Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla

Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla – Fundación Hullera Vasco-Leonesa – Ms. 2 – Archivio Capitular de la Real Colegiata de San Isidoro (León, Spanien)

Kloster San Pedro de Valeránica, Tordómar (Spanien) — 19. Juni 960

Das vielleicht schönste Zeugnis eines ganz eigenen Stils: Eine frühe spanische Bibel, geschaffen unter arabischer Herrschaft von zwei Christen in einem Kloster, das seit über 1.000 Jahren verlassen ist

  1. Die Bezeichnung mozarabisch leitet sich von der arabischen Bezeichnung mustaʿrib (=arabisiert) für die unter arabischer Herrschaft lebenden, aber romanisch sprechenden Christen her

  2. Das genaue Datum ihrer Fertigstellung - der 19. Juni 960 - wird in einem Kolophon festgehalten, was für diese Epoche außergewöhnlich ist

  3. Zwei Männern, ein Kalligraph namens Sancho und ein Miniaturist namens Florencio, wird dieses großartige Werk zugeschrieben

Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€€€
(7.000€ - 10.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla

Ein wahrlich besonderes, frühes spanisches Manuskript, bedeutsam für sein Alter, seine Seltenheit sowie seine künstlerische Raffinesse und wichtige Quelle für das Leben im Spanien des 10. Jahrhunderts: die Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla. Das genaue Datum und der Ort ihrer Fertigstellung sowie der verantwortliche Schreiber und auch der Buchmaler sind im Kolophon der Handschrift gut dokumentiert und machen sie zusätzlich außergewöhnlich und wertvoll. Das Kloster, in dem der Codex entstanden ist, verschwand auf mysteriöse Weise nicht lange nach seiner Entstehung im Jahr 960 und das Manuskript gelangte unter ähnlich obskuren Umständen an seinen heutigen Aufbewahrungsort, das Kloster San Isidoro in León. Das meisterhaft ausgeführte Manuskript ist mit einer unglaublichen Mischung aus frühmittelalterlicher Buchmalerei geschmückt und enthält Randnotizen in Latein und Arabisch. Diese Kombination bemerkenswerter Eigenschaften macht das über tausend Jahre alte Manuskript zu einem einzigartigen Artefakt, das von Universitätsforschern und Museumskuratoren auf der ganzen Welt sehr begehrt ist.

Visigothic-Mozarabic Bibel vom Heiligen Isidore

Eine spanische Bibel, die so alt ist, dass das Kloster, in dem sie entstanden ist, schon vor über tausend Jahren verschwand: die visigotisch-mozarabische Bibel des heiligen Isidor, auch bekannt als León-Bibel von 960 oder Codex Biblicus Legionensis. Wir wissen nicht, unter welchen Umständen das Valeránica-Kloster ausgelöscht wurde, vielleicht bei einem Überfall der Mauren, und wir wissen auch nicht, unter welchen Umständen der Codex an seinen heutigen Aufbewahrungsort, das Kloster San Isidoro de León, gelangte. Gleichwohl nimmt man König Ferdinand I. von Leon (ca. 1015-65) und seine Frau Sancha als Auftraggeber an. Es ist eines der seltensten Manuskripte, begehrt von Universitätsforschern und Museumskuratoren auf der ganzen Welt und ist aus mehreren Gründen von Bedeutung. Ungewöhnlich für eine Handschrift aus dieser Zeit, ist das genaue Datum ihrer Fertigstellung in einem Kolophon festgehalten: 19. Juni 960. Zwei Männern, einem Kalligraphen namens Sancho und einem Miniaturisten namens Florencio, wird die Ehre für dieses großartige Werk zugebilligt. Wenn wir auch von ersterem nichts mehr wissen, stammt der Meister Florencio ursprünglich aus dem maurischen Südspanien, bevor er in den Norden kam. Man schreibt ihm mindestens sechs Codices zu, während andere Dokumente darauf hinweisen, dass er Notar der Grafen von Kastilien war. Diese unglaubliche Handschrift ist ein unbezahlbares Exemplar der christlichen Herrschaftsgebiete auf der Iberischen Halbinsel aus einer Zeit, als sie von den Truppen des Al-Andalus (des maurischen Spaniens) belagert wurden, und unterscheidet sich von den anderen visigotisch-mozarabischen Werken, die bis in die Gegenwart erhalten sind.

