Illustrierte Apokalypse von Lyon

Illustrierte Apokalypse von Lyon – Orbis Mediaevalis – ms. 0439 – Bibliothèque municipale (Lyon, Frankreich)

Cambraisis oder Artois (Frankreich) — 1445–1450

Goldgerahmt illuminiert vom Meister des Messbuchs von Paul Beye: Die Wunder und Schrecken der Apokalypse in wunderschönen, ganzseitigen Bildern

  1. Geschaffen vom Meisters des Messbuchs von Paul Beye, einem hochbegabten französischen Miniaturisten des 15. Jahrhunderts

  2. Das Manuskript zeichnet sich dadurch aus, dass es sich mehr auf die Wunder und nicht auf die Schrecken der Apokalypse konzentriert

  3. Fast jede Seite ist mit ganzseitigen Miniaturen (insgesamt 48) versehen, die von biblischen Versen begleitet werden

Illustrierte Apokalypse von Lyon

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Beschreibung
Illustrierte Apokalypse von Lyon

Eine weniger erschreckende als anmutige, eine wahrlich begeisternde Apokalypse! Die sogenannte Illustrierte Apokalypse von Lyon führt auf ihren 52 Seiten einen überaus reichen Bilderschmuck vor, der durch die Zartheit seiner Darstellungen fasziniert. Als Schöpfer dieser Herrlichkeiten konnte der sogenannte Meister des Missale des Paul Beye identifiziert werden, ein begabter französischer Miniaturist des 15. Jahrhunderts. Der biblische Text der Offenbarung des Johannes wird hier in 230 lateinischen Versen aufgeführt, wobei der Text der Apokalypse jeweils in einem zugehörigen Vers erklärt und in einer Miniatur wunderbar illustriert wird. Eine einmalige Anordnung, die die außergewöhnliche Bedeutung dieser wertvollen Handschrift unterstreicht!

Illustrierte Apokalypse von Lyon

Das Manuskript 0439 der Bibliothèque municipale von Lyon ist bekannt als die Illustrierte Apokalypse von Lyon. Die Handschrift entstand kurz vor der Mitte des 15. Jahrhunderts in Nordfrankreich, in der Picardie oder dem Artois (genauer in Arras oder Cambrai). Ihre herausragende Stellung innerhalb der bedeutenden Reihe der mittelalterlichen Apokalypse-Handschriften verdankt die Apocalypsis Figurata aus Lyon ihrem überreichen Bilderschmuck.

Apokalypse-Text mit Erklärung

Auf 52 Seiten im Format von knapp 30 x 22 cm beinhaltet die Illustrierte Apokalypse insgesamt 48 großformatige Miniaturen, ist also auf fast jeder Seite bebildert. Der Text der Handschrift besteht aus 230 lateinischen Versen, wovon die ersten und letzten acht Verse als Einleitung bzw. Zusammenfassung dienen. Auf die Einleitung folgen 48 Seiten mit jeweils einer Miniatur und vier Versen, wobei die zwei Verse über dem Bild den biblischen Text der Offenbarung des Johannes wiedergeben, die zwei darunter liegenden die jeweilige Miniatur erklären. Diese Anordnung und Struktur ist wohldurchdacht und einzigartig für eine Apokalypse-Handschrift!

Wohldurchdachte Kompositionen von großer Meisterschaft

Goldene Rahmen umgeben die grandiosen, vielfarbigen Miniaturen. Johannes als Autor der Apokalypse erscheint auf jeder Seite in blauem Untergewand und leuchtend rotem Mantel. Darüber hinaus bevölkern wunderschöne, leicht und zum Teil wie schwebend wirkende Figuren die Illustrationen. Auch die Darstellungsweise der Landschaft als Hintergrund der Szenen ist bemerkenswert: diese wird nicht nur schematisch, sondern im Gegenteil äußerst detailliert abgebildet, mit grünen Wiesen, Bäumen und Sträuchern und plätscherndem Wasser.
Die Erzählung der Apokalypse wird eingebettet in die Lebenswelt des 15. Jahrhunderts. Und es scheint, als ob der Fokus der Miniaturen hier nicht auf den Schrecken, sondern auf den Wundern der Offenbarung des Johannes liegt. Zwar erscheinen natürlich auch hier die typischen vielköpfigen Wesen und grausamen Szenen, jedoch scheint ihr Schrecken durch die zarten Bilder gemildert.

