Hymne an die Dreifaltigkeit

Hymne an die Dreifaltigkeit  – Orbis Mediaevalis – Vitr/26/3 – Biblioteca Nacional de España (Madrid, Spanien)

Region um Gonder (Äthiopien) — 15. Jahrhundert

Beeindruckende liturgische Hymnen in einem faszinierend illuminierten Leporello: Ein einzigartiges Zeugnis der künstlerischen Traditionen des alten äthiopischen Christentums

  1. In Äthiopien befindet sich eine der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt mit eigenen einzigartigen Traditionen

  2. Hier handelt es sich um Sänsul, ein illustriertes Faltbuch, belebt von menschlichen Figuren mit großen Mandelaugen

  3. Es ist in Ge'ez geschrieben, einer klassischen äthiopischen Sprache, die noch heute für liturgische Zwecke verwendet wird

Hymne an die Dreifaltigkeit

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Hymne an die Dreifaltigkeit

In der Tradition der äthiopischen Buchkunst ist ein Sänsul ein gefaltetes Buch mit farbenfrohen Illustrationen, die sich durch in der ganzen Handschrift auftauchende Figuren mit großen, mandelförmigen Augen auszeichnen. Unter ihnen ragt eine schön gekleidete Adeligen hervor, die gleich zu Beginn vorkommt und die wahrscheinlich das Werk in Auftrag gegeben hat. Dieses Sänsul ist ein seltenes und kostbares Beispiel äthiopischer "Naif"-Illumination des 15. Jahrhunderts und enthält Hymnen und Lobgedichte, die sich auf unterschiedliche Inhalte des christlichen Glaubens beziehen wie die Verkündigung, die Heilige Dreifaltigkeit, die Ältesten aus der Apokalypse und den heiligen Gabra Manfas Qeddus: Er war ein ägyptischer Mönch, der schon Jahrhunderte lang gelebt haben soll, bevor er nach Äthiopien kam, um die Frohe Botschaft zu verkünden. Die bekannten vier Evangelistensymbole schmücken das Bild der Heiligen Dreifaltigkeit. Der Text ist in Ge'ez geschrieben, einer klassischen äthiopischen Sprache, die noch heute für liturgische Zwecke verwendet wird. Dieses eindrückliche Exemplar äthiopischer Kunst gibt einen faszinierenden Einblick in das mittelalterliche Christentum außerhalb Europas.

Hymne an die Dreifaltigkeit

Äthiopien ist eines der ältesten Länder der Welt, war das zweite, das das Christentum annahm, und hat als solches eine einzigartige und faszinierende Tradition religiöser Kunst. Bei dem vorliegenden kleinen, aber reich illuminierten Manuskript handelt es sich um ein sogenanntes Sansül, ein Akkordeonbuch, das von Mitgliedern der äthiopischen Elite in der gleichen Weise verwendet wurde wie Stundenbücher von europäischen Adligen. Es gehört zum Melke'-Genre der Ge'ez-Sprache und preist die Heilige Dreifaltigkeit, die Jungfrau Maria, die Erzengel und die am meisten verehrten Heiligen des äthiopischen Christentums.

