Romanische Buchmalerei in Vollendung: Der wohl wertvollster Besitz des berühmten Stifts St. Peter in Salzburg
Antiphonar von St. Peter
Kloster von St. Peter, Salzburg (Österreich) — Um 1150

Antiphonar von St. Peter
Kloster von St. Peter, Salzburg (Österreich) — Um 1150
Eines der erlesensten Manuskripte, das aus dem 12. Jahrhundert erhalten und seit über 800 Jahren in Salzburg in Verwendung ist
Neumennotation im St. Gallener Typus, geschmückt mit Feder- und Tintenzeichnungen, floralen Rahmendekors und über 400 Initialen
Das erstaunliche romanische Manuskript präsentiert schimmernde byzantinische Hintergründe

Antiphonar von St. Peter
Anbetung der Könige
Auch wenn der Blick vielleicht zunächst auf die klassische Architektur fallen mag, die eher an einen Palast als an den bescheidenen Stall in Bethlehem denken lässt, ist es die Kleidung der Figuren, die das obere Register besonders schön macht. Obwohl ihr Alter und ihre Kronen ganz unterschiedlich sind, sind die Könige alle in zeitgenössischer Hofmode ähnlich gekleidet, die den fein gemusterten Satin- und Seidenstoffen den Vorzug gibt. Sie werden normalerweise in lockerem Stil mit einer Fülle an Stoff getragen, um den eigenen Reichtum zeigen zu können.
Antiphonar von St. Peter
- Antiphonary of St. Peter
Kurzbeschreibung
Zweifellos lässt sich beim Antiphonar von St. Peter in Salzburg von einer der bedeutendsten Leistungen romanischer Buchmalerei im 12. Jahrhundert sprechen: Die mit Neumen versehenen Texte zum gemeinsamen Singen des Stundengebetes sind zwecks besserer Lesbarkeit in einem recht großformatigen Folianten (43,3 x 31 cm) dargeboten. Die 6 ganz- und 2 halbseitigen Miniaturen bewegen durch die selten geglückte Kombination aus Einfühlungsvermögen in die Figuren und Sachlichkeit der Darstellung. Prächtige Zierseiten mit raffinierten Initialen, feinsinnige Kalenderseiten, Feder- und Tintenzeichnungen und florale Rahmendekors verführen das Auge zum Betrachten und Entdecken; beinahe fragt man sich, ob die Mönche beim Gebet nicht sogar abgelenkt worden sein mögen. Doch ohnehin kam das Antiphonar von St. Peter nur an besonders festlichen Anlässen zum Einsatz und es hatte tatsächlich eine dezidiert repräsentative Absicht.
Monumentale romanische Miniaturen höchster Güte
Das Antiphonar von St. Peter in Salzburg ist als Kunstwerk von so hohem Rang, dass ihm nur wenige liturgische Bücher an die Seite gestellt werden können. Es fand fast 800 Jahre hindurch im Stift St. Peter bei festlichen Anlässen zum Gottesdienst Verwendung, sonst aber lag es wohlbehütet in der Bibliothek oder in der Schatzkammer des Klosters.
Zudem ist das Antiphonar seiner Größe und seinem Umfang nach eine der imponierendsten Handschriften des 12. Jh.s. Es umfasst insgesamt 846 Seiten und weist ein Format von 43,3 x 31 cm auf. Da es nicht allein für den praktischen Gebrauch, sondern vor allem auch für die würdige Repräsentation hergestellt wurde, wurde es mit künstlerischem Schmuck ausgestattet, der als die bedeutendste Leistung dieser Zeit auf dem Gebiet der Buchmalerei gilt.
Farbige Miniaturen auf Goldhintergrund sowie Zierseiten mit goldenen Prachtinitialen auf Purpurgrund illustrieren den liturgischen Text. Zwölf reich verzierte Kalenderseiten, zwei Osterfesttafeln und Federzeichnungen auf grünem und blauem Grund schmücken die Handschrift ebenso wie die über 400 Zierinitialen, die meist Tier- und Pflanzendarstellungen beeinhalten.
Die künstlerische Ausstattung
Die sechs ganzseitigen und die zwei halbseitigen Miniaturen sind der prächtigste und aufwendigste Teil der Ausstattung des Antiphonars. Sie sind in Deckfarbenmalerei ausgeführt und mit vielfarbigen Ornamentleisten gerahmt. Die Figuren sind in warmen Farben gemalt und stehen auf goldenem Grund, der von zartem Glanz ist. Es handelt sich dabei um pulverisiertes Gold, das, wie in Byzanz, mit einem Pinsel auf dünner Leimgrundierung aufgetragen wurde.
Einen weiteren Höhepunkt stellen die acht Zierseiten dar, auf denen ganzseitige Prunkinitialen auf Purpurgrund kunstvoll ausgeführt sind. Die Buchstaben sind oft aus Gold- und Silberranken geformt und mit farbigen Blüten ausgeschmückt. Zuweilen sind sie auch mit Tieren und menschlichen Figuren belebt.
Die farbig grundierten Federzeichungen
Besonders zeichnet sich das Antiphonar durch die gleichberechtigte Kombination von Deckfarbenbildern und Federzeichnungen aus. Ein wesentliches Merkmal der Technik der insgesamt 49 Federzeichnungen ist die Anwendung zweier farbiger Tinten, die den beiden hauptsächlich verwendeten Tinten des geschriebenen Textes entsprechen. Sie stehen allesamt auf blauen und grünen Gründen, die den gezeichneten Darstellungen ihre bildhaft geschlossene Form verleihen.
Zahlreiche Zierinitialen beleben den Text
Die mehr als 400 Zierinitialen stehen auf grünem und blauem Grund und sind abwechslungs- und ideenreich gestaltet. Durch die dezente Grundierung wirken sie zart und fügen sich gut in das Schriftbild ein. Ranken, Blätter und Blüten schmücken die Buchstaben, und vielfach nisten auch naturalistisch gezeichnete Tiere im Geflecht der Ranken.
Der Kalender
Reich verziert sind auch die zwölf Kalenderseiten, die jeweils mit zwei Büsten von Heiligen und einem Tierkreiszeichen ausgestattet sind. Den Anfang des Textes bilden auf jeder Seite zwei Hexameter, deren Inhalt dem modernen Leser nicht minder rätselhaft erscheint wie die Zahlen und Buchstaben am linken Rand der Seite. Um den Sinn dieser Zahlen- und Buchstabenkolonnen zu verstehen, müsste man die schon für das Mittelalter nicht leichte Kunst des „Computus“ beherrschen, d. i. die Wissenschaft von der Berechnung des jeweiligen Ostertermins aus der Stellung des Mondes. Dazu dienten die beiden Ostertafeln, die sich im Anschluss an die Kalenderseiten befinden.
Die Schrift
Das Antiphonar von St. Peter ist von verschiedenen Händen in einer sehr schönen, gleichmäßigen romanischen Buchschrift geschrieben. Die verschiedenen Schreiber gehören alle der gleichen Schreibschule an und unterscheiden sich in ihren Eigenheiten nur geringfügig. Über dem größten Teil des Textes stehen Neumen des St. Gallener Typus.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Antiphonary of St. Peter
- Umfang / Format
- 848 Seiten / 43,2 × 31,0 cm
- Datum
- Um 1150
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 14 ganzseitige und 2 halbseitige Miniaturen mit Initialen in Gold und Farbe, 13 reich verzierte Kalenderseiten, 50 halbseitige Federzeichnungen purpurne Linien auf grünem und blauem Hintergrund), mehr als 400 reich verzierte Initialen

