Ovid - Metamorphosen

Ovid - Metamorphosen – G. Braziller – F.4.34 – Magdalene College Library (Cambridge, Vereinigtes Königreich)

England — 1470–1490

Hoch umstritten, aber gerade dadurch Zeugnis der sich verĂ€ndernden Weltanschauung im spĂ€ten Mittelalter: Das einzige erhaltene Exemplar der ersten englischen Übersetzung von Ovids legendĂ€ren Methamorphosen

  1. William Caxton (ca. 1422–91) war ein Kaufmann, Diplomat, Schriftsteller und Englands erster Drucker

  2. Seine umstrittene Übersetzung der Metamorphosen basierte auf einem moralisierenden französischen Text und nicht auf dem lateinischen Original.

  3. Neuere Forschungen haben versucht, die Bedeutung dieser ersten englischen Übersetzung herauszustreichen

Ovid - Metamorphosen

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Beschreibung
Ovid - Metamorphosen

Dieses Manuskript ist das einzige erhaltene Exemplar einer mittelenglischen Übersetzung von Ovids Metamorphosen, die 1480 von William Caxton fertiggestellt wurde. Anstatt direkt aus dem Lateinischen zu ĂŒbersetzen, schuf Caxton eine etwas unbeholfene Übersetzung eines moralisierenden französischen Textes, die unter Gelehrten umstritten ist. DarĂŒber hinaus wurde die Analyse der beiden BĂ€nde durch die Tatsache erschwert, dass sie frĂŒh getrennt wurden. Obwohl es ein kĂŒnstlerisches Programm von 15 Miniaturen enthĂ€lt, wurden nur vier vollendet. Die neuere Forschung hat versucht, die Bedeutung der ersten englischen Übersetzung der Metamorphosen fĂŒr ein ernsthaftes Studium sowohl in ihrem eigentlichen Sinne als auch als Teil eines Trends in den spĂ€tmittelalterlichen allegorischen Werken, die zunehmend humanistischer wurden, herauszustellen, anstatt einen Bruch zwischen Humanismus und der traditionellen mittelalterlichen Weltanschauung zu betonen.

Ovid - Metamorphosen

William Caxton (um 1422 - um 1491) war ein Kaufmann, Diplomat, Schriftsteller, Drucker und BuchhĂ€ndler und gilt als derjenige, der den Buchdruck im Königreich England einfĂŒhrte. Auch wenn nur wenig ĂŒber seine Familie oder sein frĂŒhes Leben bekannt ist, ließ er sich spĂ€testens 1450 in BrĂŒgge nieder, der damals reichsten Stadt Nordeuropas, einem Zentrum fĂŒr die Herstellung von illuminierten Handschriften. Dort machte er sich einen Namen und wurde Leiter der Company of Merchant Adventurers of London, gewissermaßen der Auslandsorganisation englischer Kaufleute. Es wird angenommen, dass er auf einer GeschĂ€ftsreise in Köln zum ersten Mal mit der Druckerpresse in BerĂŒhrung kam. Caxton veröffentlichte eine Ausgabe von Chaucers The Canterbury Tales sowie verschiedene Ritterromane, Werke des klassischen Altertums sowie englische und römische Historien. Trotz seiner UnzulĂ€nglichkeiten als Übersetzer waren seine Werke dennoch beliebt und es wird ihm zugeschrieben, dass er zur Verbreitung des Chancery English als Standarddialekt in ganz England beigetragen hat.

Eine umstrittene Übersetzung

Obwohl Caxtons mittelenglische Übersetzung der Metamorphosen Ovids (43 v. Chr. - 17/18 n. Chr.) aus dem Jahr 1480 die Ă€lteste ist, wurde ihr von der Wissenschaft lange Zeit keine Aufmerksamkeit geschenkt, weil er gerade nicht, wie er behauptet hatte, Ovids Latein direkt ĂŒbersetzte, sondern umstĂ€ndlich eine moralisierende französische Übersetzung zugrunde legte, die weit von einer getreuen Übersetzung des lateinischen Originals entfernt war. Diese Entscheidung scheint aufgrund des Drucks der öffentlichen Nachfrage auf ZweckmĂ€ĂŸigkeit beruht zu haben: Caxton versuchte, eben irgendeine Übersetzung so schnell wie möglich zu erstellen. Von den 15 Miniaturen, die ursprĂŒnglich fĂŒr dieses einzige erhaltene Manuskript seiner Übersetzung vorgesehen waren, sind nur 4 fertiggestellt worden. Es besteht aus zwei BĂ€nden, die offenbar schon frĂŒh getrennt wurden - der Band mit den BĂŒchern 1-9 wurde erst 1964 wiederentdeckt, was die wissenschaftliche Forschung stark behindert hat. Es ist nun klar, dass Caxton sehr wörtlich aus der zweiten Fassung des Prosatextes Ovide moralisĂ© ĂŒbersetzt hat, von dem heute nur noch ein kurzer Auszug erhalten ist.

Von der neueren Forschung gerettet

WĂ€hrend die meisten anderen Projekte Caxtons fĂŒr die britische Literaturgeschichte von Bedeutung waren, kann man das von seinem Beitrag zur Ovid-Forschung nicht gerade behaupten. Die neuere Forschung, die sich nun jedoch dagegen wehrt, das Werk als abgeleitet oder uninspiriert abzustempeln, hat das erste Mal eine grĂŒndliche Untersuchung von Caxtons Übersetzung in Angriff genommen. Sie stellt sie als Teil einer Tendenz in der mittelalterlichen Allegorie dar, die die Koexistenz von mittelalterlichen und humanistischen Neigungen im 15. Jahrhundert unter Beweis stellt. Außerdem war der Originaltext, aus dem Caxton ĂŒbersetzte, die so genannte burgundische Version, die die christliche Allegorie zugunsten eines **historisch-mythologischen, kosmologischen und ethischen VerstĂ€ndnisses, das den spĂ€tantiken Ovid-Interpretationen nĂ€her steht, ablehnt. Diese Fassung entspricht auch dem gehobenen Geschmack des burgundischen Hofes, mit dem Caxton aufgrund seines in Burgund ansĂ€ssigen Handelsunternehmens vertraut gewesen sein dĂŒrfte.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Moralised Ovid
The Metamorphoses of Ovid
The Booke of Ovyde Named Methamorphose
William Caxton, Moralised Ovid
Datum
1470–1490
Stil
Sprache
KĂŒnstler / Schule

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Ovid - Metamorphosen – G. Braziller – F.4.34 – Magdalene College Library (Cambridge, Vereinigtes Königreich)
G. Braziller – New York, 1968
Faksimile-Editionen

#1 The Metamorphoses of Ovid

G. Braziller – New York, 1968

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: G. Braziller – New York, 1968
Kommentar: 1 Band von Willam Caxton
Sprache: Englisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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