Lobgedichte

Der Text stammt von der Hand eines Mönchs aus der Region Gondar, ist mit schwarzer und roter Tinte geschrieben und scheint eine Kopie eines Gedichts aus den Oxyrhynchus Papyri aus dem 11. Jahrhundert zu sein. In Strophen von 4-6 Versen gegliedert, setzt das Gedicht jeden Teil des Körpers mit Passagen aus der Bibel gleich und verbindet ihn mit Gnaden, die der Dreifaltigkeit zugeschrieben werden. Besondere Aufmerksamkeit erhält in der Handschrift auch der heilige Gabra Manfas Qeddus (auch Gebre Menfes Kidus geschrieben), dem im äthiopischen Kalender der fünfte Tag eines jeden Monats gewidmet ist. Der Text ist auf beiden Seiten des gefalteten Pergaments in 16-zeiligen Spalten geschrieben - 51 auf der Vorderseite und 40 auf der Rückseite zur Einleitung der Miniaturen. Die erste stellt die Verkündigung dar und zeigt die Jungfrau Maria beim Nähen und Lesen eines Buches, als der Engel Gabriel in einem Wolkenkranz über ihr erscheint, während sich der Heilige Geist in Form einer Taube ihr nähert.
Eine einzigartige künstlerische Tradition
Obwohl viele Züge der äthiopischen Kunst und des dortigen Kunsthandwerks wie Textilien und Schmuck denen ihrer Nachbarn ziemlich ähnlich sind, ist gerade **die religiöse Kunst des christlichen Äthiopiens unverwechselbar und einzigartig unter seinen muslimischen Nachbarn
. Nichtsdestotrotz gibt es einige Hinweise auf byzantinische Einflüsse in den Werken, wie die statische, typisierte Darstellung von Gesichtern mit den großen Augen und ausdrucksstarker, fast übertriebener Gestik. Die äthiopischen Künstler hatten jedoch ihre eigenen innovativen Variationen typischer Elemente in der christlichen Kunst, wie z. B. die Mandorla – eine mandelförmige Rahmung, in der typischerweise Christus in seiner Herrlichkeit dargestellt ist. Die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit in dieser Handschrift verwendet eine sechseckige Mandorla innerhalb eines Quadrats, die in den Ecken Platz für die vier Evangelistensymbole schafft, die wiederum an den Rändern von den vierundzwanzig Ältesten aus dem Buch der Offenbarung flankiert werden. Ähnlich wie in einem europäischen Stundenbuch erscheint an den Rändern zwischen den Szenen eine reich gekleidete weibliche Figur, wahrscheinlich die Auftraggeberin des Werkes.

Die antiken Wurzeln des äthiopischen Christentums

Um das Jahr 316 wurden ein junger christlicher Missionar namens Frumentius und sein Bruder Edesius versklavt, als ihr Schiff in einen Hafen am Roten Meer gelangte und dem König der Äthiopier in Aksum übergeben wurde. Aus ihrer Knechtschaft stiegen sie in Vertrauensstellungen am königlichen Hof auf, dessen Mitglieder sie zum Christentum zu bekehren begannen. Eine äthiopische Münze aus dem Jahr 324 zeigt bereits Hinweise darauf, dass die Bekehrung des gesamten Landes im Gange war. Der Großteil der Bevölkerung wurde im Laufe der 330er Jahre bekehrt und das Christentum wurde bereits um 340 zur Staatsreligion erklärt. Eng verwandt mit dem koptischen Christentum Ägyptens, ist die äthiopisch-orthodoxe Tewahedo-Kirche seit über 1500 Jahren die vorherrschende Religion in Äthiopien.

Äthiopien und Europa

Nachdem seine Nachbarn im Laufe des 7. Jahrhunderts zum Islam konvertierten, war Äthiopien von anderen christlichen Nationen isoliert. Im Laufe des Mittelalters und besonders nach Beginn der Kreuzzüge versuchten die Europäer immer wieder, mit Äthiopien als christlichem Verbündeten in der Region Kontakt aufzunehmen und umgekehrt. Äthiopische Mönche reisten auch in den Westen und nahmen z.B. am Konzil von Florenz 1441 teil. Portugal nahm als erstes europäisches Land kontinuierliche Beziehungen zu Äthiopien auf, die 1508 begannen, aber das Land blieb dennoch relativ isoliert und unabhängig. Äthiopien war schließlich eine von nur zwei afrikanischen Nationen, die sich im 19. Jahrhundert der Kolonialisierung entziehen konnten, und die äthiopische Identität definiert sich bis heute durch das Christentum und einen Geist der Unabhängigkeit.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Himno a la Trinidad
Hymn to the Trinity
Umfang / Format
52 Seiten / 9,5 × 4,0 cm
Herkunft
Äthiopien
Datum
15. Jahrhundert
Inhalt
Lobgedicht auf die Heilige Dreifaltigkeit; Gebete und ein Loblied auf den Volksheiligen Gebre Menfes Kidus

