Rheinauer Psalter

Rheinauer Psalter – Quaternio Verlag Luzern – Ms. Rh. 167 – Zentralbibliothek Zürich (Zürich, Schweiz)

Bodenseeregion (Österreich/Schweiz) — Ca. 1260

Die Eleganz der Hochgotik wie aus dem Lehrbuch: Beeindruckende Figuren in stark stilisierten Gewändern in stilvollen Rahmen mit Blattgold und Silber in diesem Psalter vom Bodensee

  1. Die Handschrift ist zahlreichen Heiligen gewidmet, die in der Diözese Konstanz verehrt wurden

  2. Sie enthält Miniaturen und historisierte Initialen, von denen einige eine ganze Seite einnehmen

  3. Eine anspruchsvolle Farbpalette trifft auf neue künstlerische Techniken wie den Zackenstil

Rheinauer Psalter

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Beschreibung
Rheinauer Psalter

Unter den zahlreichen Schätzen der Zentralbibliothek Zürich ragt der Rheinauer Psalter als künstlerischer Höhepunkt der Hochgotik heraus, der sich einer raffinierten Farbpalette und wegweisender künstlerischer Techniken wie des Zackenstils bedient. Um 1260 entstanden, zeigt die Handschrift zahlreiche Heilige, die im Bistum Konstanz verehrt wurden. Sie wurde wahrscheinlich von jemandem in der Bodenseeregion in Auftrag gegeben, vermutlich in der Stadt Konstanz selbst, die zu dieser Zeit ein wichtiges politisches und religiöses Zentrum war. Die Miniaturen und historisierten Initialen der Handschrift, von denen einige eine ganze Seite einnehmen, zeigen elegante Figuren, die in hoch stilisierte Gewänder gehüllt sind, in eleganten Rahmen mit Blattgold und Silber.

Rheinauer Psalter

Dieses herausragende Werk der frühgotischen Buchmalerei aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist nach seinem früheren Aufbewahrungsort, der Abtei Rheinau, benannt, einem Benediktinerkloster, das nach seiner Gründung im Jahr 778 mit Ausnahme einer kurzen Periode während der napoleonischen Kriege mehr als ein Jahrtausend lang bestand. Trotz ihrer Schönheit und der Aufmerksamkeit, die sie bei den Forschern gefunden hat, ist nur wenig über die Handschrift bekannt, auch nicht über ihren Entstehungsort, obwohl wichtige Hinweise auf ihre Herkunft im Kalender zu finden sind, insbesondere die Heiligen, deren Feste hervorgehoben sind.
Ein von Pater Blasius Hauntinger geschriebener Kaufvertrag im vorderen Einband der Handschrift besagt, dass sie am 22. Februar 1817 von der Abtei Rheinau aus der Bibliothek des großen Antiquars Johannes Melchior Kirchhofer (1736–1837) ersteigert wurde. Kirchhofers Sammlung war so umfangreich, dass die Versteigerung mehrere Tage dauerte. Dieser Kauf war kein Einzelfall und viele der Handschriften, die sich einst in der Abtei Rheinau befanden, wurden zusätzlich zu den zahlreichen Schenkungen und Spenden erworben, auch weil es keine Belege für ein eigenes Skriptorium gibt. Außerdem waren die Äbte eifrige Sammler mit einer Vorliebe für schöne Dinge und beauftragten Agenten mit dem Erwerb von Handschriften aus dem Ausland. Nach der Auflösung der Abtei Rheinau im Jahr 1862 ging die gesamte Bibliothek, darunter auch dieser prächtige Psalter, in die Zentralbibliothek Zürich über, wo er sich heute befindet.

Ein rätselhaftes Meisterwerk

Die unglaubliche Illumination dieser Handschrift ähnelt den Glasmalereien einer Kathedrale und besteht aus 19 strahlenden ganzseitigen Miniaturen und Initialen (einige davon historisiert), die von höchster Qualität sind, sowie aus zahlreichen kleineren Zierinitialen, die alle 150 Psalmen illustrieren. Es handelt sich um eine der ersten Psalter-Handschriften; sie wurde nicht für den klösterlichen Gebrauch, sondern als privates Gebetbuch einer hochgestellten Persönlichkeit geschaffen. Die Heiligen im Kalendarium und der Stil der Buchmalerei weisen auf Konstanz um 1260 als Entstehungsort hin. Die leuchtenden Farben, vor allem Rot und Blau, deuten darauf hin, dass das Atelier in unmittelbarer Nähe einer Glasmalereiwerkstatt gelegen haben könnte. Darüber hinaus zeigen die Miniaturen den Übergang vom streng geometrischen, linearen *Zackenstil zum weicheren, weitläufigeren Stil der Gotik**, der sich in den Fenstern des Straßburger Münsters zeigt. Abgesehen von der prächtigen Farbpalette wurden Silber und Gold in der gesamten Handschrift gekonnt und vielfältig eingesetzt.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Rheinau Psalter
Umfang / Format
398 Seiten / 27,5 × 18,5 cm
Herkunft
Österreich
Datum
Ca. 1260
Stil
Sprache

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Rheinauer Psalter – Quaternio Verlag Luzern – Ms. Rh. 167 – Zentralbibliothek Zürich (Zürich, Schweiz)
Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2013
Faksimile-Editionen

#1 Der Rheinauer Psalter: Meisterwerk der Buchmalerei um 1260

Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2013

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2013
Kommentar: 1 Band von Christoph Eggenberger and Marlis Stähli
Sprache: Deutsch
€ (unter 1.000€)
Ausgabe bei uns verfügbar
Preis: Hier anmelden!
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