Würzburger Liederhandschrift
Die Universitätsbibliothek München verwahrt eine der bedeutendsten Handschriften mittelhochdeutscher Lyrik, die zugleich das einzige Exemplar des ältesten erhaltenen deutschsprachigen Kochbuchs ist: die sogenannte Würzburger Liederhandschrift. Die Anthologie enthält neben der umfangreichen Rezeptsammlung und zahlreichen Werken von Walther von der Vogelweide, Reinmar dem Alten, Heinrich von Morungen, Lupold von Hornburg, dem Stricker und Konrad von Würzburg lateinische und deutsche Gebete, Sentenzen und Rätsel. Sie stellt den zweiten Band des Hausbuchs Michaels de Leone dar, einem zweibändigen Mammutprojekt, das der Würzburger Patrizier wohl als Nachschlagewerk für seine Nachkommenschaft andachte. Es wurde etwa zwischen 1345 und 1355 von mindestens 12 Schreiber*innen geschaffen, die unter der Anleitung Michael de Leones persönlichem Schreiber Gyselher arbeiteten. Der Codex ist ein einzigartiges Zeugnis mittelalterlichen Minnesangs und eröffnet uns heute faszinierende Einblicke in die städtisch-aristokratische Alltagskultur des 14. Jahrhunderts.
Würzburger Liederhandschrift
Die Würzburger Liederhandschrift ist der zweite Band eines umfangreichen Hausbuchs, das von dem Würzburger Protonotar Michael de Leone (um 1300–1355) in Auftrag gegeben wurde. Nach seinem Studium an der Universität von Bologna zog er nach Würzburg zurück und erwarb den Hof zum großen Löwen, der einst im Besitz des Templerordens war und von dem er seinen Beinamen ableitete. Mit seinem um 1345 begonnenen Hausbuch wollte er wahrscheinlich ein Nachschlagewerk für seine Nachfahren schaffen, mit dem er sich auch selbst in der Familiengeschichte verewigte.
Ein Hausbuch voller Lyrik
Berühmt ist das Hausbuch Michaels de Leone für die enthaltenen Werke Walters von der Vogelweide (um 1170 – um 1230) und Reinmars des Alten, zweien der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker des hohen Mittelalters. Innerhalb der ihnen zugeschriebenen Passagen finden sich zudem einige Strophen des ebenso begnadeten Minnesängers Heinrich von Morungen († nach dem 17. August 1218). Alle drei sind uns heute vor allem aus dem Codex Manesse, der Weingartener Liederhandschrift und der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift bekannt und überliefert. Zum Unikat macht Michael de Leones Hausbuch, dass es darüber hinaus die einzig erhaltenen Abschriften von Gedichten Lupolds von Hornburg enthält. Auf der ersten aufgeschlagenen Doppelseite des Manuskripts liest sich außerdem die Nachricht über Walther von der Vogelweides Begräbnis.
Mittelalterliche Kulinarik
Das Hausbuch ist zugleich die einzige erhaltene Handschrift, die das Bůch von gůter spîse oder Buch von guter Speise enthält – das älteste, heute bekannte Kochbuch in deutscher Sprache. Es besteht aus einer kulinarischen Sammlung von 101 Rezepten, die von simpleren Zubereitungen über Fastenspeisen bis zu aufwändigen Schaugerichten reichen. Insbesondere die Erwähnung zahlreicher kostbarer importierter Gewürze wie Pfeffer, Safran und Nelken, aber auch Rezepte mit Wildbret zeugen von einer aristokratischen Zielgruppe und passen zum patrizischen Auftraggeber.
