Hortus Deliciarum

Hortus Deliciarum – Hortus Deliciarum – Originalmanuskript verloren

Kloster Hohenburg, Elsass (Frankreich) — Letztes Viertel des 12. Jahrhunderts

Ein in gleich zweierlei Weise besonderes Manuskript aus dem 12. Jahrhundert: Die erste von einer Frau verfasste, reich bebilderte EnzyklopĂ€die sowie eine frĂŒhe Quelle fĂŒr mehrstimmige Musik

  1. Äbtissin Herrad von Landsberg (ca. 1130-1195) stand 28 Jahre lang der Abtei Hohenburg vor

  2. Sie ist berĂŒhmt als Autorin einer EnzyklopĂ€die, die praktisch alle Aspekte des Wissens abdeckt

  3. Die Originalhandschrift wurde bei der Belagerung Straßburgs 1870 zwar zerstört, aber Abschriften sind erhalten geblieben

Hortus Deliciarum

Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (2)
Beschreibung
Hortus Deliciarum

Diese EnzyklopĂ€die aus dem 12. Jahrhundert kann mit zwei Superlativen aufwarten: Sie ist die erste, die von einer Frau geschrieben worden ist, und stellt eine der Ă€ltesten Quellen fĂŒr mehrstimmige Musik dar: der Hortus deliciarum oder "Garten der LĂŒste" der Äbtissin Herrad von Landsberg (ca. 1130–1195). Die zwischen 1167 und 1185 entstandene Handschrift bietet einen umfassenden Überblick ĂŒber das im 12. Jahrhundert vorhandene Wissen, was von klassischen Autoren der Antike bis zu arabischen Gelehrten reicht. Theologie, Philosophie, Geschichte, Literatur und mehr werden in dem massiven Text, der ursprĂŒnglich mindestens 336 Miniaturen umfasste, behandelt. Wenngleich das Original 1870 im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges zerstört wurde, konnten verschiedene Forscher Kopien sowohl von den Miniaturen als auch vom Text selbst erstellen, so dass der Großteil des Werkes bis heute erhalten geblieben ist.

Hortus Deliciarum

Der Hortus deliciarum oder "Garten der LĂŒste" ist eine illuminierte mittelalterliche EnzyklopĂ€die, die von Herrad von Landsberg (ca. 1130-1195), einer elsĂ€ssischen Nonne und Äbtissin der Abtei Hohenburg in den Vogesen, in Auftrag gegeben wurde. Die Arbeit an der Handschrift, einem der berĂŒhmtesten Werke dieser Zeit, begann 1167 und dauerte fast 20 Jahre, bevor sie 1185 abgeschlossen werden konnte. Die meisten Inhalte sind keine Originalschöpfungen, vielmehr bietet sich hier ein Kompendium des Wissens aus anderen Werken des 12. Jahrhunderts, von Gedichten bis hin zu Illustrationen und Musik. HauptsĂ€chlich in lateinischer Sprache mit einigen Glossen auf Deutsch geschrieben, schöpft es aus Quellen, die von klassischen bis zu arabischen Autoren reichen. Herrads eigene Gedichte, die an andere Nonnen gerichtet sind und gesungen werden können, sind in den Text eingestreut.

Äbtissin Herrad von Landsberg

Geboren auf Schloss Landsberg, dem Sitz ihrer elsĂ€ssischen Adelsfamilie, trat Herrad in jungen Jahren in die Abtei Hohenburg ein, die etwa 40 km sĂŒdwestlich von Straßburg auf dem Odilienberg liegt. Das Kloster wurde damals von der Äbtissin Relindis (gest. 1167) geleitet, die die UnterstĂŒtzung Kaiser Friedrichs I. (1122-90) genoss und vom Benediktinerkloster Bergen in Bayern zur Wiederbelebung der Abtei entsandt worden war. Dank der kaiserlichen Schutzherrschaft blĂŒhte das Kloster auf und wurde zu einem **mĂ€chtigen Reformzentrum, das auch die umfassendste Ausbildung bot, die fĂŒr Frauen im 12. Jahrhundert denkbar war. Herrad wurde nach dem Tod von Relindis im Jahr 1167 deren Nachfolgerin als Äbtissin und setzte die Arbeit zum Wiederaufbau des Klosters sowie zur Konsolidierung seiner LĂ€ndereien in den nĂ€chsten 28 Jahre fort. Sie blieb als kompetent und bei den Nonnen von Hohenberg als beliebt in Erinnerung.

Eine EnzyklopÀdie aus dem 12. Jahrhundert

Bereits 1159 könnte Herrad mit der Arbeit an ihrem Werk begonnen haben, in dem sie den Kampf zwischen Tugend und Laster untersucht. Der ursprĂŒnglich aus 324 doppelt gefalteten PergamentblĂ€ttern bestehende lateinische Text wurde von etwa 1250 Glossen in deutscher Sprache und 336 Miniaturen verschiedener GrĂ¶ĂŸe begleitet. Abgesehen davon, dass es die erste von einer Frau geschriebene EnzyklopĂ€die ist, ist die Handschrift auch eine der Ă€ltesten Quellen zur Polyphonie und enthĂ€lt mindestens 20 Liedtexte, die alle in Neumen-Notation und vierzeiligen Notensystemen geschrieben waren. Die Illustrationen zeigen ein seltenes Maß an kĂŒnstlerischer Phantasie und enthalten viele symbolische Darstellungen von theologischen, philosophischen, historischen und literarischen Themen. Obwohl der Inhalt das Werk vieler HĂ€nde ist, scheint er hauptsĂ€chlich von Herrad zusammengestellt, geschrieben und redigiert worden zu sein, die anscheinend auch die KĂŒnstler bei der Illustration des Werkes angeleitet hat. Im frĂŒhen 19. Jahrhundert wurde die Handschrift in die Stadtbibliothek von Straßburg gebracht, wo sie auch von Laienforschern studiert werden konnte.

