Codex Gisle

Codex Gisle – Quaternio Verlag Luzern – Inv. Nr. Ma 101 – Diözesanarchiv (Osnabrück, Deutschland)

Zisterzienser-Konvent von Rulle, Osnabrück (Deutschland) — Um 1300

Über 500 Jahre im Gebrauch, geschmückt mit belebten Goldinitialen: Das Gesangbuch und Meisterwerk der Zisterziensernonne und Chormeisterin Gisela von Kerssenbrock

  1. Dieses Gesangbuch wurde von der Chormeisterin Gisela von Kerssenbrock (gest. ca. 1300) geschrieben und fast 500 Jahre lang verwendet

  2. Gisela zeichnete die Notation für die lateinischen Hymnen auf und illustrierte ihre Arbeit meisterhaft mit vergoldeten Initialen

  3. Ihr Werk enthält fast 1.500 Gesänge zu einer Zeit, als die meisten Codices dieses Typs nur maximal 650 enthielten

Codex Gisle

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  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
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Beschreibung
Codex Gisle

Das Goldene Graduale der Gisela von Kerssenbrock ist ein mittelalterliches Gesangbuch für den gregorianischen Chor des Zisterzienserinnenordens in Marienbrunn bei Osnabrück. Es wurde um 1300 von der Chorleiterin Gisela von Kerssenbrock geschaffen und rund 500 Jahre lang im Nonnenkloster Marienbrunn verwendet. Berühmt ist das Werk für seine 53 prächtigen historisierten Initialen, 15 blaue und goldene Initialen, die von flammenden roten Ranken umschlungen sind, sowie 200 kleine, goldene Initialen mit blauem und rotem Hintergrund. Im Gegensatz zu den meisten Gradualien, die etwa 650 Hymnen enthalten, umfasst der Codex Gisle fast 1.500 Hymnen in gekürzter oder vollständiger Form. Damit ist die Handschrift nicht nur einer der umfangreichsten mittelalterlichen Musikmanuskripte, sondern auch gründlicher und aufwändiger verziert als jedes andere Werk seiner Art.

Der Codex Gisle

Ein Graduale ist eine Sammlung aller lateinischer Kirchengesänge, die die täglichen Messen in Klosterorden begleiteten und vom gregorianischen Chor vorgetragen wurden. Im Konvent Marienbrunn in Rulle bei Osnabrück wurde ein solches Graduale von wahrhaft ungewöhnlicher Qualität entdeckt. Der Codex Gisle wurde etwa um 1300 von seiner Namensgeberin Gisela von Kessenbrock verfasst. Sie schrieb die Notation zu den lateinischen Gesängen nieder und illustrierte die Seiten ihres Werkes meisterhaft mit großen Bild-Initialen auf poliertem Goldgrund. Es befinden sich insgesamt 53, teils ganzseitige ausgestaltete Initialen im Codex. Hinzu kommen 15 blau-goldene Initialen umschlungen von flammend roten Pflanzenranken, sowie 200 kleine, blau hinterlegte Goldinitialen.

Das Wort Gottes im täglichen Kirchengesang

Die gregorianischen Chorgesänge waren das wohl wichtigste und unverzichtbarste Element der Gottesdienste in mittelalterlichen Klöstern. Sie begleiteten die wichtigen liturgischen Handlungen wie den Einzug in die Kirche, die Bereitung des Abendmahls und die Kommunion. Üblicherweise beinhaltete ein Graduale aus dem 13. Jahrhundert in etwa 650 Gesänge. Der Codex Gisle hat einen weitaus größeren Umfang. Beinahe 1500 Gesänge wurden hier in verkürzter oder vollständiger Form festgehalten.

Gisle- eine Größe des Ordens

Mehrere Darstellungen von Nonnen in Ordenstracht sind im Codex verzeichnet. Eine der dargestellten Nonnen ist explizit als Gisle benannt. Dabei handelt es sich nachweisbar um die adlige Ostwestfälin Gisela von Kerssenbrock. Sie war die Leiterin des Chors im Zisterzienserorden Marienbrunn. Sie organisierte den Chor und die Solistinnen, wählte mehrmals täglich Stücke für Messen aus, unterwies ihre Mitschwestern im Gesang, überwachte Bibliothek und Schreibstube des Klosters und war verantwortlich für die Herstellung der Musikhandschriften. Sie hatte eines der höchsten Ämter im Konvent inne und widmete sich dieser Aufgabe hingebungsvoll. Der Codex Gisle ist ihr prächtigstes und aufwendigstes Kunstwerk.