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Hymne an die Dreifaltigkeit  – Orbis Mediaevalis – Vitr/26/3 – Biblioteca Nacional de España (Madrid, Spanien)
Orbis Mediaevalis – Madrid, 2020
Limitierung: 200 Exemplare
Detailbild

Hymne an die Dreifaltigkeit

Die Verkündigung

Die Jungfrau Maria näht und sitzt vor einem Buch, das auf einem klappbaren Pult ruht, das rehal genannt wird. Diese Bezeichnung stammt vom arabischen Wort für "Kamelsattel" ab und wurde von den äthiopischen Christen übernommen, die von muslimischen Nachbarn umgeben waren. Maria ist mit einem farbenfrohen Heiligenschein geschmückt und ihr Haar ist vollständig von ihrem blauen Mantel bedeckt, als der Erzengel Gabriel mit weißem Haar und von einem Wolkenring umgeben in Begleitung einer weißen Taube, die den Heiligen Geist repräsentiert, erscheint und die beiden sich direkt ansehen.

Hymne an die Dreifaltigkeit  – Orbis Mediaevalis – Vitr/26/3 – Biblioteca Nacional de España (Madrid, Spanien)
Einzelseite

Hymne an die Dreifaltigkeit

Die Allerheiligste Dreifaltigkeit

Flankiert von den vierundzwanzig Ältesten aus dem Buch der Offenbarung, von denen hier nur zwölf abgebildet sind, wird die Heilige Dreifaltigkeit durch drei nahezu identische männliche Figuren dargestellt, die eine Segensgeste machen. Sie sind in einer einzigartigen sechseckigen Mandorla innerhalb eines Quadrats dargestellt, die in den Ecken Platz für die Symbole der vier Evangelisten bietet.

Die weibliche Figur, die am Rand dieser und anderer Miniaturen auftaucht, ist weiß gekleidet und trägt eine schwarze Kopfbedeckung mit Federn und einem Kreuz, wahrscheinlich die Auftraggeberin der Handschrift. Wie ein europäisches Stundenbuch war dieses Manuskript gleichzeitig ein Ausdruck von Frömmigkeit, Reichtum und Raffinesse, das für den frommen Gebrauch von Laien geschaffen wurde, die sich in das Kunstwerk integriert wissen wollten.

Hymne an die Dreifaltigkeit  – Orbis Mediaevalis – Vitr/26/3 – Biblioteca Nacional de España (Madrid, Spanien)
Faksimile-Editionen

#1 Himno a la Trinidad

Orbis Mediaevalis – Madrid, 2020

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Orbis Mediaevalis – Madrid, 2020
Limitierung: 200 Exemplare
Kommentar: 1 Band von Josefina Planas Badenas und José Luis Brandés Urdàniz
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Apokalypse von Valenciennes – Orbis Mediaevalis – ms. 0099 – Valenciennes Bibliothèque municipale (Valenciennes, Frankreich)
Apokalypse von Valenciennes
Frankreich oder Deutschland – Erstes Viertel des 9. Jahrhunderts

Prachtvoll illuminiert und Vorbild für die berühmten Beatus-Handschriften: Eine der wenigen erhalten gebliebenen (Apokalypsen-)Handschriften aus der karolingischen Zeit

Erfahren Sie mehr
Illustrierte Apokalypse von Lyon – Orbis Mediaevalis – ms. 0439 – Bibliothèque municipale (Lyon, Frankreich)
Illustrierte Apokalypse von Lyon
Cambraisis oder Artois (Frankreich) – 1445–1450

Goldgerahmt illuminiert vom Meister des Messbuchs von Paul Beye: Die Wunder und Schrecken der Apokalypse in wunderschönen, ganzseitigen Bildern

Erfahren Sie mehr
Filterauswahl
Verlag