Weingartner Liederhandschrift

Weingartner Liederhandschrift – Müller & Schindler – HB XIII 1 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)

Konstanz (Deutschland) — Anfang des 14. Jahrhunderts

Liebeslyrik von 31 mittelalterlichen Dichtern um Walther von der Vogelweide: Eine der wichtigsten deutschen, mit 25 Autorenportraits geschmückten Quellen des Minnesangs

  1. Ein kleines Liederbuch für den privaten Gebrauch mit den Liebesliedern von 31 mittelalterlichen deutschen Dichtern, die nach der gesellschaftlichen Stellung ihrer Verfasser angeordnet sind

  2. Beginnend mit Kaiser Heinrich IV. (1165–97) geht es die soziale Leiter hinunter zu verschiedenen Grafen und Rittern

  3. Es wird angenommen, dass es im Auftrag von Heinrich von Klingenberg (ca. 1240–1306), dem Fürstbischof von Konstanz, entstanden ist

Weingartner Liederhandschrift

Ausgabe bei uns verfügbar!
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Weingartner Liederhandschrift

Dieses feine Exemplar des Minnesangs, der deutschen Version der mittelalterlichen Troubadourtradition, soll Anfang des 14. Jahrhunderts in der Region Konstanz entstanden sein. Es ist eines der wichtigsten Artefakte dieser Tradition und enthält die Werke von 31 mittelhochdeutschen Dichtern. Zu diesen meist aristokratischen Dichterinnen und Dichtern gehört sogar Kaiser Heinrich IV., dessen Kompositionen am Anfang des Codex stehen.

Weingartner Liederhandschrift

Hier liegt uns eines der wichtigsten Zeugnisse des deutschen Minnesangs vor, das heißt der Tradition mittelhochdeutscher gesungener Liebesdichtung, die von Mitte des 12. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert im Adel als höfische Gesellschaftskunst gepflegt wurde. Das große Thema dieser Lyrik war die Minne, das mittelhochdeutsche Wort für Liebe. Die einzelnen Lieder wurden Minnelieder genannt und von einem Minnesänger vorgetragen, dem deutschen Pendant zum französischen Troubadour. Die Weingartner Liederhandschrift** (heute auch: Stuttgarter Liederhandschrift) bildet neben dem *Codex Manesse und der Kleinen Heidelberger Liederhandschrift eine der drei großen Liederhandschriften dieser Gattung. Sie enthält Texte aus dem goldenen Zeitalter des Minnesangs und wird heute unter der Signatur HB XIII 1 in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart verwahrt. Die Handschrift fällt mit einem Format von 15 x 11,5 cm verhältnismäßig klein aus und legt daher einen privaten Gebrauch nahe. In dieser Liederhandschrift sind Werke von 31 Dichtern vertreten – 25 davon sind namentlich genannt, während die anderen 6 ungenannt bleiben, aber tatsächlich in den Texten identifizierbar sind. Die 25 mit Autorenamen bedachten Minnesänger sind zusätzlich in 23 ganz- und 2 halbseitigen Miniaturenporträts oder Autorenbildern dargestellt. Obwohl die Sammlung zum größten Teil aus Minnelyrik, also höfischer Liebesdichtung, besteht, bilden einige Texte eine Ausnahme, etwas der Marienpreis, ein Lobgedicht auf die Jungfrau Maria, oder die Minnelehre zur *Höfischen Liebeskunst“ von Johann von Konstanz (urkundlich belegt 1281–1312). Die Anordnung der Liedkorpora folgt weder einer chronologischen noch einer alphabetischen Ordnung, sondern orientiert sich am Stand des jeweiligen Dichters. So wird die Ranghierarchie von Kaiser Heinrich IV. angeführt (1165–97) und setzt daran anschließend die Ständeordnung nach unten zu verschiedenen Herzögen und Rittern fort. Die Handschrift stammt möglicherweise aus dem Konstanzer Raum und wurde dort im frühen 14. Jahrhundert, so eine allerdings nicht belegbare These, auf Anregung des Konstanzer Bischofs Heinrich von Klingenberg (ca. 1240–1306) angefertigt.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Weingarten Manuscript
Umfang / Format
316 Seiten / 15,0 × 11,5 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
Anfang des 14. Jahrhunderts
Stil
Sprache
Buchschmuck
23 ganzseitige und 2 halbseitige Miniaturen
Inhalt
Minnesang-Gedichte
Vorbesitzer
Marx Schulthais
Weingarten Klosterbibliothek

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Weingartner Liederhandschrift – Müller & Schindler – HB XIII 1 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)
Müller & Schindler – Simbach am Inn, 1969
Limitierung: 850 Exemplare
Detailbild

Weingartner Liederhandschrift

Otto von Botenlauben

Otto von Botenlauben (1177–1245), hier "Botenlouben" geschrieben, war Graf von Henneburg, Kreuzritter und Minnesänger. Er und seine Frau Beatrix de Courtenay gründeten 1231 das Zisterzienserkloster Frauenroth, wo sie begraben sind. Er war ein Anhänger Kaiser Heinrichs VI., ebenfalls Minnesänger, und nahm 1197 am Italienfeldzug des Kaisers teil. Otto ist gegenüber seinem Wappen sitzend dargestellt und gestikuliert mit langen Fingern, als würde er eine seiner Kompositionen vortragen.

