhmen absetzen und an seiner Stelle den eigenen Sohn, der ebenfalls Rupert hieß, auf den Thron bringen, was 1400 auch tatsächlich geschah.
Stromers Püchel von meim geslecht und von abentewr, das als eines der ersten autobiografischen Werke in deutscher Sprache gilt, wurde zwischen 1360 und 1401 verfasst und gilt als Beginn der mittelalterlichen Geschichtsschreibung der Stadt Nürnberg. Das Werk behandelt drei eng miteinander verwobene Themen: seine Familie und ihre Mitteilungen (geslecht) sowie politische Ereignisse und wirtschaftliche Informationen (abentewr). Ulman behandelt die Ereignisse - auch die, die ihn und seine Verwandten unmittelbar betrafen - überraschend sachlich und fair und die meisten seiner Behauptungen konnten von Historikern bestätigt werden.

Ulman Stromer - Püchel von meinem geslecht und von abentewr

Dieses Werk von Ulman Stromer (1329-1407) markiert den Beginn der Nürnberger Geschichtsschreibung und gilt als *Frühwerk mit "autobiographischen" Zügen in deutscher Sprache. Das früheste Nürnberger Familienbuch liefert auch wichtige Informationen über das Patriziat der Reichsstadt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es enthält Informationen über seine Unternehmer- und Ratsfamilie - "mein geslecht" - sowie eine Darstellung der politischen und wirtschaftlichen Ereignisse in Nürnberg - "abentewr". Ulman gibt an, seine Aufzeichnungen im Jahr 1360 begonnen zu haben, wobei der Großteil der Einträge aus den Jahren 1385-95 stammt und ein letzter großer Nachtrag aus dem Jahr 1400.
Die drei Hauptthemen dieses Werkes - Familie, Politik und Wirtschaft - sind so eng miteinander verwoben, dass sie nicht voneinander zu trennen sind, denn "Stromer war zugleich Politiker, Kaufmann und Mitglied des einflussreichen, hochangesehenen Nürnberger Stromers - das eine bedingte das andere" (Schneider). Stromer ist als Chronist bemerkenswert unparteiisch und lässt vor allem einige Ereignisse aus, an denen er direkt beteiligt war, vermutlich um die Objektivität zu wahren. Allerdings nimmt die Verlässlichkeit von Stromers Berichten mit dem zeitlichen oder räumlichen Abstand zu einem Ereignis ab. Die Einträge in seiner Chronik sind etwas willkürlich und mit unzähligen Querverweisen versehen.

Familie

Die Informationen über die Stromer-Familie umfassen die Herkunft der Minister sowie lange Listen mit den Namen von Familienmitgliedern und verstorbenen Verwandten der anderen Ratsfamilien, von denen die Mehrheit mit den Stromers verwandt war. Der Grund für diese Auflistungen wird von Ulman selbst genannt: "ir wirt vil vergessen, di niht geschriben warden" - "du wirst vieles vergessen, was nicht geschrieben ist". Weitere Details aus dem Familienleben des Autors sind der Kauf eines großen Anwesens nördlich der Frauenkirche und ein Streit mit der Familie Nützel über ihr gemeinsames Wappen. Der Rat der Stadt beschloss 1380, dass beide das gleiche Wappen führen durften, was sie auch bis 1548 taten.

Politik

Stromer dokumentiert politische Ereignisse in der Stadt Nürnberg und im gesamten Heiligen Römischen Reich von 1349 bis 1401 mit der für ihn typischen Nüchternheit und Sachlichkeit. Zu den kaiserlichen Angelegenheiten gehören die Absetzung Wenzels IV. als deutscher König zugunsten Rupert von Wittelsbachs, die Stromer unterstützte, und ein Städtekrieg, in dem Nürnberg dem Schwäbischen Bund beitrat. Zu den bemerkenswerten Ereignissen in Nürnberg gehören das berüchtigte Judenpogrom von 1348 und der Bau einer Mauer um die Nürnberger Burg mit Unterstützung des römischen Kaisers Karl IV. Sowohl Stromer als auch seine engsten Familienangehörigen waren an den meisten dieser Ereignisse persönlich beteiligt.

Wirtschaft

In einer Reihe von Aufzählungen werden wirtschaftliche Daten aufgeführt, darunter Zölle, Standardgewichte und -maße sowie Informationen über Münzprägungen aus so weit entfernten Ländern wie Iberien im Westen und dem Asowschen Meer im Osten. Viele dieser Informationen sind auch für die Rekonstruktion von Details aus den frühen Jahren von Stromers Leben nützlich. Die Geschichte der Papiermühle seiner Familie, die im Manuskript wiedergegeben ist, wird zusammen mit den Verträgen mehrerer Angestellter aufgeführt. Dies gibt uns einen wertvollen Einblick in die entstehende europäische Papierindustrie sowie in die Art der Arbeitsverhältnisse im 14. Jahrhundert.

Der Püchel als Quelle

Stromers Werk hatte zu seinen Lebzeiten Erfolg in Nürnberg und kann somit als Grundlage der mittelalterlichen Geschichtsschreibung in der Stadt gelten. Als Quelle zeugt Ulmans Werk vor allem von dem ausgesprochenen Selbstbewusstsein des Nürnberger Patriziats im 14. Jahrhundert, das in dieser Zeit einen beispiellosen politischen und sozialen Aufstieg erlebte. Eine wissenschaftliche Ausgabe wurde im 1. Band der Chroniken der Deutschen Städte von Karl Hegel veröffentlicht, der 1862 erschienen ist. Seitdem wird sie regelmäßig als maßgebliche Quelle für die Geschichte Nürnbergs herangezogen. Es ist jedoch umstritten, wie es als Quelle zu bewerten ist. Obwohl es zweifellos autobiografischen Charakter hat, ist die Einstufung als Autobiografie problematisch, aber es ist aufgrund der von Stromer angestellten wirtschaftlichen Überlegungen auch mehr als ein historisches Werk oder ein einfaches Familienbuch. Daher wird es in der neueren Forschung als "Gedenkbuch" mit einer "gleichgewichtigen Kombination von wirtschaftlichen, familiären und historisch-politischen Aufzeichnungen " (Schneider) eingestuft.

Kodikologie

Umfang / Format
48 Seiten / 22,0 × 15,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1360–1400
Sprache
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr – Müller & Schindler – Hs 6146 – Germanisches Nationalmuseum (Nuremberg, Deutschland)
Müller & Schindler – Stuttgart, 1990
Limitierung: 200 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 Ulman Stromer: Püchel von meim geslecht und von abentewr

Müller & Schindler – Stuttgart, 1990
Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr – Müller & Schindler – Hs 6146 – Germanisches Nationalmuseum (Nuremberg, Deutschland)
Ulman Stromer - Püchel von meim geslecht und von abentewr – Müller & Schindler – Hs 6146 – Germanisches Nationalmuseum (Nuremberg, Deutschland) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Müller & Schindler – Stuttgart, 1990
Limitierung: 200 Exemplare
Einband: Schuber
Kommentar: 1 Band (277 S.) von Lotte Kurras, Lore Sporhan-Krempel, Wolfgang Stromer von Reichenbach und Ludwig Veit
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
Filterauswahl
Verlag