Rochester Book

Rochester Book – Rosenkilde and Bagger – MS A.3.5 – Rochester Cathedral Library (Rochester, Vereinigtes Königreich)

Rochester (Vereinigtes Königreich) — Vor 1123

BestĂ€ndigkeit des Rechts ĂŒber die Jahrtausende hinweg: Lateinisch-altenglische Sammlung juristisch einschlĂ€giger Texte mit dem Ă€ltesten erhaltenen Dokument der angelsĂ€chsischen Rechtsgeschichte etwa aus dem Jahr 600

  1. Der Codex vereint zwei BĂŒcher, die von demselben Schreiber zwischen 1122 und 1124 geschrieben wurden

  2. Die Texte reichen von der Herrschaft des Aethelberht von Kent (550-616) bis zu Henry I. (ca. 1068-1135)

  3. Altenglische Texte werden fachkundig ĂŒbersetzt und neben lateinischen Texten dargeboten

Rochester Book

MS A.3.5 Rochester Cathedral Library (Rochester, Vereinigtes Königreich)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Rochester Book

Der Textus Roffensis oder das "Rochester Book" stellt eine der wichtigsten Handschriften der englischen Rechtsgeschichte dar. Der Codex besteht aus zwei BĂŒchern, die zwischen 1122 und 1124 von demselben Schreiber geschrieben und spĂ€ter, irgendwann nach 1300, zusammengebunden wurden. Der Text enthĂ€lt nicht nur eine meisterhafte Übersetzung des Altenglischen, die zusammen mit lateinischen Rechtstexten prĂ€sentiert wird, sondern jede Sprache ist auch noch in einer anderen Schrift geschrieben. Die Handschrift ist weiterhin deshalb berĂŒhmt, weil sie die Ă€lteste erhaltene Abschrift eines königlichen Gesetzescodex enthĂ€lt, der etwa auf das Jahr 600 datiert wird: nĂ€mlich in die Zeit der Herrschaft von Englands erstem zum Christentum konvertierten König, Æthelberht von Kent. Neben einer Zusammenstellung von Rechtsdokumenten, die die Diözese Rochester betreffen, enthĂ€lt das Manuskript auch eine Vielzahl von weltlichen Dokumenten, darunter die Krönungsurkunde von König Henry I. aus dem Jahr 1100.

Rochester Book

Der Textus Roffensis oder das "Rochester Book" ist ein englisches Manuskript, das aus zwei Texten besteht, die vom selben Schreiber zwischen 1122 und 1124 geschrieben und Anfang des 14. Jahrhunderts in einen einzigen Codex zusammengebunden wurden. Das erste Buch enthĂ€lt die frĂŒheste aller erhaltenen Sammlungen angelsĂ€chsischer Gesetze, wĂ€hrend das zweite Buch das Ă€lteste und wertvollste Kathedralkartular darstellt: Ein Kartular oder auch Kopialbuch ist eine Sammlung von Abschriften mittelalterlicher Dokumente, die die GrĂŒndung, Privilegien und gesetzlichen Rechte einer Institution oder Familie betreffen. Auch wenn es sich nicht um eine juristisch-enzyklopĂ€disches Werk handelt, stellt die Handschrift dennoch eines der wichtigsten Dokumente zur Geschichte des englischen Rechtssystems dar und ist auch aus linguistischer Sicht faszinierend. Der von erfahrener Hand geschriebene Text wird von zahlreichen farbigen Initialen geschmĂŒckt, darunter eine große historisierte Initiale im insularen Stil, die eine Figur mit Heiligenschein und Segensgeste darstellt, möglicherweise Christus, und ein Drache, dessen Körper sich windet und in Blattranken ĂŒbergeht.

Die Geschichte des englischen Rechts

Die im ersten Buch enthaltenen Rechtsdokumente reichen von der Bekehrung des Königs Aethelberht von Kent (550-616), Englands erstem christlichen König, bis zur Krönungsurkunde von König Henry I. (etwa 1068-1135) aus dem Jahr 1100. Viele Abschnitte befassen sich mit der Wiedergutmachung von Verletzungen und Vergehen, was die Neigung der Angelsachsen zu Prozessen illustriert. Das zweite Buch enthĂ€lt u.a. zwei GrĂŒndungsurkunden der Kathedrale und Diözese von Rochester aus dem Jahr 604 und zwei Listen von Pfarreien in Kent aus der Zeit noch vor der Eroberung von 1066 und noch vor dem Domesday Book sowie Abschriften der frĂŒhesten erhaltenen englischen GesetzesbĂŒcher. Die Tatsache, dass dies alles als textus bezeichnet wird, ist bedeutsam: Ein textus war ein Buch mit einem dekorativen Einband, das auf dem Hochaltar einer Kirche ausgestellt wurde und normalerweise biblische Texte, wie etwa die Evangelien, enthielt. Es ist daher Ă€ußerst selten, dass ein weltliches Buch als textus bezeichnet wird! Ein solches Dokument hieße normalerweise liber, also ein weniger dekoratives Buch fĂŒr den Gebrauch in einem Kloster. So ist die Bezeichnung als Textus Roffensis ein Hinweis auf die große Bedeutung dieser Handschrift im Mittelalter.

