Sakramentar von Metz
Weshalb das Sakramentar von Metz heute als Fragment vorliegt, ist umstritten: Handelt es sich um eine Laune der Überlieferung, die nur die heute erhaltenen 10 Blätter auf uns kommen ließ, oder wurde der Codex nach dem heute noch erhaltenen Canon missae gar nicht erst fortgeführt? Wie auch immer diese Frage zu beantworten ist: Geschaffen in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts, und zwar für Karl den Kahlen (823–877) von der für ihn tätigen Hofschule, stellt es heute eines der kostbarsten Zeugnisse spätkarolingischer Buchmalerei dar. So ist etwa die Darstellung der Hand Gottes bei der Krönung des Königs ohne Parallele in der karolingischen Kunst, bringt aber das Selbstverständnis der Karolinger-Dynastie treffend auf den Punkt. Königlicher Prunk und gesuchte Kostbarkeit lässt sich auch der reichhaltigen Ornamentik bescheinigen, die neben den 7 ganzseitigen Miniaturen den theologischen Inhalt auf eigene Art zu unterstreichen sucht.
Sakramentar von Metz
Das Sakramentar von Metz stellt eine bibliophile Kostbarkeit dar, die durch ihren Reichtum an ornamentalem und bildlichem Schmuck über alles hinausgeht, was uns in den Kanonseiten anderer Sakramentare aus dem frühen Mittelalter überliefert ist. Obwohl der Codex ein vollständiges Sakramentar für das ganze Kirchenjahr enthalten sollte, handelt es sich bei diesem lediglich um ein Fragment, das allerdings aus dem bedeutendsten Teil des Sakramentars (dem Canon Missae mit der Präfation) besteht. Doch liegt die Vermutung nahe, dass von diesem geplanten Werk tatsächlich nie mehr als der Anfang ausgeführt wurde.
So ist unsere Handschrift als Fragment eines Sakramentars bekannt und berühmt geworden, das von einer Pracht ist, die es zu einem der kostbarsten Zeugnisse der spätkarolingischen Buchkunst macht. Es wurde in der 2. Hälfte des 9. Jh.s für einen König angefertigt, wahrscheinlich für Karl den Kahlen, König des Westfränkischen Reiches. Sowohl die Schrift, die zum größten Teil in goldenen Buchstaben ausgeführt ist, als auch die bildliche sowie ornamentale Ausstattung sind von hohem künstlerischen Wert und unterstreichen die Aussage des heiligen Textes.
Bildmotive, die in Reims und Metz aus spätantikem Formengut entwickelt wurden, leben in der Handschrift auf, und Einflüsse der glanzvollen Schule von Tours lassen sich erkennen. Die vorhandenen Elemente werden zu einer neuen Einheit zusammengefasst, sowie Bildprägungen geschaffen, die noch jahrhundertelang die mittelalterliche Kunst bewegen sollten.
Die einzigartige künstlerische Ausstattung
Die wenige Seiten (10 Folios) umfassende Handschrift enthält großartige Bilddarstellungen, die von Bewegung und Lebendigkeit bestimmt sind. Am Beginn der Handschrift steht das Herrscherbild, auf dem die Krönung Karls des Kahlen unmittelbar durch die Hand Gottes dargestellt wird. In diesem Bild finden sich einige interessante ikonographische Details, wie z. B. die Heiligenscheine um die Häupter des Königs und der beiden Bischöfe, die als Attribute derer gedeutet werden, die in den Bereich der sakramentalen Handlungen einbezogen sind.
Daneben ist auch das alte, aus der spätantiken Triumphalkunst stammende Motiv der Krönung des Kaisers durch die Hand Gottes bemerkenswert, da es dazu keine anderen karolingischen Parallelen gibt. Deutlicher kann kaum ausgedrückt werden, dass das Königtum unmittelbar von Gott kommt.
Die phantasievolle Ornamentkunst
Neben den insgesamt sieben prächtigen ganzseitigen Miniaturen ist auch die ornamentale Gestaltung von großer Bedeutung. Sie dient zur Unterstreichung der theologischen Aussage und zeichnet sich durch Formenreichtum, Erfindungskraft sowie Sicherheit im Detail wie im Ganzen aus. Akanthusblätter, farbige Perlenschnüre, Edelsteinränder, Blütenrosetten und Palmetten umwinden phantasievoll den heiligen Text. Dass dabei stets das Ziel verfolgt wird, höchsten Prunk zu entfalten und größte Kostbarkeit zu zeigen, ist offensichtlich.