Eine wunderbare künstlerische Mischung

Die Visigoten waren ein germanisches Volk, das die Iberische Halbinsel von ihrem Einmarsch im Jahr 415 bis zur Zerstörung ihres Königreichs im Zuge der maurischen Invasion im Jahr 711 beherrschte; danach waren sie zu einer Reihe von Rumpfstaaten im gebirgigen Norden des heutigen Spaniens degradiert. Der visigotische Kunststil liegt zeitlich und ästhetisch zur insularen und karolingischen Buchmalerei parallel und zeichnet sich in ähnlicher Weise durch hochverfeinerte Kalligraphie, auffallende Farben und Figuren mit großen Augen und deutlich gestikulierenden Händen aus. Entwickelt unter den in Al-Andalus lebenden Christen, die einige der Bräuche der Eroberer übernahmen, ohne ihre Religion selbst anzunehmen, ist die mozarabische Kunst selbst eine Mischung aus islamischer und christlicher Kunst. Ihre Einflüsse kommen in den Miniaturen ebenso zum Ausdruck wie die aus den weiter entfernten islamischen und sassanidischen Kunsttraditionen. Später, durch die zunehmende Schwierigkeit des Lebens unter maurischer Herrschaft nach Norden getrieben, brachten diese Christen die künstlerischen Traditionen des Islam mit. Die Handschrift trägt zudem deutliche Einflüsse der insularen Buchmalerei, die sich insbesondere in den Initialen mit keltischem Flechtwerk ausdrückt. Über 100 Episoden aus der Bibel sind im Text illustriert, zusätzlich zu zahlreichen Zierelementen. Die Miniaturen werden sowohl wegen ihrer künstlerischen Qualität als auch wegen ihrer detaillierten Darstellungen des Lebens im Spanien des 10. Jahrhunderts geschätzt: Kirchen, Paläste, Hausrat, zivile und militärische Kleidung, Rüstungen und sogar Stierkämpfe vom Pferd aus werden dargestellt. Schließlich enthält der Text zahlreiche Randbemerkungen sowohl in Latein als auch in Arabisch. Damit ist das Manuskript eine unvergleichliche Quelle für Paläographen, Kunst- und Kulturhistoriker.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Biblia Visigótica Mozárabe de San Isidoro
Visigothic-Mozarabic Bible of St. Isidore
León Bible of 960
Bibel von Leon
Bibel von León
Bible of León
Codex Biblicus Legionensis
Codex Gothicus Legionensis
Biblia de Leon
Biblia Visigótica Mozárabe de San Isidoro
Biblia Primera
Bible of St. Isidore
Umfang / Format
1026 Seiten / 48,5 × 34,5 cm
Herkunft
Spanien
Datum
19. Juni 960
Schrift
Westgotische Minuskel
Buchschmuck
334 Miniaturen, 80 davon im Alten Testament; 17 schmuckvolle Kanontafeln und 1 kunstvoll gestaltetes Kolophon; zahllose große Zierinitialen
Inhalt
Vollständige Bibel inklusive Kanontafeln, Stammbäumen, Kolophon und Kommentaren
Künstler / Schule
Vorbesitzer
St. Isidorkloster in León
Ferdinand I.

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla – Fundación Hullera Vasco-Leonesa – Ms. 2 – Archivio Capitular de la Real Colegiata de San Isidoro (León, Spanien)
Fundación Hullera Vasco-Leonesa – León, 1999
Limitierung: 640 Exemplare
Detailbild

Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla

Christus in seiner Herrlichkeit

Christus thront, seine rechte Hand ist zum Zeichen des Segens ausgestreckt, während seine linke ein Buch hält. Ein goldener Heiligenschein mit Kreuz schmückt sein Haupt und er ist in leuchtend rote Gewänder gekleidet - eine Farbe, die außerhalb der spanischen Tradition der Beatus-Handschriften selten mit Christus in Verbindung gebracht wird. Die sogenannte Maiestas Domini ist eines der populärsten Bilder in der westlichen christlichen Kunst und wird hier von den Evangelistensymbolen begleitet.

Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla – Fundación Hullera Vasco-Leonesa – Ms. 2 – Archivio Capitular de la Real Colegiata de San Isidoro (León, Spanien)
Einzelseite

Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla

Incipit-Seite: Buch Genesis

Diese prächtige Incipit-Seite ist stark von zeitgenössischen Beatus-Handschriften beeinflusst und weist eine wunderbare Stilmischung aus der frühmittelalterlichen Buchmalerei auf. Darüber hinaus wurden sowohl arabische als auch lateinische Randnotizen hinzugefügt. Die raffinierte Kalligraphie und der auffällige Farbgeschmack sind typisch für die westgotische Kunst, während die komplizierten Flechtwerk-Muster an die insulare Buchmalerei erinnern.

Blattgold wurde großzügig eingesetzt und wird noch zusätzlich hervorgehoben, indem es für die ersten paar Worte des Buches Genesis mit leuchtend rot-orangefarbenem Kolorit eingefasst wurde. Der Kopf und der Schwanz der Initiale sind prächtig mit Blattranken verziert, die aus der mozarabischen Tradition stammen und mit einer Komplexität gestaltet wurden, die der Arbeit karolingischer Buchmaler Konkurrenz macht.

Westgotisch-mozarabische Bibel des Heiligen Isidor von Sevilla – Fundación Hullera Vasco-Leonesa – Ms. 2 – Archivio Capitular de la Real Colegiata de San Isidoro (León, Spanien)
Faksimile-Editionen

#1 Biblia Visigótica Mozárabe de San Isidoro

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Fundación Hullera Vasco-Leonesa – León, 1999
Limitierung: 640 Exemplare
Einband: Ledereinband, punziert mit Motiven aus der Bibel. Vorder- und Rückdeckel mit Eckbeschlägen aus Sterlingsilber. Als Verschluss dient eine Silberschließe. Das Faksimile kommt in einer eleganten Holzkassette, die aufgeklappt als Buchstützte genutzt werden kann.
Kommentar: 1 Band von Antonio Vinayo Gonzàlez, Cesar Alvarez Àlvarez, Margarita Torres Sevilla, José M. Ruiz Asencio, Gregoria Caverò Dominguez, Manuel C. Diaz y Diaz, Vicente García Lobo, Ana I. Suàrez Gonzàlez, Santiago Dominguez Sànchez und anderen
Sprache: Spanisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. Die Blätter sind originalgetreu randbeschnitten, einschließlich Löchern, beschädigten Rändern, Nähten usw. Für die Faksimile-Edition wurde pergamentähnliches Papier verwendet.
Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€€€
(7.000€ - 10.000€)
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