Breslauer Pessach Haggadah

Lange nach der Etablierung des Gutenberg’schen Buchdrucks kam es im 18. Jahrhundert in den deutschsprachigen Regionen zu einer neuen Blüte jüdischer Buchmalerei. Sie war Ausdruck des gesellschaftlichen Aufstiegs vieler Juden und Jüdinnen, aber auch der ungebrochenen Tradition der altehrwürdigen Throraschreiber-Profession. So wünschten sich viele wohlhabende Auftraggeber:innen traditionell hergestellte, handgeschriebene und -illuminierte Bücher – insbesondere dann, wenn es um religiöse Werke ging. Eines der schönsten Zeugnisse dieser Zeit ist ohne Frage die Breslauer Pessach Haggadah, die bis heute in ihrem schmuckvollen Einband aus geprägtem Leder mit koloriertem, blühendem Rankenornament erhalten ist. Der erfolgreiche schlesische Buchmaler und Schreiber Natan ben Abraham Speier war für dieses Kleinod jüdischer Buchkultur verantwortlich und stattete es mit einer wunderbaren Titelseite und 18 großen, manchmal fast ganzseitigen Miniaturen aus. Sie zeigen klassische Haggadah-Ikonografien, aber auch seltene Motive wie den Propheten Habakuk, der Daniel in der Löwengrube auf wundersame Weise mit Brot versorgt.