Apokalypse von Saint-Victor

Apokalypse von Saint-Victor – Orbis Mediaevalis – MS lat. 14410 – Bibliothùque nationale de France (Paris, Frankreich)

Normandie (Frankreich) — 1320er Jahre

Johannes von Patmos als Beobachter seiner eigenen Endzeit-Vision: Die grauenerregenden und fesselnden Bilder der Offenbarung in 83 großformatigen Miniaturen von faszinierender Schönheit und Eleganz

  1. Ein umfangreich illuminiertes Bilderbuch der Apokalypse mit einer halbseitigen Miniatur auf jeder Seite

  2. Johannes von Patmos, der Autor der Offenbarung, erscheint immer wieder als außenstehender Beobachter des visionĂ€ren Bildgeschehens

  3. Gehört zu einer Gruppe stilistisch verwandter Apokalypse-Handschriften, die zur gleichen Zeit in der Normandie entstanden

Apokalypse von Saint-Victor

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Apokalypse von Saint-Victor

Die in den 1320er Jahren in der Normandie entstandene Apokalypse von Saint-Victor fĂŒhrt ihrer Leserschaft die endzeitliche Vision des Johannes von Patmos auf 83 illuminierten Seiten außerordentlich kunstvoll vor Augen. Die 83 prĂ€chtigen halbseitigen Miniaturen im gotischen Weichen Stil entfĂŒhren in die furchterregenden Geschehnisse, die der Autor der Offenbarung, des letzten Buchs der Bibel, prophezeit, wobei seine Rolle als Beobachter immer wieder gekonnt ins Bild gesetzt wird. Nicht weniger Aufmerksamkeit wird dem restlichen, fantastischen Figurenprogramm der Offenbarung zuteil, das in einer harmonisch abgestimmten Farbpalette erscheint. Seinen Namen hat das gold- und silbergeschmĂŒckte Bilderbuch von der Abtei Saint-Victor bei Paris, wo die Handschrift im spĂ€ten 18. Jahrhundert zeitweise verwahrt wurde.

Apokalypse von Saint-Victor

Die Apokalypse von Saint-Victor gehört zu den prĂ€chtigsten Apokalypse-Handschriften des 14. Jahrhunderts und entstand wahrscheinlich in den 1320er Jahren in der Normandie. Aufgrund der großen stilistischen NĂ€he wird sie immer wieder mit der Val-Dieu-Apokalypse und der Cloisters-Apokalypse in Zusammenhang gebracht. Ebenso wie in diesen beiden reich illuminierten Manuskripte dominieren die fesselnden Miniaturen die Seiten der Apokalypse von Saint-Victor, wĂ€hrend der Text zum Nebendarsteller rangiert.

Johannes als Beobachter seiner eigenen Vision

Jede Seite dieses gotischen Bilderbuchs prĂ€sentiert Johannes Vision der Endzeit in prachtvollen halbseitigen Miniaturen – von dessen Beauftragung durch Gott ĂŒber die Öffnung des Buchs mit sieben Siegeln hin zum neuen Jerusalem und Christi abschließenden Worten zu dem ihn anbetenden Johannes. Letzter wohnt den allermeisten Geschehnissen als Beobachter bei, entweder als Teil der Szene oder aber von außerhalb des Bildes, wobei er oft durch schmale Fenster mit geöffnetem Fensterladen durch den Rahmen „in die jeweilige Miniatur“ blickt. Dies greift den Visionscharakter der Offenbarung auf und bietet der Leserschaft sogleich eine Identifikationsfigur beim eigenen Sehen der fantastischen Bilder. Passend dazu strecken die vier Evangelistensymbole (geflĂŒgelter Löwe, Stier, Engel und Adler) Johannes in den Miniaturen zu den vier apokalyptischen Reitern Schriftrollen entgegen, auf denen steht: „veni et vidi“ – „komm und sieh“.

Die Apokalypse im Weichen Stil

Die gotischen Illuminationen entsprechen dem sogenannten Weichen Stil, der sich in Europa zu Beginn des 14. Jahrhunderts ĂŒberregional etabliert hatte. Er zeigt sich in den kunstvoll fließenden GewĂ€ndern der schlanken und oft geschwungenen Figuren und ihrem lieblichen Inkarnat. Besonders charmant sind die zahlreichen fantastischen Tierwesen, die oftmals eher niedlich als furchterregend erscheinen. Die Farbpalette wird dabei von Rot-, Rosa- und Lilatönen dominiert, wozu sich Blau und GrĂŒn gesellen. Jede Miniatur ist zudem opulent mit Gold und Silber geschmĂŒckt, dass sich nicht nur in Heiligenscheinen und Darstellungen von kostbaren Schmiedearbeiten wie WeihrauchfĂ€ssern und Kronen findet, sondern auch in den GewĂ€ndern Gottes und Johannes‘.

