Buch der altenglischen Poesie

Buch der altenglischen Poesie – Lund Humphries – MS 3501 – Exeter Cathedral Library (Exeter, Vereinigtes Königreich)

Wessex oder Sussex (Vereinigtes Königreich) — 950–1000

Das älteste erhaltene Exemplar englischsprachiger Literatur und seit 2016 UNESCO Weltdokumentenerbe: Eine unglaubliche Sammlung von Rätseln und weltlichen Gedichten aus dem 10. Jahrhundert

  1. Dieser Codex ist eine der vier bedeutendsten Vershandschriften der angelsächsischen Periode

  2. Er enthält zwei Werke von Cynewulf, einem von nur 12 heute noch namentlich bekannten angelsächsischen Dichtern

  3. Entstanden ca. 960–980, wurde er 2016 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen

Buch der altenglischen Poesie

MS 3501 Exeter Cathedral Library (Exeter, Vereinigtes Königreich)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Buch der altenglischen Poesie

Die als Buch der altenglischen Poesie bezeichnete Handschrift wurde von einem einzigen Schreiber um 970 niedergeschrieben und ist eines der ältesten Objekte in der Kathedralbibliothek von Exeter. Ihre große Bedeutung liegt in ihrem Inhalt und der Sprache, in der sie geschrieben ist, nämlich das Altenglische, im Gegensatz zu der großen Mehrheit der mittelalterlichen westlichen Manuskripte, die auf Latein verfasst sind. Außerdem handelt es sich um keinen biblischen Text, sondern um ein literarisches Manuskript, das aus einer Sammlung von Gedichten besteht. Die meisten erhaltenen altenglischen Texte sind in Prosa geschrieben - die Angelsächsische Chronik zum Beispiel - und es gibt überhaupt nur vier bekannte poetische Manuskripte: das Beowulf-Manuskript in der British Library, das Junius-Manuskript in Oxford, das Vercelli-Buch in Italien und eben das Exeter-Buch. Von diesen vier Manuskripten ist das Exeter-Buch das größte, am besten erhaltene und wahrscheinlich auch das älteste. Darüber hinaus ist es das älteste Exemplar der englischen Literatur auf der Welt.

Buch der altenglischen Poesie

Diese Handschrift, die auch als Exeter-Buch bezeichnet wird und dem Dekan und dem Kapitel der Kathedrale von Exeter gehört, ist eine der vier bedeutendsten, in altenglischer Sprache verfassten Vershandschriften, die aus der angelsächsischen Zeit erhalten sind. Sie wurde ca. 960-80 von einem Schreiber aus einer Vielzahl von Quellen erstellt und im 11. Jahrhundert von Bischof Leofric (vor 1016-1072) im Auftrag der Kathedrale von Exeter erworben. Eine auf 1069-72 datierte Liste von Schenkungen Leofrics bezieht sich vermutlich auf das Exeter-Buch: mycel Englisc boc be gehwilcum þingum on leoðwisum geworht oder "ein großes englisches Buch über viele Dinge, geschrieben in Versen". Im Jahr 2016 wurde dieses historische Manuskript in das UNESCO Weltdokumentenerbe aufgenommen.

**Eine faszinierende Mischung von Texten

Die Angelsachsen zeichneten sich in zahlreichen Künsten aus, wie z. B. in der Goldschmiedekunst, erfreuten sich aber auch einer hochentwickelten intellektuellen Tradition, die in prachtvollen Manuskripten zum Ausdruck kommt, die mit der komplizierten Kunst der insularen Buchmalerei geschaffen wurden. Diese ist in der Verbindung irischer und englischer Einflüsse auch als hiberno-sächsische Kunst bekannt. Der Inhalt dieses Manuskripts ist sowohl faszinierend als auch vielfältig: Er reicht von 95 Rätseln über verschiedene Heiligenviten bis hin zu zahlreichen Elegien, nämlich nachdenklichen Gedichten, die üblicherweise die Toten beklagen. Zu den Personen dieser 34 Gedichte gehören einsame Seefahrer, verbannte Wanderer und entfremdete Liebende, die in normale, gewöhnliche Alltagsumgebungen gestellt werden. Die Gedichte sind oft voll von Doppeldeutigkeiten und unzüchtigen Anspielungen. Schließlich ist diese Handschrift bemerkenswert, weil sie zwei Gedichte enthält, die dem Dichter Cynewulf aus dem 9. Jahrhundert zugewiesen sind – einem von nur insgesamt 12 Dichtern aus der angelsächsischen Periode, die heute noch namentlich identifiziert werden können. In manchen Fällen bewahrt diese Handschrift das einzige schriftliche Zeugnis von Geschichten auf, die sonst nur mündlich überliefert wurden.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Exeter Book of Old English Poetry
Exeter Book
Umfang / Format
262 Seiten / 38,0 × 24,0 cm
Datum
950–1000
Stil
Sprache
Schrift
Insulare Minuskel
Buchschmuck
Zahlreiche Initialen; Marginalien aus dem 16. und 17. Jahrhundert
Inhalt
34 Dichtungen und 95 Rätsel (teils fragmentarisch) auf Altenglisch (westsächsischer Dialekt)
Vorbesitzer
Leofric, Bischof von Exeter

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Buch der altenglischen Poesie – Lund Humphries – MS 3501 – Exeter Cathedral Library (Exeter, Vereinigtes Königreich)
Lund Humphries – London, 1933
Limitierung: 100 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 The Exeter Book of Old English Poetry

Lund Humphries – London, 1933

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Lund Humphries – London, 1933
Limitierung: 100 Exemplare
Kommentar: 1 Band von Raymond W. Chambers, Max Förster und Robin Flower
Sprache: Englisch
Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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