Geschichte vom Prinzen Genji

Geschichte vom Prinzen Genji – MĂŒller & Schindler – Gotoh Museum (Tokio, Japan) / Tokugawa Kunstmuseum (Nagoya, Japan)

Japan — Ca. 1120–1140

Geschaffen zur Heian-Zeit von einem Team weiblicher KĂŒnstler: Die Ă€lteste erhaltene japanische Schriftrolle des vielleicht ersten Romans der Welt

  1. Murasaki Shikibu (ca. 973/78 - ca. 1014/31) war eine Hofdame, Dichterin und Autorin am kaiserlichen Hof

  2. Ihr Werk bietet wertvolle Einblicke in die BrÀuche der zeitgenössischen Aristokratie und ihre romantischen Einlassungen

  3. Es wird angenommen, dass es von einem ganzen Team weiblicher KĂŒnstler stammt, das die friedlichen, eleganten und in sich ruhenden Szenen geschaffen hat

Geschichte vom Prinzen Genji

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Geschichte vom Prinzen Genji

Die Geschichte vom Prinzen Genji ist ein herausragendes Werk der klassischen japanischen Literatur und eines der wichtigsten Werke der Weltliteratur. Sowohl die Geschichte selbst als auch die Bildtradition, die den Text in den japanischen Manuskripten begleitet, haben die Kunst bis in die heutige Zeit nachhaltig geprĂ€gt. Der umfangreiche Roman stammt aus der Feder der Murasaki Shikibu (ca. 973/78 – ca. 1014/31), einer Hofdame am Kaiserpalast im Japan der Heian-Zeit, die sich auch als Schriftstellerin und Dichterin betĂ€tigte. Ihr Werk gewĂ€hrt einen einzigartigen Blick auf die Sitten, das Alltagsleben und die amourösen Verstrickungen der japanischen Aristokratie am Kaiserpalast vor tausend Jahren. Das Genji Monogatari Emaki ist eine illustrierte Rolle, die die literarische Texttradition des Genji monogatari als Ă€ltestes erhaltenes Exemplar ĂŒberliefert und aus diesem Grund und vielen mehr als kultureller Nationalschatz Japans gilt. Nur wenigen Manuskripten dĂŒrfte eine Ă€hnlich simultane Bedeutung sowohl fĂŒr die Kunst- als auch die Literaturgeschichte zukommen.

Geschichte vom Prinzen Genji

Dieser Klassiker der japanischen Literaturgeschichte gilt nicht nur als der erste moderne, psychologische Roman, sondern als der erste Roman der Weltliteratur ĂŒberhaupt. Abgesehen von derlei Klassifikationsdebatten ist die Geschichte vom Prinzen Genji nicht zuletzt wegen der IdentitĂ€t seiner Schöpferin bemerkenswert, denn das Werk stammt aus der Feder einer Frau, Murasaki Shikibu (ca. 973/78 – ca. 1014/31), einer Hofdame am Kaiserhof im Japan der Heian-Zeit, die auch als Schriftstellerin und Dichterin tĂ€tig war. Der Roman entstand zu Beginn des 11. Jahrhunderts und markiert den Höhepunkt der japanischen Heian-Zeit - Heian bedeutet im Japanischen wörtlich Friede – einer Epoche also, in der große StabilitĂ€t im Land herrschte und ein goldenes Zeitalter der KĂŒnste anbrach. Am Hof von Heian kamen in dieser Zeit Kunst, Dichtung und Literatur zu einer ersten BlĂŒte. Murasaki Shikibus Meisterwerk ist eine intime Beschreibung des Lebens am Kaiserhof, mit besonderem Augenmerk auf denSitten der aristokratischen Gesellschaft dieser Zeit und ihren romantischen Verstrickungen. Es erzĂ€hlt die Lebensgeschichte des Hikaru Genji, des “Leuchtenden Prinzen”, sogenannt wegen seiner außerordentlichen Schönheit und Verstandeskraft. Genji ist der Sohn des Kaisers Kiritsubo und dessen niedrig geborener, doch bevorzugter Konkubine. Aus politischen GrĂŒnden von der regulĂ€ren Thronfolge ausgeschlossen, verfolgt Prinz Genji eine Laufbahn am kaiserlichen Hof und vor allem allerlei Liebesbeziehungen. In der Schilderung der amourösen Abenteuer und Missgeschicke des Protagonisten entrollt dieses literarische Meisterwerk vor dem inneren Auge des Lesers ein Panorama des Lebens am japanischen Kaiserhof vor tausend Jahren. Die unter der Bezeichnung Genji Monogatari Emaki bekannte Bilderrolle von der ErzĂ€hlung ĂŒber den Prinzen Genji ist die Ă€lteste schriftlich ĂŒberlieferte Version dieses Werks. In den kunstvollen Illustrationen fĂ€llt besonders der Kontrast zwischen einer realistischen Architekturdarstellung und einer reduzierten, typisierten Zeichnung der Gesichter auf.