Der Meister der Miniaturen

Künstler dieser wunderbaren Bilderwelt ist der sogenannte Meister des Missale des Paul Beye. Dieser Miniaturist hat seinen Namen von einer Handschrift, die in Cambrai aufbewahrt wird. In der Forschung wird vermutet, dass dieser Meister vermutlich als Barthélemy Poignare identifizierbar ist.
Die Handschrift verblieb im 16. und 17. Jahrhundert weiter in der Gegend von Arras. Über Stationen in den Sammlungen von Alexander le Blancq – ein bedeutender Sammler von Handschriften aus Lille - und Maximilien Charles de Coupigny gelangte der Buchschatz schließlich an seinen heutigen Aufbewahrungsort, die Bibliothèque municipale von Lyon.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Illuminated Apocalypse of Lyon
Apocalipsis Iluminado de Lyon
Apocalipsis figurado de Lyon
Umfang / Format
52 Seiten / 29,5 × 22,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1445–1450
Stil
Sprache
Buchschmuck
48 ganzseitige Miniaturen mit Goldrahmen
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Alexander le Blancq
Maximilien Charles de Coupigny

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Illustrierte Apokalypse von Lyon – Orbis Mediaevalis – ms. 0439 – Bibliothèque municipale (Lyon, Frankreich)
Orbis Mediaevalis – Madrid, 2009
Limitierung: 995 Exemplare
Detailbild

Illustrierte Apokalypse von Lyon

Das Jüngste Gericht vor Gottes weißem Thron

Gott sitzt auf einem weißen Thron und hält das Jüngste Gericht über die Seelen der ganzen Menschheit ab: „Ich sah die Toten vor dem Thron stehen, die Großen und die Kleinen. Und Bücher wurden aufgeschlagen; auch das Buch des Lebens wurde aufgeschlagen. Die Toten wurden nach ihren Werken gerichtet, nach dem, was in den Büchern aufgeschrieben war. Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren; und der Tod und die Unterwelt gaben ihre Toten heraus, die in ihnen waren. Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken.“ (Offb 20, 12-13)

Illustrierte Apokalypse von Lyon – Orbis Mediaevalis – ms. 0439 – Bibliothèque municipale (Lyon, Frankreich)
Einzelseite

Illustrierte Apokalypse von Lyon

Der fahle Reiter

In seinem roten Umhang erscheint Johannes oben als der Verfasser der Apokalypse auf der Insel Patmos, um vom Brechen des vierten Siegels zu erzählen. „Da sah ich ein fahles Pferd; und der, der auf ihm saß, heißt der Tod; und die Unterwelt zog hinter ihm her. Und ihnen wurde die Macht gegeben über ein Viertel der Erde, Macht, zu töten durch Schwert, Hunger und Tod und durch die Tiere der Erde.“(Offb 6, 8)

Der Tod ist mit einem Schwert mit vergoldetem Griff und Parierstange als Skelett personifiziert dargestellt; sein Ross sieht dagegen gesund und nicht ganz so blass aus. Beim Ausreiten öffnet sich ein Spalt im Boden, aus dem Rauch in die Luft aufsteigt und der den Blick in die Hölle frei gibt. Die brennende Kluft ist gefüllt mit schreienden Gestalten, die von grotesken gehörnten Dämonen gequält werden. Bei einem der Dämonen lassen sich zwischen den Fingern Verwachsungen erkennen.

Illustrierte Apokalypse von Lyon – Orbis Mediaevalis – ms. 0439 – Bibliothèque municipale (Lyon, Frankreich)
Faksimile-Editionen

#1 Apocalipsis Iluminado de Lyon

Orbis Mediaevalis – Madrid, 2009

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Orbis Mediaevalis – Madrid, 2009
Limitierung: 995 Exemplare
Einband: Geprägtes braunes Rindsleder
Kommentar: 1 Band von Michèle Lefebvre, Pierre Guinard, and Gregorio Solera
Sprachen: Französisch, Spanisch
Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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