Ein Mammutprojekt von vielen Händen
Mindestens 12 verschiedene Schreiber*innen realisierten das einst zweibändige Hausbuch mit insgesamt 33 Kapiteln unter der Anleitung und Koordinierung Gyselhers, Michael de Leones persönlichen Schreibermeister. Während der allein schon 568 Seiten umfassende zweite Band, das Würzburger Liederhandschrift, nahezu vollständig in der Universitätsbibliothek München erhalten ist, haben von dem ersten Band lediglich einige wenige Fragmente die Zeit überdauert, die heute unter der Signatur Cgm 195,1 in der Bayerischen Staatsbibliothek verwahrt werden.
Die großen Pergamentseiten des Mammutprojekts wurden zweispaltig in ordentlicher Textualis formata, einer besonders leserlichen gotischen Buchschrift, beschrieben und mit zahlreichen roten und blauen Initialen sowie Rubrizierungen strukturiert. Michael de Leones Hand ist zudem immer wieder in Randnotizen präsent, was für seine aktive Beteiligung an der Entstehung des Codex spricht. Nachdem das Hausbuch 1350 vorerst fertiggestellt war, wurde es in den folgenden Jahren immer wieder weiter ergänzt.
Ein Teil Würzburger (Familien-) Geschichte
Michael vererbte die wertvolle Sammelhandschrift an seinen Neffen Jakob de Leone (1336–1400), der 1353 auch den großen Löwenhof von seinem Onkel übernahm. Er war ein Mitglied des Unteren Rats von Würzburg und später Bürgermeister der Stadt. Nach dessen Tod befand sich die Handschrift wahrscheinlich weiterhin in Würzburg und wurde im 16. Jahrhundert von dem Augsburger Bischof Johann Egolph von Knöringen (1537–1575) erworben. Seine Bibliothek vermachte sie 1573 schließlich der Universitätsbibliothek Ingolstadt, wo das Hausbuch über die gesamte Neuzeit verwahrt wurde.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Die Lieder Reinmars und Walthers von der Vogelweide aus der Würzburger Handschrift 2° Cod. ms. 731 der Universitätsbibliothek München
The Songs of Reinmar and Walther von der Vogelweide in the Würzburg Manuscript
Hausbuch Michaels de Leone
Housebook of Michael de Leone - Umfang / Format
- 568 Seiten / 34,5 × 26,5 cm
- Herkunft
- Deutschland
- Datum
- Um 1345–1354
- Stil
- Genre
- Schrift
- Textualis formata
- Buchschmuck
- Initialen, Rubrizierung
- Inhalt
- Eine umfangreiche Sammlung lateinischer und deutscher Literatur, darunter vor allem Lyrik, aber auch Gebete, Sentenzen und Rätsel; "Buoch von guoter spise", das älteste deutschsprachige Kochbuch
- Auftraggeber
- Michael de Leone († 1355)
- Künstler / Schule
- Michael de Leone
Gyselher
Mind. 12 verschiedene Schreiber - Vorbesitzer
- Jakob de Leone († 1400)
Johann Egolph von Knöringen, Bischof von Augsburg (1537–1575)
Würzburger Liederhandschrift
Repertorium
Die erste Seite der Würzburger Liederhandschrift beginnt mit einem Gotteslob („In gotes namen Amen“) und einem Besitzvermerk in roter Auszeichnungsschrift. Darauf folgt eine Auflistung des Inhalts des ersten, verlorenen Buches. Der zweite Block in roter Auszeichnungsschrift leitet über zum Inhaltsverzeichnis des zweiten Buches.
Bemerkenswerterweise entspricht die Hand A, die diese Seite niederschrieb, wahrscheinlich Michael de Leone selbst, dem Auftraggeber der Anthologie. Ein späterer Nutzer der Handschrift zeichnete ein sogenanntes maniculum, eine Zeigehand, in den unteren Seitenrand, die auf die Ergänzung im linken Seitenrand deutet. Dies war offenbar eine wichtige Stelle für betreffende Person.
#1 Die Lieder Reinmars und Walthers von der Vogelweide aus der Würzburger Handschrift 2° Cod. ms. 731 der Universitätsbibliothek München
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