Ambraser Heldenbuch

Ambraser Heldenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. S. N. 2663 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

Eisack, Südtirol (Italien) — 1504–1517

Eine reichhaltige Quelle der deutschen Literatur des Mittelalters vom Nibelungenlied bis „Erec“ und „Iwein“: Das riesenhafte Sammelwerk zu den deutschen Helden im Auftrag Kaiser Maximilians I.

  1. In Auftrag gegeben von Maximilian I. (1459–1519), König der Deutschen und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

  2. 12 Jahre benötigte der Schreiber Hans Reid für die Abschrift dieses unglaublichen 486 Seiten starken Folianten

  3. Die hier enthaltene Textsammlung stellt einen wertvollen Bestand an mittelalterlicher deutscher Literatur dar

Ambraser Heldenbuch

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Beschreibung
Ambraser Heldenbuch

Im Ambraser Heldenbuch wolte Kaiser Maximilian I. (1459–1519) die wichtigsten deutschen Heldengeschichten in einem Band versammelt wissen und gab deshalb dieses auch "Riesenbuch" genannte Werk für den eigenen Gebrauch in Auftrag. Das Nibelungenlied und Hartmanns „Erec“ und „Iwein“ sind ein Teil der kaiserlichen Auftragsarbeit und noch heute eine reichhaltige Quelle mittelalterlicher deutscher Literatur. Das Heldenbuch sprengt dabei viele Dimensionen: Für seine 486 Seiten im außergewöhnlich großen Format von 40,6 x 36 cm mussten alleine 122 Kälber ihr Fell lassen; der Schreiber Hans Ried, eigentlich Zöllner, benötigte ganze 12 Jahre für die Abschrift dieses Folianten; seine Ausführung in der deutschen Kanzleischrift war von der ersten bis zur letzten Seite derart akkurat, dass sich seine Schriftvariante als Heldenbuchschrift einen Namen in der Schriftgeschichte gesichert hat.

Das Ambraser Heldenbuch: Eine prachtvolle Sammlung der berühmtesten deutschen Epen

Das Ambraser Heldenbuch ist für die Überlieferung der hoch- und spätmittelalterlichen deutschen Epik von überragender Bedeutung. Es enthält zahlreiche mittelhochdeutsche Epen – darunter das Nibelungenlied, Hartmanns „Erec“ und „Iwein“ und Ulrich von Lichtensteins „Frauenbuch“ –, die für die Mediävisten eine wertvolle Textgrundlage darstellen. Der Schreiber Hans Ried, Zöllner am Eisack bei Bozen, hatte das Heldenbuch im Auftrag des Königs Maximilian I. abgeschrieben, der es für seinen eigenen Gebrauch wünschte.
Dieses „Riesenbuch“, wie es wegen seines übergroßen Formats (40,6 x 36 cm) auch genannt wurde und für das nicht weniger als 122 Kälber ihr Fell lassen mussten, besticht durch die vollendete Schönheit der Schrift, die von der ersten bis zur letzten Seite gleichmäßig ausgeführt ist. 118 der insgesamt 486 Seiten (243 Folios) umfassenden Handschrift sind mit gemalten Initialen in mannigfaltiger Ausführung und mit phantasievollen Randdekorationen geschmückt, wodurch diese Handschrift auch ein einzigartiges Dokument für die Kunstgeschichte darstellt.

Ein kalligraphisches Kunstwerk

Das Ambraser Heldenbuch ist in der deutschen Kanzleischrift verfasst, die vom erfahrenen Kalligraphen Hans Ried meisterhaft ausgeführt wurde. Die einheitliche Form, die durch alle Seiten durchgehalten wird, verleiht der Schrift einen besonderen Charakter, sodass sie es verdient, in der Schriftgeschichte als „Heldenbuchschrift“ ihren eigenen Namen erhalten zu haben.
Mitbestimmend für das Schriftbild sind die zahlreichen, oft haarfeinen diakritischen Zeichen, die jeden, der die Texte des Ambraser Heldenbuches anhand von Filmen oder verkleinerten Teilkopien transkribierte, erheblich verunsicherten. Das Faksimile im Originalformat schafft hier einen wertvollen Handschriftenersatz.
Die Niederschrift des Ambraser Heldenbuches erstreckte sich auf einen Zeitraum von über zwölf Jahren, was trotz des riesigen Umfangs der Handschrift eine lange Zeit ist. Daher wurde Ried vorgeworfen, ein „raffinierter Faulpelz“ gewesen zu sein, was jedoch unberechtigt erscheint, da er keineswegs ausschließlich mit dem Schreiben des Heldenbuches beschäftigt war. Zudem verwendete der sehr geübte Kalligraph viel Sorgfalt auf die Schrift sowie die kunstvolle Verzierung der obersten und untersten Zeilen, sodass man als Leistung für einen Tag höchstens drei Spalten (= eine Seite) annehmen kann.