Zwei Sprachen, zwei Schriften

Der Schreiber, möglicherweise ein Prior namens Ordwine, weist eine bemerkenswerte Kenntnis vergangener Zeiten auf: Er konnte einen nicht mehr benutzten, 500 Jahre alten Dialekt des AngelsĂ€chsischen ĂŒbersetzen, ohne wie andere Schreiber fehlerhafte "Korrekturen" einzutragen, und schrieb außerdem den Text in der insularen Minuskel nieder, als diese Schrift schon fast ausgestorben war. Die lateinischen Texte sind in einer proto-gotischen Form der karolingischen Minuskel geschrieben, was dazu beitrĂ€gt, dass die beiden Schriften leichter voneinander zu unterscheiden sind. Glossen wurden von zweiter Hand hinzugefĂŒgt, um die Bedeutung bestimmter Wörter zu erklĂ€ren, und diese Anmerkungen könnten ein Beweis dafĂŒr sein, dass das Manuskript nach der normannischen Eroberung in einigen Prozessen konsultiert wurde. Der kombinierte Gebrauch der beiden Sprachen hĂ€lt hier zum ersten Mal in einem Dokument die Kompromisse fest, die zwischen den neuen normannischen Herrschern und ihren einheimischen englischen Untertanen geschlossen wurden, und deutet eher auf eine Konvergenz als auf eine Kollision zwischen der englischen Sprache und den englischen Gesetzen auf der einen Seite und den romanischen Gesetzen und ihrer Sprache auf der anderen hin.

Ein widerstandsfÀhiges Manuskript

Die Beteiligung von Bischof Ernulf von Bec (1115-1124) an der Erstellung dieser Handschrift ist auf dem ersten Folio vermerkt. Zu dieser Zeit gab es kaum eine Unterscheidung zwischen den Besitzungen des Priorats und des Bistums, und der Bischof lebte in den GebĂ€uden des Priorats gemeinsam mit den Mönchen. Die im Auftrag Ernulfs erstellte Handschrift wurde im Laufe der Jahrhunderte an verschiedene Gelehrte und Institutionen ausgeliehen und trĂ€gt die Spuren einer intensiven Nutzung. Obwohl die Handschrift durch viele HĂ€nde ging und sogar einen Wasserschaden erlitt, nachdem ein Schiff, mit dem es transportiert wurde, in der Themse oder möglicherweise im Fluss Medway gekentert war, hat es, abgesehen von den Spuren dieses Wasserschadens, in erstaunlich gutem Zustand ĂŒberlebt. Um die Handschrift vor weiterem Verfall zu schĂŒtzen, wird sie heute in einem luftdichten GehĂ€use in der Krypta der Kathedrale von Rochester aufbewahrt.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Rochester Tome
Textus Roffensis
Institutiones regum anglorum in I volumine
Umfang / Format
470 Seiten / 22.5 × 15.5 cm
Datum
Vor 1123
Stil
Schrift
Insulare Minuskel Protogotisch
Buchschmuck
1 historisierte Initiale; 1 kleines Diagramm; zahlreiche farbige Initialen
Inhalt
FrĂŒhe englische Gesetze, die Chartas der Kathedrale von Rochester und weitere Dokumente
Auftraggeber
Ernulf, Bishof von Rochester

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Rochester Book – Rosenkilde and Bagger – MS A.3.5 – Rochester Cathedral Library (Rochester, Vereinigtes Königreich)
Rosenkilde and Bagger – Kopenhagen, 1957–1962
Faksimile-Editionen

#1 Textus Roffensis

Rosenkilde and Bagger – Kopenhagen, 1957–1962

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Rosenkilde and Bagger – Kopenhagen, 1957–1962
Kommentar: 1 Band von Peter Sawyer
Sprache: Englisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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