Antiphonar von St. Peter
Anbetung der Könige und Taufe Christi
Zwei erstrangige romanische Miniaturen auf poliertem Goldgrund und blütenverziertem Rahmen. Oben: Die Anbetung der Heiligen Drei Könige in reich gemusterten Gewändern und eng anliegenden Beinkleidern. Die Jungfrau Maria und das Christkind sitzen unter einem gewölbten Architekturelement, das auf zwei Säulen aufruht. - Die Künstler haben in ihrem Bestreben, klassische Formen darzustellen, den bescheidenen Geburtsort Christi diskret übergangen.
Unten: Die Taufe Christi im Jordan, dargestellt als gewellter hellgrüner Umhang voller Fische, der an den Schultern eines nackten, recht bescheidenen Christus hängt. Johannes der Täufer trägt einen gestreiften Umhang und salbt ihn, während der Heilige Geist in Form einer Taube herabsteigt. Zuschauer flankieren die Szene nach rechts und links und sogar ein Handtuch wird für den frisch Getauften schon bereitgehalten.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Antiphonar von St. Peter“
Antiphonar von St. Peter
- Verlag
- Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1969–1973
- Einband
- Leder über Holzdeckel, dem Charakter des Originals entsprechend. Alle Seiten sind dem Original entsprechend randbeschnitten.
- Kommentar
-
1 Band (304 Seiten) von F. Unterkircher und O. Demus
Sprache: Deutsch
Kodikologische und liturgiegeschichtliche Einleitung von F. Unterkircher, Wien, Kunstgeschichtliche Analyse von O. Demus, Wien. 304 Seiten Text und 93 Abbildungen auf 68 Tafeln. Leinen.
Der ausführliche und umfangreiche Kommentarband enthält zum einen eine kodikologische und liturgiegeschichtliche Einleitung von Franz Unterkircher, der darin die äußere Form und Ausstattung sowie den Inhalt des Antiphonars eingehend beschreibt. Zum anderen bietet Otto Demus eine kunstgeschichtliche Analyse der Handschrift, die für den Fachmann wie für den Laien sehr aufschlussreich ist. Auch werden Fragen nach der Werkstatt, nach der Datierung sowie der Nachfolge erörtert. Eine ausführliche Bibliographie und nicht weniger als 93 Vergleichsabbildungen auf 68 Tafeln runden den Kommentar ab. - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. Alle Seiten sind dem Original entsprechend randbeschnitten.
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