Geschaffen für Kaiser Ferdinand I.: Ein wunderschön gestalteter Überblick über die Raffinesse der Kalligraphie der nördlichen Renaissance
Kalligraphiebuch
Wien (Österreich) — 1596

Kalligraphiebuch
Wien (Österreich) — 1596
Eine schöne Übersicht über verschiedene Schriften und dekorative Elemente aus der Zeit, als die letzten und zugleich prächtigsten Handschriften entstanden
Die Handschrift wurde für Kaiser Ferdinand I. (1503–64) erschaffen und war später im Besitz von Kaiser Rudolf II. (1552–1612)
Ursprünglich von Georg Bocskay (gest. 1575) gestaltet, wurde sie später von Joris Hoefnagel (1542–1601) illuminiert

Kalligraphiebuch
Idealisierte Natur
Dieses Beispiel zeigt wunderbar, dass die prachtvoll gestaltete Handschrift so viel mehr ist als ein kalligraphisches Musterbuch: sie ist auch ein fantastisches Zeugnis der nördlichen Renaissance, das Naturalismus und Idealismus mit einem Schattenspiel kombiniert, welches eine Lichtquelle im Hintergrund suggeriert. Die grün-schwarze Färbung des Frosches wird von einem kunstvollen Schimmer durchbrochen, der Ausdruck der feuchten Amphibienhaut ist. Während der Frosch neben einer blauen Lilie sitzt, landet eine Libelle mit haarigen Beinen auf dem langen Stiel einer frisch geschnittenen Birne.
Kalligraphiebuch
- Mira Calligraphiae Monumenta
- Model Book of Calligraphy
Kurzbeschreibung
Präzise ausgeführte Kalligraphie ist eines der markantesten Merkmale illuminierter Manuskripte. Bis ins 16. Jahrhundert war sie eine wahre Kunst und es entstanden zahlreiche Schrifttypen, die es den Mäzenen erlaubten, sogar die Buchstaben ihrer Aufträge individuell gestalten zu lassen. Das für Kaiser Ferdinand I. geschaffene Musterbuch ist ein wunderbares Exemplar, das nicht nur verschiedene Schriften vorstellt, sondern auch einige besonders kunstfertige Elemente enthält.
Schriftmusterbuch
Diese Handschrift besteht aus zwei Teilen, einem Schriftmusterbuch mit dem lateinischen Titel „Mira calligraphiae monumenta“ und einem Abecedarium. Das Musterbuch, das Beispiele verschiedener Schriftartenvorstellt, wurde von Georg Bocskay (1510–75), dem aus Kroatien stammende Hofsekretär Kaiser Ferdinands I. (1503–64) in dessen Auftrag in den 1560er Jahren angefertigt. Etwa 30 Jahre nach Fertigstellung und 15 Jahre nach Bocskays Tod ging der Codex in den Besitz Kaiser Rudolfs II.(1552–1612) über, des Kaisers Enkel, der, wenn nicht als großer Herrscher, so doch als enthusiastischer Förderer von Kunst und Wissenschaft in die Geschichte einging. Rudolf beauftragte wiederum den flämischen Miniaturist Joris Hoefnagel (1542–1601) mit der Illuminierung des geerbten Werkes, das dieser mit meisterhaftem Pflanzen- und Tierdekor ausschmückte. Das angefügte Abecedarium von ca. 1595 präsentiert zwei Alphabetreihen von unbekannter Hand, eine in römischer Capitalis und eine zweite in gotischen Kleinbuchstaben, die als kalligraphische Schreibanleitung konzipiert sind und ebenfalls von Hoefnagel aufwendig mit floralem Rankwerk, Symbolen und heraldischen Motiven wie Masken, Tieren, Pflanzen und Obelisken verziert wurden. Das Zusammenbinden der beiden Werke zu einem Codex erfolgte vermutlich auf Initiative von Hoefnagel und Kaiser Rudolf II. Sowohl Schrift als auch Illuminierung beider Teile sind von höchster Qualität und bieten einen herrlichen Überblick über die herausragenden künstlerischen Leistungen der Nordischen Renaissance.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Mira Calligraphiae Monumenta
Model Book of Calligraphy - Umfang / Format
- 127 Folios / 16,6 × 12,4 cm
- Herkunft
- Wien (Österreich)
- Datum
- 1596
- Stil
- Sprache
- Inhalt
- Der erste Teil ist ein Modellbuch, der zweite Teil besteht aus einem konstruierten Alphabet.
- Auftraggeber
- Ferdinand I.
Rudolph II. - Künstler / Schule
- Georg Bocskay
Joris Hoefnagel

Kalligraphiebuch
Die Zehn Gebote und ein Maibaumtanz
Diese schwarz eingefärbte Seite eröffnete dem Kalligraphen eine hervorragende Gelegenheit, sein großartiges Können zu demonstrieren. Nur einem wahren Meister wäre die Goldtinte anvertraut worden, die sich glänzend von dem dunklen Pergament abhebt. Schon die Eisen-Kupfer-Lösung an sich, die zum Färben der Seiten verwendet wurde, war sehr kostspielig und schwierig herzustellen, weshalb solche Arbeiten äußerst selten sind.
Über dem Text scheint eine Wolke mit einer Kakophonie aus Licht und donnernden Posaunen zu explodieren, während Moses die Zehn Gebote auf zwei Steintafeln empfängt. Dieser Szene aus dem Alten Testament steht die pagane Bas-de-Page-Miniatur gegenüber, die eine ausgedehnte Landschaft zeigt, in der die Menschen vor einem Meer aus bunten Zelten um einen Maibaum tanzen.
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Kalligraphiebuch“
Mira Calligraphiae Monumenta
- Verlag
- Faksimile Verlag – Luzern, 1993
- Limitierung
- 290 Exemplare
- Kommentar
-
1 Band von Lee Hendrix, Thea Vignau-Wilberg, Regula Krahenbuhl
Sprache: Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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