Goldene Miniaturen als Vorboten der Gotik: eine gold- und silberglänzende, spätromanische Handschrift im "Channel-Stil" für den brandenburgischen Domschatz
Brandenburger Evangelistar
Magdeburg (Deutschland) — Ca. 1210

Brandenburger Evangelistar
Magdeburg (Deutschland) — Ca. 1210
Spätromanisches Meisterwerk, entstanden um 1210 im Auftrag des Brandenburger Domkapitels für den dortigen Dom
Ausgestattet mit 29 größeren und ganzseitigen, goldleuchtenden Miniaturen und zahlreichen kleineren Goldinitialen
Die 10 bevölkerten Initialen sind im sog. "Channel Style" angelegt und verweisen auf die aufkommende Gotik
Brandenburger Evangelistar
- Brandenburg Evangeliary
Kurzbeschreibung
Das Brandenburger Evangelistar stellt ein Hauptwerk der Spätromanik in Deutschland dar und ist ein prächtiges Beispiel für die Macht und den Wohlstand im Heiligen Römischen Reich. Seine beeindruckenden Miniaturen schimmern von Blattgold und Silber und zeigen u. a. den Einfluss der byzantinischen Buchmalerei. Das Evangelistar entstand ca. 1210 als Auftrag des Domkapitels zu Brandenburg als Vorzeigeobjekt für den dortigen Dom und als Instrument zur fortschreitenden Christianisierung der slawischen Völker im Osten. Abgesehen von den ganzseitigen Miniaturen zeichnet sich die Prachthandschrift durch wunderbar historisierte Initialen im sogenannten „Channel Style“ aus, die ebenso künstlerisch innovativ sind wie die Miniaturen in der gesamten Handschrift. Das Kunstwerk stellt somit eine Mischung aus den herausragenden künstlerischen Stilen der Zeit dar, die bald in dem ersten wirklich internationalen europäischen Stil gipfeln würden: der Gotik.
Brandenburger Evangelistar
Eine der letzten und größten künstlerischen Leistungen der deutschen Romanik: Das Brandenburger Evangeliar wurde um 1210 in Magdeburg geschaffen. Es wurde vom Prämonstratenserkapitel der Stadt Brandenburg in Auftrag gegeben, einem religiösen Orden, der aus vor allem für den Predigtdienst zuständigen Chorherren besteht, und ist in den über 800 Jahren seines Bestehens in der Schatzkammer des Brandenburger Doms verblieben. Tatsächlich ist es eine der wenigen Handschriften, die ihr ganzes Leben am selben Ort verbracht haben, wenngleich der Juweleneinband während des Zweiten Weltkriegs verloren ging. Wunderschöne ganzseitige Miniaturen und große historisierte Initialen, von denen einige Figur und Buchstaben miteinander verschmelzen lassen, sind in satten Deckfarben mit Akzenten aus Blattgold und -silber ausgeführt. Die prächtige Kombination zeitgenössischer Stile macht es zu einem Wahrzeichen der mittelalterlichen deutschen Buchmalerei.
Der Stolz des Brandenburger Doms
Diese Handschrift steht in der Tradition großer Evangelienbücher, die zur öffentlichen Zurschaustellung bestimmt sind, gewöhnlich in Kathedralen oder großen Abteien. Es ist auch ein großartiges Zeugnis etwa jener Zeit, als der Wendenkreuzzug die heidnischen Slawen, die in der Region der östlichen Ostsee lebten, bekehrten wollte, und als das heutige Norddeutschland einen Zustrom von Siedlern aus dem Süden erlebte. Die Handschrift sollte zweifellos sowohl die Gläubigen als auch die Nichtbekehrten beeindrucken. Als Evangelistar besteht der Text aus Lesungen aus den Evangelien, die nach dem liturgischen Jahr geordnet wurden, um während der Messe vorgetragen zu werden. Der Bilderzyklus zeigt Szenen aus dem Leben Christi bis hin zum Pfingstfest, dargestellt in reich kolorierten ganzseitigen Miniaturen mit Blattgold.
Eine eindrucksvolle Mischung von Stilen
Obwohl das Werk insgesamt einen deutlich deutschen Charakter trägt, sind künstlerische Einflüsse aus ganz Europa in den 18 ganzseitigen Miniaturen, einer ganzseitigen historisierten Initiale, zehn großen historisierten Initialen und zahlreichen anderen Initialen zu erkennen, die alle mit intensiv leuchtenden Farben gemalt und mit Blattgold und -silber verziert sind. Der **schimmernde Goldhintergrund, der den Miniaturen und historisierten Initialen ein zeitloses und raumloses Gepräge verleiht, stammt aus der byzantinischen Kunst, ebenso wie bestimmte ikonographische Formen. Die Rankeninitialen sind inspiriert vom „Channel Style“, einer romanischen Verschmelzung englischer und nordfranzösischer Stile. Inzwischen sind auch italienische Einflüsse in vielen der Initialen und Rahmen zu erkennen, die Akanthus-, Palmetten- und Efeu-Motive enthalten. Man könnte die Handschrift sogar als proto-gotisch bezeichnen, da die naturalistischere Körperhaltung durch ein geschicktes Spiel von Licht und Schatten hervorgehoben wird. Darüber hinaus scheinen gezackter Faltenwurf, Felskanten und ähnliche stilisierte Elemente den kommenden Zackenstil* der frühen deutschen Gotik schon anzudeuten. Gerade der schwer zu definierende **hybride Stil der Handschrift macht das Brandenburger Evangelistar zusammen mit der extrem hohen Qualität seiner Ausführung und der Qualität seiner Materialien zu einem Meilenstein der deutschen Buchmalerei.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Brandenburg Evangeliary
- Umfang / Format
- 218 Seiten / 33,6 x 24,0 cm
- Herkunft
- Magdeburg (Deutschland)
- Datum
- Ca. 1210
- Epoche
- Stil
- Sprache
- Buchschmuck
- 18 ganzseitige Miniaturen, eine ganzseitige Zierinitiale, zehn große miniaturenartige Zierinitialen, zahlreiche mehrzeilige Goldinitialen auf farbigem Grund und farbige Initialen auf Goldgrund, großflächig aufgetragenes Blattgold, glänzendes Silber, intensiv leuchtende Farben
- Inhalt
- Perikopen - Textstellen aus der Bibel, die im Gottesdienst gelesen werden.
- Auftraggeber
- Brandenburger Domkapitel
1 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Brandenburger Evangelistar“
Das Brandenburger Evangelistar
- Verlag
- Quaternio Verlag Luzern – Luzern, 2020
- Limitierung
- 680 Exemplare
- Einband
- Ledereinband
- Kommentar
-
1 Band von Beate Braun-Niehr, Klaus Niehr, Christina Meckelnborg, Rüdiger von Schnurbein, Fabian Kolb und Uwe Czubatynski
Sprache: Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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