Zerstörung im Deutsch-Französischen Krieg

WĂ€hrend der Belagerung von Straßburg im Sommer 1870 wurde die Stadt schwer von Artillerie beschossen, was dazu fĂŒhrte, dass die Bibliothek, in der der Hortus deliciarum aufbewahrt wurde, in Brand geriet und das Manuskript verbrannte. GlĂŒcklicherweise waren Teile davon schon zu unterschiedlichen Zeiten kopiert worden, so dass es rekonstruiert werden konnte: Die Miniaturen hatte berreits 1818 Christian Maurice Engelhardt kopiert, wĂ€hrend der Text zwischen 1879 und 1899 von Straub und Keller rekonstruiert und veröffentlicht werden konnte. Der Weitsicht dieser Wissenschaftler und Forscher ist es zu verdanken, dass das unschĂ€tzbare Werk bis heute erhalten geblieben ist.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Hortus Deliciarum of Herrad of Landsberg (or Hohenbourg)
Umfang / Format
Etwa 648 Seiten / 50,0/53,0 × 36,0/37,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Letztes Viertel des 12. Jahrhunderts
Stil
Schrift
Protogotisch
Buchschmuck
136 grosse Miniaturen; 5 halbseitige Miniaturen; 11 illustrierte Textseiten; 2 ganzseitige Zeichnungen; 5 kalendarische Tabellen; 1 tabellarischer Stammbaum
Inhalt
EnzyklopÀdie des theologischen und profanen Wissens der Zeit, kompiliert aus arabischen und klassischen Quellen. Dichtung und Musik.
KĂŒnstler / Schule

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Hortus Deliciarum – Hortus Deliciarum – Originalmanuskript verloren
Hortus Deliciarum – London, 1979
Limitierung: 750 Exemplare

Hortus Deliciarum – Caratzas Brothers, Publishers – Originalmanuskript verloren
Caratzas Brothers, Publishers – New York, 1977
Limitierung: 750 Exemplare
Detailbild

Hortus Deliciarum

Tempelmenora

Die ursprĂŒngliche Menora mit sieben Flammen wurde aus reinem Gold fĂŒr die StiftshĂŒtte hergestellt und spĂ€ter im Tempel Salomos aufgestellt. Der Titusbogen zeigt römische LegionĂ€re, die nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. die Menora aus dem Zweiten Tempel tragen. Bei der PlĂŒnderung Roms im Jahr 455 wurde sie von den Vandalen erbeutet und 533 von Belisarius aus Karthago zurĂŒckgeholt, der sie schließlich nach Konstantinopel brachte. Danach verschwand sie aus den historischen Aufzeichnungen, aber manche Stimmen behaupten, sie sei im Vatikan versteckt.

Hortus Deliciarum – Hortus Deliciarum – Originalmanuskript verloren
Einzelseite

Hortus Deliciarum

Die Philosophie und die Sieben Freien KĂŒnste

Die Philosophie, verkörpert durch eine weibliche Figur in der Mitte, die eine Schriftrolle hĂ€lt und eine aus drei menschlichen Gesichtern bestehende Krone trĂ€gt, thront inmitten der Sieben Freien KĂŒnste, die ebenfalls personifiziert sind. Die beiden mĂ€nnlichen Schriftgelehrten, die unter der Philosophie dargestellt sind, tragen die Bezeichnungen "Sokrates" und "Platon", wĂ€hrend ihre vier Kollegen am unteren Rand der Seite als "Dichter oder Zauberer" bezeichnet werden.

Die Miniatur hat die Form einer Fensterrosette in einer mittelalterlichen Kathedrale und stellt den Kreis der Philosophie dar. Von oben nach unten im Uhrzeigersinn stehen die Figuren fĂŒr Grammatik, Rhetorik, Logik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie. Die ersten drei bilden das Trivium, die untere Abteilung der Freien KĂŒnste, wĂ€hrend die nĂ€chsten vier zum Quadrivium gehören, das erst nach dem Trivium unterrichtet wird.

Hortus Deliciarum – Hortus Deliciarum – Originalmanuskript verloren
Faksimile-Editionen

#1 Hortus Deliciarum

Hortus Deliciarum – London, 1979

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Hortus Deliciarum – London, 1979
Limitierung: 750 Exemplare
Kommentar: 1 Band von Rosalie Green, Michael Evans, Christine Bischoff und Michael Curschmann
Sprachen: Englisch, Franzözisch
Faksimile: 1 Band Monochrome Nachbildung des verlorenen Originaldokuments. Umfang, Format, Farbigkeit und Einband entsprechen möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen Originaldokument.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)

#2 Hortus Deliciarum

Caratzas Brothers, Publishers – New York, 1977

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Caratzas Brothers, Publishers – New York, 1977
Limitierung: 750 Exemplare
Kommentar: 1 Band
Sprache: Englisch
Faksimile: 1 Band In Teilen kolorierte Nachbildung des verlorenen Originaldokuments. Umfang, Format, Farbigkeit und Einband entsprechen möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen Originaldokument. Die Faksimile-Edition umfasst die teilkolorierte Rekonstruktion des verlorenen Manuskripts sowie einen Kommentarband mit Transkriptionen.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar
Preis Kategorie: €
(unter 1.000€)
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