Die künstlerische Ausstattung

Die zahlreichen kleinen Initialen wurden nachträglich, vielleicht von einem eigenen Rubrikator eingetragen, während die großen Initialen, ebenfalls in einem eigenen Arbeitsgang, von einem Maler kunstvoll ausgeführt wurden. Sie sind in verschiedenen Farben, meist rot oder blau, auf goldenem, fein gemustertem Grund gemalt. Einige der Initialen sind in glänzendem Gold auf farbigem Hintergrund ausgeführt.
Der phantasievolle Schmuck, der 118 Seiten des Buches ziert, ist locker über die breiten Ränder verstreut. Zahlreiche Pflanzen und Tiere, die durch ihre naturgetreue und detaillierte Ausführung beeindrucken, sowie die Darstellung menschlicher Figuren verraten die Hand eines erfahrenen Meisters, der sicher manche Motive aus niederländischen Stundenbüchern in freien Variationen übernommen hat.
Die Randdekorationen dienen als zierendes Beiwerk und stehen einige Male auch in Verbindung mit dem Inhalt, wie z. B. auf fol. 212v, wo die Darstellung des auf dem Schuppenpanzer eines Drachen zerbrochenen Schwertes die Illustration zum Text dieser Seite bildet.
Das Titelbild des Ambraser Heldenbuches zeigt zwei geharnischte Männer, welche als „Helden“ gedeutet werden können, die den Zugang zum „Heldenbuch“ bewachen. Als unmittelbarer Hinweis auf den Auftraggeber und Empfänger der Handschrift wird die Darstellung der Granatäpfel gesehen. Denn der Granatapfel ist eine der „Impresen“ (= bildlicher Wahlspruch) Maximilians und kann vielleicht als sinnbildliche Metamorphose des Reichsapfels, der Weltherrschaft, die der Kaiser innehatte, gedeutet werden.

Der Inhalt des Ambraser Heldenbuches:

1.    Der Stricker, Frauenlob  
2.    Moritz von Craon (einzige Handschrift)  
3.    Hartmann von Aue, Iwein (Handschrift d)  
4.    Hartmann von Aue, Das (1.) Büchlein  
5.    Das sogenannte zweite Büchlein  
6.    Heinrich von dem Türlin, Der Mantel  
7.    Hartmann von Aue, Erec  
8.    Dietrichs Flucht (Handschrift d)  
9.    Die Rabenschlacht (Handschrift d)  
10.    Nibelungenlied (Handschrift d)  
11.    Die Klage (unvollständig)  
12.    Kudrun (einzige Handschrift)  
13.    Biterwolf (einzige Handschrift)  
14.    Ortnit (Handschrift A)  
15.    Wolfdietrich A (einzige Handschrift)  
16.    Die Böse Frau (einzige Handschrift)  
17.    Herrant von Wildon, Die getreue Hausfrau (einzige Handschrift)  
18.    Herrant von Wildon, Der verkehrte Wirt (einzige Handschrift)  
19.    Herrant von Wildon, Der nackte Kaiser (einzige Handschrift)  
20.    Herrant von Wildon, Die Katze (einzige Handschrift)  
21.    Ulrich von Lichtenstein, Frauenbuch (einzige Handschrift)  
22.    Wernher der Gartenaere, Meister Helmbrecht (Handschrift A)  
23.    Der Stricker, Pfaffe Amis  
24.    Wolfram von Eschenbach, Titurel (Bruchstück)  
25.    Der Priester Johann (Bruchstück)

Kodikologie

Alternativ-Titel
Ambras Book of Heroes
Umfang / Format
486 Seiten / 46,0 × 36,0 cm
Herkunft
Italien
Datum
1504–1517
Sprache
Buchschmuck
1 ganzseitige Abbildung sowie Miniaturen in den Randbereichen
Auftraggeber
Kaiser Maximilian I.
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Ambraser Heldenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. S. N. 2663 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1973
Faksimile-Editionen

#1 Ambraser Heldenbuch

Ambraser Heldenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. S. N. 2663 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Ambraser Heldenbuch – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. S. N. 2663 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

Details zur Faksimile-Edition:

Einband: Leder
Kommentar: 1 Band (40 Seiten) von F. Unterkircher
Sprache: Deutsch
Mit 13 Abbildungen.

Ein wissenschaftlicher Kommentar, der von Franz Unterkircher verfasst wurde, führt in die Entstehung und Geschichte des Heldenbuches sowie in die Schrift und Ausstattung der Handschrift ein, gibt eine Beschreibung des kodikologischen Befunds und fasst den Inhalt in einem Überblick zusammen. Zudem sind die Regesten aller Archivalien, die sich auf den Schreiber Hans Ried bzw. auf das Ambraser Heldenbuch beziehen, angeführt, wobei die fünf wichtigsten Schriftstücke im Abbildungsteil reproduziert und transkribiert sind.
Der Umfang, das Format, die Farbigkeit oder der Einband entsprechen möglicherweise nicht (vollumfänglich) dem Original. Von den 486 Seiten (243 Blatt) werden 24 Seiten voll faksimiliert wiedergegeben. Der Rest in Schwarz-Weiß.
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