Vindel Pergamente

Vindel Pergamente – M. Moleiro Editor – MS M.979 – Morgan Library & Museum (New York, USA)

Galizien (Spanien) — SpĂ€tes 13. Jahrhunderts

Lange verschollen und 1913 von einem Madrider Antiquar wiederentdeckt: Eine von nur drei erhaltenen Sammlungen mittelalterlicher Liebeslieder aus weiblicher Perspektive

  1. Die sieben Liebeslieder von Martin Codax, einem reisenden SĂ€nger aus dem Galizien des 13. Jahrhunderts, wurden 1913/14 entdeckt

  2. Sie stehen in der Tradition der sogenannten Cantigas de Amigo, die aus Sicht einer Frau oder eines MĂ€dchens gesungen werden

  3. Diese Monologe und Dialoge erzĂ€hlen von ihren SehnsĂŒchten und Klagen und sind voller Anleihen aus der Natur

Vindel Pergamente

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Vindel Pergamente

Im mittelalterlichen Spanien und Portugal gab es eine reiche Tradition der Troubadour-Dichtung, einschließlich einer spezifischen Tradition, die fĂŒr eine Frauenstimme geschrieben wurde und als Cantigas de amigo bekannt ist. Diese frechen, sogar erotischen Monologe und Dialoge gehören zu den seltensten Beispielen mittelalterlicher Lyrik. TatsĂ€chlich war vor der Entdeckung dieses Manuskripts im Jahre 1913/14 nur ein weiteres Manuskript galizisch-portugiesischer Cantigas bekannt, und nur ein weiteres ist seither entdeckt worden. Dieses Manuskript aus dem 13. Jahrhundert stammt möglicherweise vom prachtvollen Hof Alfons X. des Weisen und wird zu den grĂ¶ĂŸten historischen Funden des 20. Jahrhunderts.

Vindel-Pergament

Dieses Manuskriptblatt aus der zweiten HĂ€lfte des 13. Jahrhunderts wurde im Jahr 1913/14 durch reinen Zufall wiederentdeckt. Pedro Vindel, ein Madrider BuchhĂ€ndler und Antiquar, entdeckte, dass sich im Einband einer Ausgabe von Ciceros (106-43 v. Chr.) De Officiis ein Ă€lterer beschriebener Pergamentbogen verbarg – offenkundig handelte es sich um eine Pergamentmakulatur, eine zweckentfremdete Wiederverwendung eines als nicht mehr wertvoll erachteten, Ă€lteren Handschriftenbogens zur Herstellung eines neuen Buches. TatsĂ€chlich sollte sich der Fund dieses makulierten Pergamentbogens als eines der bedeutsamsten Ereignisse in der Geschichte der galicisch-portugiesischen Trobadorlyrik erweisen: Das fortan als Vindel-Pergament betitelte FundstĂŒck förderte sieben sogenannte Frauen- oder MĂ€dchenlieder aus der Feder des Martin Codax, eines galicischen fahrenden SĂ€ngers des 13. Jahrhunderts, zutage. Nahezu nichts ist ĂŒber diesen Trobador bekannt, doch liegt die Vermutung nahe, dass er in Verbindung zum Königshof Alfons X. des Weisen (1221–84) stand. Die Signifikanz des Pergaments wird insofern noch gesteigert, als sechs dieser Lieder hier einmalig ĂŒberliefert sind und es sich bei den Liedern um die einzigen Zeugnisse der sogenannten Cantigas de amigo handelt – ein Genre mittelalterlich-höfischer Lieddichtung, das typisch ist fĂŒr den Nordwesten der Iberischen Halbinsel zu einer Zeit, als Portugal und Galicien politisch vereinte Regionen waren. Das Pergament ĂŒberliefert sowohl den Text als auch die zugehörige musikalische Notation. Das lyrische Ich der Liedtexte ist eine Frauenstimme, die singend die Abwesenheit ihres Geliebten beklagt. In Form von Monologen oder Dialogen mit Freundinnen, Schwestern, der Mutter oder dem Geliebten erzĂ€hlt die amiga in diesen kurzen, originellen Dichtungen von ihrer Sehnsucht und ihrem Schmerz, wendet sich dabei an die Natur und evoziert einen starken Erotismus. Das Manuskript wurde in einem noch unbekannten, doch gut ausgestatteten Skriptorium angefertigt und ist mit blauen und roten Initialen verziert. Bis zur Entdeckung dieses Dokuments waren die einzig bekannten galicisch-portugiesischen Cantigas die sogenannten Cantigas de Santa MarĂ­a, religiöse Lobgedichte auf die Muttergottes, als deren Verfasser gerne König Alfons X. der Weise selbst gilt, auch wenn seine Autorschaft nicht belegt ist. Ferner wurde im Jahr 1990 das Sharrer Pergament (um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert) entdeckt, ein stark fragmentiertes Pergament mit sieben Cantigas von König Denis von Portugal (1261–1325), genannt der Dichterkönig, die dem Genre der Cantigas de amor, einer Art der Profanlyrik, zuzurechnen sind. Das *Vindel-Pergament wurde im Jahr 1977 von der New Yorker Morgan Library erworben, wo es seine von ZufĂ€llen geprĂ€gte Laufbahn vorerst beendete und bis zum heutigen Tag aufbewahrt wird.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Vindel Parchment
Pergamino Vindel
Siete Canciones de Amor
Umfang / Format
2 BlĂ€tter / 33,6 × 45,0 cm
Herkunft
Spanien
Datum
SpÀtes 13. Jahrhunderts
Stil
Sprache
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
Rote und blaue Fleuronnée-Initialen
Inhalt
7 Lieder ĂŒber die Liebe
Vorbesitzer
Pedro Vindel
Rafael Mitjana
Otto Haas

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Vindel Pergamente – M. Moleiro Editor – MS M.979 – Morgan Library & Museum (New York, USA)
M. Moleiro Editor – Barcelona, 2016
Limitierung: 987 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 Pergamino Vindel

M. Moleiro Editor – Barcelona, 2016

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: M. Moleiro Editor – Barcelona, 2016
Limitierung: 987 Exemplare
Kommentar: 1 Band von Martin Codax, Monica Miro, Marina Arbor Aldea, Rip Cohen, Harvey L. Sharrer, Simone Marcenaro, Antonio Ciaralli, Antonio Calvia und Speranza Cerullo
Sprachen: Galizisch, Englisch, Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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