Ein japanischer Nationalschatz

Leider existiert die von Murasaki Shikibu geschriebene Originalhandschrift aus dem 11. Jahrhundert nicht mehr. Das um etwa 1140 entstandene Genji Monogatari Emaki ist ein nationaler Kulturschatz, nicht nur weil es sich bei dieser Bildrolle um das Ă€lteste Genji-Manuskript handelt, sondern auch weil es das frĂŒheste erhaltene Kunstwerk in der Tradition des sogenannten Yamato-e darstellt. Yamato-e gilt als der klassische japanische Stil, der die Kunst Japans bis zum heutigen Tag nachhaltig beeinflusst hat. Dem Manuskript kommt weitere Bedeutung zu als die Ă€lteste nicht-buddhistische Rolle und zugleich die Ă€lteste monogatari Rolle. Ihr Titel setzt sich zusammen aus den Wortenemaki, das sich wiederum von Emakimono, der japanischen Bezeichnung fĂŒr „Bildrolle“, ableitet, und monogatari“, das einer umfangreichen ProsaerzĂ€hlung Ă€hnlich dem Epos entspricht. KĂŒnstlerisch gesehen ist der Stil der Genji-Bildrolle rein japanisch, was einen Bruch mit den von China beeinflussten Kunstformen bedeutete, die in dieser Zeit vorherrschend waren. Dazu passt, dass die ErzĂ€hlung in der klassischjapanischen Sprache der Heian-Zeit aufgeschrieben wurde und nicht in chinesischer Sprache, die damals in aristokratischen Kreisen in Mode war. Die Bildrolle ist heute mit 19 Abbildungen, 65 Textseiten und 9 losen BlĂ€ttern lediglich als Fragment erhalten. Hochgerechnet auf die gesamte ErzĂ€hlung, mĂŒsste das Original aus 20 Rollen bestanden haben, mit insgesamt 100 Abbildungen, 300 Seiten Kalligraphie und einer GesamtlĂ€nge von 450 Fuß (ca. 137 m). Es wird vermutet, dass die Rolle von einer Gruppe von KĂŒnstlerinnen angefertigt wurde, die die einheimischen Techniken des *fukinuki yatai und des hikime kagibana anwandten, um die ruhigen, eleganten und statischen Szenen zu erschaffen, die die Ästhetik der damaligen japanischen Aristokratie widerspiegeln. Das fukinuki yatai bezeichnet die Darstellung von InnenrĂ€umen höfischer GemĂ€cher in einer Weise, als ob die „DĂ€cher weggeblasen wĂ€ren“, wĂ€hrend das hikime kagibana einen bestimmten Stil der Gesichtsdarstellung beschreibt, in dem die Gesichter der Figuren auf im Wesentlichen identische Merkmale reduziert und nur im schrĂ€gen Winkel oder im Profil gezeigt werden. Auf diese Weise bleiben individuelle Vorstellungen, die der Leser von den Figuren formt, bewahrt.

Kodikologie

Umfang / Format
4 Rollen / 21,9 × 817,3 cm 21,8 × 535,6 cm 22,1 × 472,0 cm 21,8 × 541,2 cm
Herkunft
Japan
Datum
Ca. 1120–1140
Sprache
Buchschmuck
19 Illustrationen
KĂŒnstler / Schule
Vorbesitzer
Familie Tokugawa
Familie Hachisuka

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Geschichte vom Prinzen Genji – MĂŒller & Schindler – Gotoh Museum (Tokio, Japan) / Tokugawa Kunstmuseum (Nagoya, Japan)
Yushodo – Tokio, 2003
Limitierung: Nicht limitiert

Geschichte vom Prinzen Genji – Maruzen-Yushodo Co. Ltd. – Gotoh Museum (Tokio, Japan) / Tokugawa Kunstmuseum (Nagoya, Japan)
MĂŒller & Schindler – Simbach am Inn, 1973
Faksimile-Editionen

#1 Genji Monogatari Emaki

Yushodo – Tokio, 2003

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Yushodo – Tokio, 2003
Limitierung: Nicht limitiert
Einband: Holzkassette
Kommentar: 1 Band von Tokugawa Yoshinobu
Sprache: Japanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion aller erhaltenen Teile des Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)

#2 Die Geschichte vom Prinzen Genji

MĂŒller & Schindler – Simbach am Inn, 1973

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: MĂŒller & Schindler – Simbach am Inn, 1973
Kommentar: 1 Band von Ruth Mettler
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion aller erhaltenen Teile des Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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