Weingartner Liederhandschrift – Müller & Schindler – HB XIII 1 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)
Einzelseite

Weingartner Liederhandschrift

Kaiser Heinrich VI.

Heinrich VI. (1165–1197) war Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, König von Sizilien und ist der erste Minnesänger, der in diesem Manuskript vorgestellt wird. Wie in ähnlichen Werken der Fall werden die Komponisten nach ihrem gesellschaftlichen Rang geordnet. Der große Mäzen vieler Dichter ist hier auf einem Thron sitzend dargestellt. Er trägt die kaiserlichen Insignien und pelzgefütterte Gewänder, während er eine entrollte Schriftrolle in seiner linken Hand hält.
Neben dem in dieser Handschrift enthaltenen Lied "Kaiser Heinrich" sind dem Kaiser mindestens drei Gedichte zugeschrieben worden, die er als verliebter junger Mann geschrieben haben soll. Eines seiner Gedichte beschreibt eine Dame, die ihm mehr bedeutet als alle Macht, Reichtum und Würde seiner Krone, die er lieber aufgeben würde als sie.

Weingartner Liederhandschrift – Müller & Schindler – HB XIII 1 – Württembergische Landesbibliothek (Stuttgart, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 The Weingarten Manuscript

Müller & Schindler – Simbach am Inn, 1969

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Müller & Schindler – Simbach am Inn, 1969
Limitierung: 850 Exemplare
Kommentar: 1 Band
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar!
Preiskategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Oswald von Wolkenstein: Handschrift A – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2777 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Oswald von Wolkenstein: Handschrift A
Wohl Kloster Neustift bei Brixen (Italien) – Um 1425

Eine der ältesten erhaltenen Liederhandschriften, beauftragt von einem Musiker und Tausendsassa: 100 Lieder und deren Noten mit dem ältesten authentischen Portrait eines deutschen Dichters überhaupt

Erfahren Sie mehr
Codex Manesse – Insel Verlag – Cod. Pal. germ. 848 – Universitätsbibliothek (Heidelberg, Deutschland)
Codex Manesse
Zürich / Raum Bodensee (Schweiz) – Nach 1310 bis um 1340

Ein einzigartiger Schatz deutscher Literatur, mittelalterlicher Geschichte und gotischer Buchmalerei: Die berühmte Große Heidelberger Liederhandschrift mit nahezu 6.000 Strophen Minnelyrik und 137 ganzseitigen, ikonischen Miniaturen

Erfahren Sie mehr
Kleine Heidelberger Liederhandschrift – Reichert Verlag – Cod. Pal. germ. 357 – Universitätsbibliothek (Heidelberg, Deutschland)
Kleine Heidelberger Liederhandschrift
Wohl Straßburg (Frankreich) – 1270–1280

Musikalische Einblicke in die hochmittelalterliche Hofkultur Deutschlands: Die sowohl älteste als auch kleinste von nur drei erhaltenen Minnesang-Handschriften, heute aufbewahrt in Heidelberg

Erfahren Sie mehr
Hortus Deliciarum – Hortus Deliciarum – Originalmanuskript verloren
Hortus Deliciarum
Kloster Hohenburg, Elsass (Frankreich) – Letztes Viertel des 12. Jahrhunderts

Ein in gleich zweierlei Weise besonderes Manuskript aus dem 12. Jahrhundert: Die erste von einer Frau verfasste, reich bebilderte Enzyklopädie sowie eine frühe Quelle für mehrstimmige Musik

Erfahren Sie mehr
Würzburger Liederhandschrift – Reichert Verlag – 2° Cod. Ms. 731 (Cim 4) – Universitätsbibliothek München (München, Deutschland)
Würzburger Liederhandschrift
Würzburg (Deutschland) – Um 1345–1354

Gedichte Walthers von der Vogelweide und Reinmars des Alten neben dem ältesten erhaltenen deutschen Kochbuch: Der zweite Band eines mittelalterlichen Hausbuchs als eines der bedeutendsten Zeugnisse mittelhochdeutscher Lyrik

Erfahren Sie mehr
Weimarer Liederhandschrift
Weimarer Liederhandschrift
Nürnberg (Deutschland) – Drittes Viertel des 15. Jahrhunderts

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag