Mondsee-Wiener Liederhandschrift

Mondsee-Wiener Liederhandschrift – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2856 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

Erste HĂ€lfte des 15. Jahrhunderts

Eine der wichtigsten Quellen der deutschsprachigen Musikgeschichte des 15. Jahrhunderts: 100 mehrstimmige Lieder berĂŒhmter Komponisten wie Hermann von Salzburg oder Heinrich von MĂŒgeln

  1. 100 Lieder berĂŒhmter Komponisten wie Hermann von Salzburg, Heinrich von MĂŒgeln und Peters von Ardberg enthalten

  2. Eine Hauptquelle der die deutsche SĂ€kular-Polyphonie zur Wende des 15. Jahrhunderts

  3. 31 spirituelle, 57 profane Lieder und 12 MeistergesĂ€nge machen das Werk zu besonderen Quelle fĂŒr die Musikwissenschaft

Mondsee-Wiener Liederhandschrift

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Beschreibung
Mondsee-Wiener Liederhandschrift

Der „Mönch von Salzburg“ als Person bleibt eigentĂŒmlich ungreifbar, nicht einmal auf seinen Namen konnte sich die Forschung bisher verstĂ€ndigen, geschweige denn auf das Kloster, aus dem er stammte. Einzig, dass er in der Umgebung des kunstsinnigen Salzburger Erzbischofs Pilgrim II. von Puchheim (1365–96) lebte und wirkte, ist sicher. Solche biographische Unklarheit ist umso verwunderlicher, als der Mönch von Salzburg mit insgesamt 100 Handschriften der Lyriker des Mittelalters mit der grĂ¶ĂŸten Überlieferungsbreite ĂŒberhaupt ist. Die wichtigste dieser Handschriften ist die Mondsee-Wiener-Liederhandschrift. In ihr finden sich 47 geistliche und weltliche Lieder, die ausdrĂŒcklich vom Mönch von Salzburg stammen (weitere Lieder sind anonym oder stammen von Heinrich von MĂŒgeln und Peters von Arberg). 83 Singweisen sind in gotischer Choralnotation festgehalten – nicht zuletzt dadurch ist die Handschrift auch von großer musikhistorischer Bedeutung.

Mondsee-Wiener Liederhandschrift

Die sogenannte Mondsee-Wiener Musikhandschrift ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der mittelalterlichen Liedkunst. Sie enthĂ€lt 31 geistliche und 57 weltliche Lieder sowie 12 MeistergesĂ€nge, die nach 1452 hinzugefĂŒgt wurden. Es ist eine Quelle von höchstem Wert fĂŒr die Musikwissenschaft. Nicht weniger als 47 der 100 Werke werden ausdrĂŒcklich Hermann von Salzburg zugeschrieben, weitere Texte stammen von Heinrich von MĂŒgeln und Peters von Ardberg.

Eine kostbare Musikhandschrift

Dieses Liederbuch ist nicht nur als musikwissenschaftliche Quelle fĂŒr die Liedweisen zu den Gedichten des Hermann von Salzburg von höchstem Wert, sondern auch der einzige Codex mit 3 Konkordanzen zu den vier in der Kolmarer Liederhandschrift ĂŒberlieferten "Tönen" des Heinrich von MĂŒgeln, sondern auch **die PrimĂ€rquelle fĂŒr die verschiedenen Formen der sĂ€kular-volkssprachlichen Polyphonie im deutschen Sprachraum um 1400. Von den 83 Kompositionen mit gotischer Notation, bestehend aus 4 oder 5 roten Linien und der durchweg willkĂŒrlichen Verwendung von Notenformen und Zeichen zur Unterscheidung von Strophenenden, sind 27 geistliche, 54 weltliche und 2 MeistergesĂ€nge.

Wer waren die Meistersinger?

Ein Meistersinger war mehr als ein einfacher Spielmann; er war Mitglied einer Zunft, die wie jede andere auch Regeln und Vorschriften hatte und gemeinhin aus der aufstrebenden stĂ€dtischen Mittelschicht in Deutschland zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert kam. Die Tabulatur oder das Gesetzbuch der Zunft behandelte drei Themen: die Arten von Gedichten und Teilen eines Meistersangs, zulĂ€ssige Reime und zu vermeidende Fehler wie etwa MĂ€ngel in Vortrag, Melodie, Struktur, Reim, Wortwahl und Metrum. Die ZĂŒnfte betrachteten die Dichtung also eher als ein praktisches Handwerk, das es zu kultivieren galt, denn als eine kĂŒnstlerische Form des persönlichen Ausdrucks. Die Mitglieder der ZĂŒnfte trafen sich in der Regel sonntags in der örtlichen Kirche, nutzten aber manchmal auch das Rathaus als Versammlungsort.
Dreimal im Jahr, zu Ostern, Pfingsten und Weihnachten, fanden Dichterfeste und Gesangswettbewerbe statt. Die Meistersinger trugen oft farbenprĂ€chtige KostĂŒme, die zum Teil recht ĂŒppig ausfallen konnten. Richter, in der Regel vier, vergaben Preise, sprachen Lob aus, kritisierten Fehler und bestraften sogar diejenigen, die schlecht gesungen hatten. Zum Sieger wurde gekĂŒrt, wer die wenigsten Fehler hatte. Zu den Preisen gehörten BlumenkrĂ€nze, Geld und, im Falle NĂŒrnbergs, Kronen - die Stadt war ein Zentrum fĂŒr Gesangs- und Gedichtwettbewerbe. Die gesamte Tradition war ein Spiegelbild der Werte der einfacheren Bevölkerung der deutschen Lande und ihres bĂŒrgerlichen Geschmacks im Gegensatz zur "hohen Kunst", die von Adel und Klerus bevorzugt wurde. Sie spielte im SpĂ€tmittelalter eine besonders große Rolle im stĂ€dtischen Leben und hielt sich in SĂŒddeutschland bis ins 19. Jahrhundert, wo die letzte Schule in Memmingen 1875 geschlossen wurde.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Mondsee-Vienna Music Manuscript
Umfang / Format
238 Seiten / 27,8 × 21,0 cm
Datum
Erste HĂ€lfte des 15. Jahrhunderts
Genre

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Mondsee-Wiener Liederhandschrift – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2856 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Graz, 1968
Faksimile-Editionen

#1 Die Mondsee-Wiener Liederhandschrift

Mondsee-Wiener Liederhandschrift – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2856 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Mondsee-Wiener Liederhandschrift – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2856 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich) Copyright Bildmaterial: Ziereis Faksimiles

Details zur Faksimile-Edition:

Einband: Leineneinband mit LederrĂŒcken
Kommentar: 1 Band (46 Seiten) von Hedwig Heger
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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