Stundenbuch Friedrichs von Aragon

Stundenbuch Friedrichs von Aragon – CM Editores – Ms. Lat. 10532 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)

Tours (Frankreich) — 1501–1502

Begonnen in Neapel, Italien, und vollendet in der Touraine, Frankreich: Eines der größten Meisterwerke der Buchkunst der Renaissance, geschmückt mit 64 ganzseitigen und 34 kleineren Miniaturen

  1. Friedrich (1452-1504) nahm das Werk unvollendet mit, als er 1501 als König von Neapel abdankte

  2. Es wurde 1502 von Jean Bourdichon, Ioan Todeschino und dem Meister von Claude de France fertiggestellt.

  3. Die Miniaturen wurden zunächst auf feinem Pergament ausgeführt, bevor sie in die architektonischen Rahmen geklebt wurden

Stundenbuch Friedrichs von Aragon

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Beschreibung
Stundenbuch Friedrichs von Aragon

Unter den prächtigen Manuskripten, die in der letzten Phase der europäischen Buchmalerei entstanden sind, gilt das Stundenbuch Friedrichs von Aragon als etwas ganz Besonderes. Die Arbeiten an der Handschrift begannen um 1501 in Neapel, doch König Friedrich war gezwungen, abzudanken und in ein "goldenes Exil" nach Frankreich zu gehen. Er ließ das Manuskript 1502 in der Touraine von einem Team aus drei Künstlern fertigstellen: Jean Bourdichon, Ioan Todeschino und der Meister der Claude de France. Die 62 ganzseitigen Miniaturen in der Handschrift stammen von Bourdichon und gelten als seine besten Arbeiten, während Todeschino und der Meister der Claude de France die Rahmen und Bordüren schufen. Die Miniaturen wurden zunächst auf feinem Pergament ausgeführt, bevor sie in die Seiten des Manuskripts geklebt und in die architektonischen Rahmen integriert wurden. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist eines der größten Meisterwerke der Buchkunst der Renaissance.

Stundenbuch Friedrichs von Aragon

Das Stundenbuch Friedrichs von Aragon wird als "besonders gelungenes Kunstwerk" beschrieben und ist eines der schönsten, erhaltenen Exemplare der Reenaissance-Buchkunst. Neben den typischen Texten eines Stundenbuchs enthält die Handschrift auch Perikopen der vier Evangelisten, das Stundengebet der Jungfrau Maria, das Totenoffizium, die Bußpsalmen und andere liturgische Texte. Im Gegensatz zu den meisten Stundenbüchern hat es kein Kalendarium und das Wappen Friedrichs erscheint nicht am Anfang, sondern am Ende des Codex, was möglicherweise auf eine Neubindung im 18. Jahrhundert zurückzuführen ist.
Das Werk ist das Ergebnis der Zusammenarbeit dreier renommierter Künstler der Zeit. Die prächtige Ausstattung zeugt vom Reichtum seines königlichen Auftraggebers, Friedrich von Aragon (1452-1504), des letzten Königs von Neapel aus dem neapolitanischen Zweig des Hauses Trastámara. Die Arbeit an der Handschrift wurde 1501 begonnen und im Laufe des Jahres 1502 abgeschlossen. Es wird angenommen, dass ein Schreiber in Neapel den Text in humanistischer Schrift ausführte, bevor Friedrich abgesetzt wurde und ins Exil gehen musste. Friedrich nahm einen seiner Lieblingskünstler, einen Neapolitaner namens Ioan Todeschino (gest. 1503), mit nach Frankreich, wo die Illumination der Handschrift vollendet wurde.

