Cloisters-Apokalypse

Cloisters-Apokalypse

Normandie (Frankreich) — Ca. 1330

Die furchterregenden Ereignisse der Apokalypse in lieblichen Miniaturen des Weichen Stils: Eine einzigartige Apokalypse-Handschrift als goldleuchtender und farbenprächtiger Schatz der Kanalschule

  1. Das in der Normandie um 1330 geschaffene Manuskript ist nach seinem heutigen Aufbewahrungsort in New York City benannt

  2. Seine "milde" Darstellung der Offenbarung und die Einbeziehung eines Bilderzyklus zur Kindheit Jesu machen es einzigartig

  3. In den Miniaturen sind zahlreiche spanische Einflüsse zu erkennen, die später auch die süddeutsche Buchmalerei beeinflussten

Cloisters-Apokalypse

68,174 The Cloisters Museum and Gardens (New York, USA)
  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Cloisters-Apokalypse

Die prächtige Cloisters-Apokalypse stammt aus der Normandie, Frankreich, und entstand um das Jahr 1330. Sie ist mit 72 großen Miniaturen geschmückt, die zeitgenössischen Glasmalereien ähneln, darunter vier ganzseitige Miniaturen, die unter Verwendung von Blattgold und -silber, reichhaltigen Temperafarben und farbiger Tinte ausgeführt wurden. Die Miniaturen sind im Weichen Stil der gotischen Buchmalerei ausgeführt und stellen die Offenbarung des Johannes in einer traumhaften Manier dar, in der die bedrohlichsten Gestalten der Apokalypse eine Verbindung eingehen mit angenehmen Szenen der höfischen Häuslichkeit. Der Einfluss von Beatus von Liébanas Kommentar zur Apokalypse ist in spanischen anmutenden Details zu entdecken, die sich durch die gesamte Handschrift ziehen. Dieser leuchtende, bildgewaltige Codex mit seinen anmutigen und meisterhaften Miniaturen gehört zu der kleinen, aber erlesenen Sammlung illuminierter Manuskripte in The Cloisters in New York City.

Cloisters-Apokalypse

Der Stil der Handschrift deutet darauf hin, dass sie aus der Normandie stammt, was zu dem in Teilen abgetragenen Wappen der Familie de Montigny, einem normannischen Adelshaus aus Coutances, am Ende der Handschrift passt. Unter den illuminierten Apokalypse-Handschriften des frühen 14. Jahrhunderts aus dieser Region ist sie jedoch wahrlich außergewöhnlich, da sie mit einem Bilderzyklus zur Kindheit Jesu beginnt und mit einer Reihe von Bildern endet, die die persönliche Verbindung des Johannes von Patmos mit Jesus unterstreichen. Die Handschrift kam um 1368 in die Schweiz, möglicherweise in die Abtei Zofingen im Aargau, und beeinflusste dort möglicherweise deutsche Künstler, die sich auf die Arbeit am berühmten Codex Manesse vorbereiteten, womit sie ein wichtiges Bindeglied zwischen der Kanalschule und dem gotischen Stil Süddeutschlands darstellt. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte ging die Cloisters-Apokalypse durch verschiedene private Hände, bevor sie 1968 vom Metropolitan Museum of Art erworben wurde.

Milde Bilder der Apokalypse

72 Miniaturen, darunter 4 ganzseitig, veranschaulichen in prächtiger Weise die Ereignisse des Buches der Offenbarung. Die ganzseitigen Miniaturen, die je in zwei Register unterteilt sind, zeigen Szenen aus dem frühen Leben Christi, beginnend mit der Verkündigung und endend mit der Flucht nach Ägypten. Gerade diese einführenden Bilder voller gemütlicher Szenen der Häuslichkeit geben den Ton für den Rest des Werkes an. Während etwa das Bildprogramm der Lambeth-Apokalypse, die ca. 50 Jahre zuvor entstand, grundsätzlich recht ähnlich ist, ist die Atmosphäre, in der die Ereignisse dargestellt werden, eine völlig andere. Hier erscheinen die Ereignisse der Apokalypse in erschreckender Weise: Gesichter sind vor Entsetzen verzerrt, Körper sind deformiert und in physischem und psychischem Schmerz verdreht, bedrohliche Ungeheuer reißen grausige Fratzen. Die Cloisters-Apokalypse hingegen ähnelt eher einem zeitgenössischen Bestiarium und stellt die Ereignisse so dar, als wären sie ein normaler Teil der Geschichte; selbst die Grotesken und Monster wirken eher komisch als furchterregend.

Die Handschriftensammlung in The Cloisters

The Cloisters, auch bekannt als Met Cloisters, weil es eine Zweigstelle des The Metropolitan Museum of Art ist, ist ein Museum, das sich auf mittelalterliche europäische Kunst und Architektur spezialisiert hat. Das Museum befindet sich auf einem vier Hektar großen Gelände im Fort Tryon Park in Manhattan und besteht aus Elementen von vier mittelalterlichen französischen Kreuzgängen, die nach den Entwürfen des Architekten Charles Collens und unter der strengen, manchmal beschwerlichen Leitung von John D. Rockefeller Jr. zerlegt, transportiert und rekonstruiert wurden. Das Museum wurde 1938 nach jahrzehntelanger Arbeit eröffnet.
Der größte Teil der ca. 5.000 Exponate umfassenden Sammlung besteht aus Skulpturen, Statuen, Gemälden, Wandteppichen, Tafelbildern, Altarbildern und Glasfenstern, aber auch aus einer kleinen Auswahl an illuminierten Manuskripten, die jedoch von höchster Qualität sind. Neben der vorliegenden Apokalypse-Handschrift gehören dazu die Belles Heures du Duc de Berry, das Stundenbuch der Jeanne d'Evreux, der Palter der Bonne de Luxembourg und ein kleines Stundenbuch, das Simon Bening zugeschrieben wird und 2015 erworben wurde.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Cloisters Apocalypse
The Cloisters Apocalypse
Umfang / Format
80 Seiten / 31,5 × 23,8 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Ca. 1330
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis Gotische Kursive
Buchschmuck
4 ganzseitige Miniaturen auf fol. 1r-2v; 71 halbseitige Miniaturen
Inhalt
Buch der Offenbarung
Vorbesitzer
Robert Pecham
Thomas Darellus
Antoine de Lescazes
Etienne Cauvy
Dr. Louis-Maximien Rey
Baron Auvray
Hôtel des Ventes, Tours
Baron Edmond James de Rothschild
Alexandrine de Rothschild
Palais Galliéra, Paris
H. P. Kraus

Verfügbare Faksimile-Editionen:
The Cloisters Apocalypse
Bernardinum Wydawnictwo – Pelpin, 2021
Limitierung: 999 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 The Cloisters Apocalypse

Bernardinum Wydawnictwo – Pelpin, 2021

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Bernardinum Wydawnictwo – Pelpin, 2021
Limitierung: 999 Exemplare
Einband: Braunes geprägtes Leder mit zwei Metallschließen
Kommentar: 1 Band von Florens Deuchler, Jeffrey M. Hoffeld und Helmut Nickel
Sprache: Englisch
Faksimile: 1 Band Vollfaksimile des gesamten Originaldokuments (siehe unten) Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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