Ein ausgefallener Bilderschatz

Wie in den Gradualen des Mittelalters üblich, beschränkt sich der Bilderschmuck auch im Codex Gisle auf die Initialen. Diese sind allerdings so effektvoll ausgestattet, wie in keinem anderen Werk dieser Art. Die Initialen hier wurden zu teils ganzseitigen Miniaturen ausgearbeitet, die in leuchtend blauen und roten Farbtönen gehalten sind und sich elegant vom schimmernden Goldgrund abheben. Die Meisterin Gisela drückt ihren tief empfundenen Glauben mit sensiblen, unbefangenen Bildern von Bibelszenen aus. An der Buchstabengröße und dem Reichtum der Ausstattung kann man die Bedeutung des jeweiligen Gesanges erkennen.

Bedeutende Geschichte

Der Codex Gisle ist das künstlerische Aushängeschild des Klosters Marienbrunn bei Osnabrück. Hierbei handelt es sich um das erste der 25 westfälischen Frauenklöster des Zisterzienserordens, in dem das Graduale 500 Jahre lang in Gebrauch war. Während der Zeit der Säkularisation ging das Werk in den Besitz des Osnabrücker Weihbischofs Karl Klemens über, und heute wird es aufbewahrt im Bistumsarchiv Osnabrück.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Das Goldene Graduale der Gisela von Kerssenbrock
Rulle Gradual
Gradual of Gisela von Kerssenbrock
Graduel de Gisela von Kerssenbrock
Umfang / Format
344 Seiten / 35,5 × 26,0 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
Um 1300
Stil
Sprache
Buchschmuck
53 historisierte Initialen auf Goldgrund
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Karl Klemens von Gruben, Bischof von Osnabrück (1769–1827)

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Codex Gisle – Quaternio Verlag Luzern – Inv. Nr. Ma 101 – Diözesanarchiv (Osnabrück, Deutschland)
Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2014
Limitierung: 480 Exemplare
Detailbild

Codex Gisle

Baum des Jesse und Verkündigung an die Hirten

Diese feine historisierte "L"-Initiale aus tiefblauen Akanthusblättern mit Blattgoldhintergrund kombiniert zwei populäre Szenen aus der Geburtsgeschichte Jesu. Die Hauptszene stellt das im 2 Kapitel des Lukasevangeliums beschriebene Ereignis dar: Kurz nach der Geburt Jesu erscheint ein Engel des Herrn den Hirten, die auf einem nahe gelegenen Feld ihre Herde hüten, und bringt ihnen eine "frohe Botschaft". Der verkürzte Stammbaum Isais auf der linken Seite zeichnet die Genealogie Christi mütterlicherseits bis zu den Königen der alten Israeliten nach.

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Einzelseite

Codex Gisle

Initialseite zum Introitus des Ostersonntags

Das Osterfest bildet nicht nur das Zentrum des christlichen Glaubens, sondern auch den Höhepunkt der Darstellungen im Codex Gisle. Diese Initialseite zum Introitus des Ostersonntags ist entsprechend feingliedrig und mit wohlüberlegter Tiefenwirkung durchkomponiert. Während Bas-de-Page drei alttestamentliche Propheten das Fundament für die gesamte Seite legen, wird die siebenzeilige R-Initiale an ihren vier Ecken von den vier Evangelisten in Medaillons gerahmt. Sie leitet das Introitus ein: „Ressurexi et adhuc tecum sum. – Ich bin auferstanden und immer bei dir.“

In ihrer oberen Hälfte zeigt die Initiale den auferstehenden Christus in seiner besonderen Verbundenheit mit Gott Vater, der ihn auf seinem Spruchband zur Auferstehung auffordert: „Ex(s)urge gl(ori)a mea! - Steh auf, mein Ruhm!“ Links außerhalb der oberen Hälfte des Initialstamms hat sich die Nonne Gisela als andächtige Beobachterin der Szene selbst einen Platz zugewiesen und ihren Namen in roter Schrift festgehalten. Die untere Hälfte der R-Initiale zeigt den Abstieg Christi in die Vorhölle, wo er siegreich auf den unterworfenen Teufel tritt und die dort gefangenen Seelen befreit. Er ergreift als erstes die Hand Adams, der ihm in seinem Spruchband auf Latein freudig entgegnet: „Siehe, die Hände, die mich erschaffen haben!“ (Hiob 10, 8)

Codex Gisle – Quaternio Verlag Luzern – Inv. Nr. Ma 101 – Diözesanarchiv (Osnabrück, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Codex Gisle

Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2014

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2014
Limitierung: 480 Exemplare
Einband: Originalgetreue Nachbildung des Originals: Leder mit Prägungen, Eckbeschlägen und zwei Messing-Schließen
Kommentar: 1 Band von Harald Wolter-von dem Knesebeck, Fabian Kolb und Hermann Queckenstedt
Sprache: Deutsch
Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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