Buchmalerei der ersten Klasse

In Frankreich arbeitete Todeschino eng mit Jean Bourdichon (1457/59-1521) und dem Meister von Claude de France zusammen, um ein Werk zu schaffen, das eine Brücke zwischen der französisch-flämischen Tradition und der venezianischen Renaissance schlägt. Bourdichon schuf die 62 ganzseitigen Miniaturen, die zu seinen bedeutendsten Werken zählen. Sie wurden zunächst auf Rechtecke aus dünnem Pergament gemalt und nach ihrer Fertigstellung auf die Seiten des Buches geklebt. Jede Miniatur erscheint auf der Verso- bzw. linken Seite, begleitet von einer reich verzierten Recto- bzw. rechten Seite mit dem Text eines neuen Abschnitts. Sie wurden dann von Todeschino und dem Meister von Claude de France mit dekorativen Rahmen versehen, die entweder florale Ornamente oder klassische Elemente wie Pilaster, Kandelaber, Edelsteine oder imaginäre Figuren in einem unverkennbar venezianisch-paduanischen Stil zeigen.

Ein Leben im Exil

Friedrich wurde nach dem Tod seines Neffen König von Neapel und wurde am 26. Juni 1497 gekrönt. Allerdings hatte auch die französische Krone Anspruch auf das Königreich, das 1499 eingenommen wurde. Als Friedrichs Cousin Ferdinand II. (1452-1516) ihm zu Hilfe kam und die Franzosen 1501 vertrieb, behielt er das Königreich für sich und ließ Friedrich absetzen. Ironischerweise war es der französische König, der Friedrich eine Zuflucht und eine jährliche Rente von dreißigtausend Pfund anbot, und so ging er in ein "goldenes Exil" im Château de Plessis-lez-Tours im Loiretal. Dort ließ er dieses kostbare Juwel der Buchmalerei illuminieren, vielleicht als schönes Trostpflaster für den Verlust seines Königreichs.

Der Weg nach Paris

Als Friedrich immer ärmer wurde, war er 1503 gezwungen, einen Großteil seiner Bibliothek zu verkaufen, um seine Schulden zu begleichen. Seine Frau Isabella del Balzo (1465-1533) erbte den Rest der Sammlung, die dann auf ihren Sohn Herzog Ferdinand von Kalabrien (1488-1550) überging. Es wird angenommen, dass der Herzog das vorliegende prächtige Manuskript nach Spanien brachte, wo es in die Sammlungen der Universität von Valencia aufgenommen wurde. Es war eines von fünf Büchern, die die Bibliothèque nationale de France im Februar 1828 von einem Engländer namens Monsieur Fergusson kaufte. Zu dieser Zeit trug es bereits den Stempel von Joseph Bonaparte (1768-1844), der von 1806 bis 1808 als König von Neapel regiert hatte, jedoch ist nicht bekannt, wie Monsieur Fergusson die Manuskripte erworben hatte. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Codex nach der Schlacht von Vitoria im Jahr 1813 erbeutet wurde und als ein Teil des Gepäcks von Joseph, dem damaligen König von Spanien, von englischen Truppen beschlagnahmt wurde. Schließlich wurde er 1828 von der Vorgängerin der heutigen Bibliothèque nationale de France, der französischen Nationalbibliothek, erworben.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Hours of Frederick of Aragon
Libro de Horas de Federigo de Aragona
Horæ ad usum Fratrum Prædicatorum, dites Heures de Frédéric d’Aragon
Umfang / Format
388 Seiten / 24,5 × 15,5 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1501–1502
Sprache
Schrift
Humanistisch
Buchschmuck
64 ganzseitige Miniaturen; 34 kleinere Miniaturen
Auftraggeber
Friedrich von Aragón (1452–1504)
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Isabella del Balzo
Ferdinand von Aragonien, Herzog von Kalabrien
Joseph Bonaparte, König von Neapel

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Stundenbuch Friedrichs von Aragon – CM Editores – Ms. Lat. 10532 – Bibliothèque nationale de France (Paris, Frankreich)
CM Editores – Salamanca, 2021
Faksimile-Editionen

#1 Libro de Horas de Federigo de Aragona

CM Editores – Salamanca, 2021

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: CM Editores – Salamanca, 2021
Kommentar: 1 Band von Teresa D'Urso
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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