Codex Boernerianus

Codex Boernerianus – Karl W. Hiersemann – Mscr. Dresd. A.145.b – SĂ€chsische Landesbibliothek - Staats- und UniversitĂ€tsbibliothek (Dresden, Deutschland)

Boerner Skriptorium, Kloster von St. Gallen (Schweiz) — Zweite HĂ€lfte des 9. Jahrhunderts

Ein kleiner Codex mit den Paulusbriefen bereits aus dem 9. Jahrhundert: Altirisches Gedicht eines von der Pilgerfahrt nach Rom enttĂ€uschten Pilgers beigefĂŒgt

  1. Der Codex stammt von einem irischen Mönch in der Abtei von St. Gallen in der Schweiz, geschrieben etwa 850-900

  2. Es enthÀlt die Briefe des Paulus (mit Ausnahme des HebrÀerbriefs) in griechischer und lateinischer Sprache

  3. Ein Faksimile konnte 1909 angefertigt werden, bevor das Original wÀhrend des Zweiten Weltkriegs schwere WasserschÀden erlitt

Codex Boernerianus

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Codex Boernerianus

Dieser kleine neutestamentliche Codex stammt aus dem 9. Jahrhundert und ist nach seinem ehemaligen Besitzer, dem Theologieprofessor Christian Frederick Börner, benannt. Der Text umfasst die Paulusbriefe mit Ausnahme des HebrĂ€erbriefs und ist einspaltig mit 20 Zeilen pro Seite geschrieben. Der PrimĂ€rtext ist in Griechisch unter Verwendung des westlichen Texttyps geschrieben und mit einer lateinischen Übersetzung unter Verwendung des angelsĂ€chsischen Alphabets versehen, die ĂŒber den Zeilen des griechischen Textes erscheint. Relevante Zitate aus dem Alten Testament sind am linken Rand vermerkt. Den Abschluss des Manuskripts bildet ein Gedicht in altirischer Sprache, das von einem enttĂ€uschten Pilger nach der gefĂ€hrlichen Reise nach Rom verfasst worden zu sein scheint. Dieses Gedicht deutet zusammen mit stilistischen Hinweisen im Schriftbild darauf hin, dass der Codex von einem irischen Mönch in der Abtei von St. Gallen in der Schweiz zwischen 850 und 900 geschrieben wurde. Der Codex erlitt wĂ€hrend des Zweiten Weltkriegs einen schweren Wasserschaden, wurde aber glĂŒcklicherweise bereits 1909 als Faksimile veröffentlicht.

Codex Boernerianus

Diese berĂŒhmte karolingische Handschrift aus der SĂ€chsischen Landesbibliothek in Dresden enthĂ€lt die meisten Paulusbriefe außer dem HebrĂ€erbrief in griechischer Sprache mit einer ĂŒber dem Originaltext eingefĂŒgten lateinischen Übersetzung. Fol. 23v zeigt ein kurzes Gedicht in altirischer Sprache, das von einem enttĂ€uschten Pilger verfasst wurde und wie folgt ĂŒbersetzt wird: "Nach Rom zu gehen, viel Arbeit, wenig Gewinn: Der König, den du hier suchst, wenn du ihn nicht mitbringst, findest du ihn nicht. Viel Torheit, viel Wahnsinn, viel Sinnesverlust, viel Wahnsinn (ist es), da der Tod gewiss ist, unter dem Unwillen von Marias Sohn zu sein."

Ein 1.100 Jahre altes Werk

Die BesitzverhÀltnisse dieser Handschrift aus feinem Pergament sind weitgehend unbekannt, aber wahrscheinlich befand sie sich jahrhundertelang in St. Gallen oder einer anderen klösterlichen Einrichtung. Der Codex war im Besitz von Paul Junius, als dieser 1670 in Leiden starb, von wo aus er in die HÀnde von Peter Franz (1645-1704) in Amsterdam gelangte. Dort wurde er 1705 von seinem Namensvetter Christian Friedrich Börner (1685-1753) erworben, der ihn mit nach Leipzig nahm, wo er als Professor an der UniversitÀt tÀtig war. Nach seinem Tod verblieb die Handschrift in seinem Geburtsort Dresden und befindet sich heute in der dortigen SÀchsischen Landesbibliothek.
Erstmals veröffentlicht wurde der Text 1791 in der Meißner Druckerei von Christian Friedrich Matthaei (1744 - 1811), der die Handschrift in die Zeit zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert einordnete. Doch Ludolph KĂŒster (1670-1716), ein westfĂ€lischer Gelehrter, Philologe, Textkritiker, PalĂ€ograph und Herausgeber altgriechischer Texte, hatte die Handschrift bereits Jahrzehnte zuvor richtig auf das 9. Jahrhundert datiert. Einige wie der deutsche Altphilologe, MediĂ€vist und PalĂ€ograph Ludwig Traube (1861-1907) haben die Theorie aufgestellt, dass der Autor dieses Werkes kein Geringerer als der berĂŒhmte irische Lehrer, Grammatiker, Schriftkommentator und Schriftsteller Sedulius Scotus (fl. 840-860) ist. HierfĂŒr gibt es jedoch keine Beweise und die Behauptung bleibt umstritten.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Codex Boernerianus epistolarum Paulinarum graeco-latin
Codex Boernerianus der Briefe des Apostles Paulus
Boerner Epistles
Umfang / Format
220 Seiten / 24,7 × 19,0 cm
Herkunft
Schweiz
Datum
Zweite HĂ€lfte des 9. Jahrhunderts
Schrift
Griechische Majuskel Regionale Minuskel
Buchschmuck
Zahlreiche Initialen
Inhalt
Paulusbriefe des Neuen Testaments; Auszug aus einem Kommentar zum MatthÀus-Evangelium

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Codex Boernerianus – Karl W. Hiersemann – Mscr. Dresd. A.145.b – SĂ€chsische Landesbibliothek - Staats- und UniversitĂ€tsbibliothek (Dresden, Deutschland)
Karl W. Hiersemann – Leipzig, 1909
Faksimile-Editionen

#1 Der codex Boernerianus der Briefe des Apostles Paulus

Karl W. Hiersemann – Leipzig, 1909

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Karl W. Hiersemann – Leipzig, 1909
Kommentar: 1 Band von Alexander Reichardt
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preiskategorie: €
(unter 1.000€)
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