Ein kalligraphisches Kunstwerk
Die graphische Gestaltung der Handschrift gilt als glänzendes Beispiel der dekorativen Verwendung und Verbindung verschiedener Schriftarten zu einem kalligraphischen Meisterwerk. Fast der gesamte Text ist in Gold geschrieben, auf einigen Seiten wechseln jedoch goldene, grüne und rote Zeilen ab.
An manchen Stellen sind Buchstaben mit ornamentalem Schmuck ausgestattet, und einige Zeilen und Buchstaben werden durch einen Purpurgrund hervorgehoben. Neben einer feinen Minuskel werden alle Arten von Zierschriften verwendet: die Capitalis Quadrata, die Capitalis Rustica sowie eine prächtige Uncialis für den Hauptteil des Textes.
Ein für den König bestimmtes Sakramentar
Bei einer Krönungszeremonie wie bei zahlreichen Feiern und Riten dienten heilige Bücher dazu, den Segen Gottes auf den Herrscher und sein Haus herabzurufen. In diesem Zusammenhang dürfte auch das Sakramentar von Metz zu sehen sein. Der Grund, warum es jedoch unvollendet geblieben ist, könnte sein, dass man für die Krönung Karls des Kahlen in aller Eile ein Prachtsakramentar benötigte und sich, in Ermangelung einer fertigen Handschrift, mit dem damals begonnenen kostbaren Fragment begnügte, das gerade den ersten und vornehmsten Teil des Sakramentars enthielt. Aufgrund der reichen Ausstattung lässt sich jedenfalls feststellen, dass das Sakramentar mit Karl dem Kahlen im Zusammenhang steht und heute allgemein als Werk einer für ihn tätigen Hofschule angesehen wird.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Sacramentary of Metz
Sacramentaire de Metz - Umfang / Format
- 20 Seiten / 27,0 × 21,0 cm
- Herkunft
- Frankreich
- Datum
- Zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Schrift
- Karolingische Minuskel Römische Unzialis Römische Capitalis Rustica
- Buchschmuck
- 7 ganzseitige Miniaturen, 12 Textseiten mit dekorativen Rahmen und mit prächtiger Zierschrift
- Auftraggeber
- Kaiser Karl der Kahle (823–877)
- Künstler / Schule
- Schule von Tours
- Vorbesitzer
- Ludwig XV., Jean-Baptiste Colbert
Sakramentar von Metz
Christus in einer Mandorla
Der italienische Ausdruck „Mandorla“ bedeutet Mandel. So verwundert es auch nicht, dass er in der Kunst einen mandelförmigen Rahmen beschreibt, in dem Christus und/oder die Jungfrau Maria eingeschrieben sein können. Die Mandorla zeichnet die exzeptionelle Heiligkeit der jeweiligen Figur aus und wird in dieser Miniatur von zwei Seraphim flankiert, die als Engel des höchsten Ranges Gottes Thron bewachen. Der himmlischen Szenerie unterstellt sind links die männliche Allegorie des Wassers und rechts die weibliche Allegorie der Erde.

Sakramentar von Metz
Kreuzigung – Te Igitur
Diese aufwändige Kreuzigungsszene, in der das Kreuz den ersten Buchstaben T des eucharistischen Gebets Te igitur bildet, deutet schon darauf hin, dass dieses Fragment die wohl reichste und feinste karolingische Illumination in sich bergen dürfte. Die Miniatur ist ein Kaleidoskop aus Flechtwerk-Mustern, Edelsteinen, Perlen, Palmetten und Akanthusblättern. Abgesehen von der üppigen Verwendung von Blattgold leuchten in der Szene besonders Rot-, Grün- und Blautöne hervor.
Obwohl Christus aus seinen Wunden blutet, siegt er mit offenen Augen über den Tod und scheint mehr am Kreuz zu stehen als zu hängen. Goldpunkte deuten die Nägel in seinen Füßen, Händen und seltsamerweise auch in seinen Brustwarzen und seinem Bauchnabel an. Die Muskulatur Christi ist für die damalige Zeit überraschend realistisch und steht mit seiner insgesamt erhabenen Erscheinung etwas in Kontrast.

#1 Das Sakramentar von Metz
Details zur Faksimile-Edition:
Sprache: Deutsch
Der wissenschaftliche Kommentar zur Handschrift wurde von Florentine Mütherich verfasst und dient als Einführung in das Sakramentarfragment. Darin wird die Handschrift in ihrem historischen Umfeld näher beleuchtet sowie ihre kunsthistorische Bedeutung ausführlich erläutert und gewürdigt.
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