Der Text als Beigabe zum Bild

Die untere HĂ€lfte der Pergamentseiten der kostbaren Handschrift nehmen die passenden Textabschnitte aus der Offenbarung des Johannes ein, die feinsĂ€uberlich in zwei Spalten in gotischer Textualis niedergeschrieben wurden. Meist beginnen die Abschnitte mit klassischen zweizeiligen, rot-blauen FleuronnĂ©e-Initialen. Die AnfĂ€nge ĂŒbergeordneter „Kapitel“ werden hingegen durch grĂ¶ĂŸere Litterae duplices ausgewiesen, die mit prĂ€chtigerem FleuronnĂ©e besetzt sind und deren Buchstabenkörper gespalten und zweifarbig ausgearbeitet sind.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Apocalipsis figurado de San Victor
Apocalypse of Saint-Victor
Apocalypsis cum figuris
Umfang / Format
166 Seiten / 30,0 × 22,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1320er Jahre
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
83 große Miniaturen, zahllose FleuronnĂ©e-Initialen
Inhalt
Offenbarung des Johannes

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Apokalypse von Saint-Victor – Orbis Mediaevalis – MS lat. 14410 – Bibliothùque nationale de France (Paris, Frankreich)
Orbis Mediaevalis – Madrid, 2023
Limitierung: 500 Exemplare

Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Rom, 2023
Limitierung: 999 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 Apocalipsis figurado de San Victor

Orbis Mediaevalis – Madrid, 2023

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Orbis Mediaevalis – Madrid, 2023
Limitierung: 500 Exemplare
Einband: Braunes Leder
Kommentar: 1 Band
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Möglichst detailgetreue Reproduktion der fĂŒnf erhaltenen BlĂ€tter des Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)

#2 Il Libro della Rivelazione

Details zur Faksimile-Edition:

Limitierung: 999 Exemplare
Einband: GrĂŒner Samt mit Metallapplikation auf Vorder- und RĂŒckseite.
Kommentar: 1 Band
Sprache: Italienisch
Faksimile: 1 Band Möglichst detailgetreue Reproduktion der fĂŒnf erhaltenen BlĂ€tter des Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Trinity-Apokalypse – Faksimile Verlag – MS.R.16.2 – Trinity College (Cambridge, Vereinigtes Königreich)
Trinity-Apokalypse
Nordfrankreich oder England (Vereinigtes Königreich) – 1242–1260

Ein Hauptwerk der englischen Gotik, gemalt fĂŒr eine geheimnisvolle Unbekannte: 70 von feinem Blattgold ergĂ€nzte Miniaturen in einer der schönsten Apokalypsen-Handschriften aller Zeiten

Erfahren Sie mehr
FlĂ€mische Apokalypse – M. Moleiro Editor – ms. nĂ©erlandais 3 – BibliothĂšque nationale de France (Paris, Frankreich)
FlÀmische Apokalypse
Flandern – 1400–1410

Die eindrucksvolle Weiterentwicklung der berĂŒhmten englischen Apokalypsehandschriften: Die Mystik der Offenbarung in 23 geheimnisvollen ganzseitigen Miniaturen im Übergang von der Gotik zur Renaissance

Erfahren Sie mehr
Lambeth-Apokalypse – Coron Verlag – Ms. 209 – Lambeth Palace, Library of the Archbishop of Canterbury (London, Vereinigtes Königreich)
Lambeth-Apokalypse
London (Vereinigtes Königreich) – 1260–1270

Eine der schönsten Apokalypsehandschriften des Mittelalters, womöglich geschaffen fĂŒr eine Frau: PrĂ€chtige Miniaturen auf goldenem Grund und eindringliche Federzeichnungen zur Offenbarung des Johannes

Erfahren Sie mehr
Apokalypse von Val-Dieu – M. Moleiro Editor – Add. Ms. 17333 – British Library (London, Vereinigtes Königreich)
Apokalypse von Val-Dieu
Normandie (Frankreich) – Ca. 1320–1330

Apokalyptische Bilder von der Hand eines virtuosen Meisters der nordfranzösischen Buchmalerei auf jeder Seite: Die Schrecken und die VerzĂŒckung der Apokalypse in 83 prĂ€chtigen halbseitigen Miniaturen

Erfahren Sie mehr
Berry-Apokalypse – MĂŒller & Schindler – MS M.133 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
Berry-Apokalypse
Paris (Frankreich) – 1400–1415

Beauftragt vom berĂŒhmten Bibliophilen Jean Duc de Berry: 85 ganz- und halbseitige, meisterhaft ausgefĂŒhrte Miniaturen in einer visionĂ€ren Apokalypsen-Handschrift

Erfahren Sie mehr
Cloisters-Apokalypse
Cloisters-Apokalypse
Normandie (Frankreich) – Ca. 1330

Die furchterregenden Ereignisse der Apokalypse in lieblichen Miniaturen des Weichen Stils: Eine einzigartige Apokalypse-Handschrift als goldleuchtender und farbenprÀchtiger Schatz der Kanalschule

Erfahren Sie mehr
Filterauswahl
Verlag