Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern – Coron Verlag – Cod.icon. 429 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)

München — 1552–1555

110 ganzseitige, meisterliche Miniaturen des Münchner Buchmalers Hans Mielich: Das prachtvoll illuminierte Inventar der kostbaren Schmuck- und Erbstücke des Herzogpaars Anna und Albrecht von Bayern

  1. Herzog Albrecht V. von Bayern (1528–1579) heiratete 1546 Anna von Österreich (1528–1590), Tochter von Kaiser Ferdinand I.

  2. Das blaublütige Paar ist zu Beginn des Manuskripts zusammen mit seinem gemeinsamen Wappen beim Schachspiel zu sehen

  3. Die anderen 108 ganzseitigen Miniaturen zeigen 71 Schmuckstücke aus ihrem Besitz, von denen einige Erbstücke von Albrechts Eltern waren

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

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Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
  1. Beschreibung
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  3. Einzelseite
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Beschreibung
Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

Bei dieser Handschrift handelt es sich um ein prachtvoll illuminiertes Inventar der Schmuckstücke des Herzogs und der Herzogin von Bayern. Der in München geborene Künstler Hans Mielich erhielt 1552 von Herzog Albrecht V. den Auftrag zur Anfertigung von 110 ganzseitigen Miniaturen, die die Höhepunkte der prächtigen Sammlung zeigen, darunter 108 Miniaturen von 71 Agraffen, Anhängern, Applikationen, Halsketten, Halsbändern, einen gefassten Bezoar und einen Bouquethalter (ein am Gürtel befestigtes Säckchen, in dem ein Blumenstrauß aufbewahrt wird) sowie eine Miniatur des herzoglichen Paares beim Schachspiel und eine weitere mit dem gemeinsamen Wappen. Einige Juwelen aus dem Besitz von Herzog Wilhelm IV. und Herzogin Jakobea von Baden sind ebenfalls in der Handschrift enthalten. Die Juwelen sind in ihrer Originalgröße dargestellt, manchmal von vorne und von hinten, mit Kartuschen und anderen unterschiedlich gestalteten Hintergründen. Diese unglaublich detaillierten und realistischen Miniaturen, die um 1555 fertiggestellt wurden, zeugen von Mielichs künstlerischem Geschick und dem erlesenen Schmuckgeschmack von Herzog Albert und Herzogin Anna.

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

Als humanistisch ausgebildeter Renaissance-Fürst war Herzog Albrecht V. von Bayern (1528–1579) schon zu Lebzeiten als großer Kunstsammler, -förderer und -liebhaber bekannt. So legte mit seiner beeindruckenden Hofbibliothek nicht nur den Grundstein für die heutige Bayerische Staatsbibliothek, sondern ließ mit dem Antiquarium auch das erste Museum nördlich der Alpen errichten. Es nahm ab 1571 die Antikensammlung in der Münchner Residenz auf. Die herzogliche Kunstsammlung umfasste jedoch auch zahlreiche Schmuckstücke, von denen viele als Geschenke und Erbstücke ihren Weg in den Besitz von Albrecht und seiner Ehefrau Anna von Österreich (1528–1590) fanden, die er 1546 heiratete. Diese entstammte dem mächtigen Hause Habsburg, war ebenso kunstaffin wie ihr Mann und war ebenso als Mäzenin tätig. Vor diesem Hintergrund erscheint das wunderschönen Kleinodienbuch als passendes und persönliches Geschenk des Herzogs an Anna.

Ein Buch-Kleinod über die herzoglichen Kleinodien

Albrecht beauftragte den von den beiden geförderten und geschätzten Münchner Künstler Hans Mielich (1516–1573) damit, ein gemaltes Inventar der kostbarsten und schönsten Objekte der herzoglichen Schmucksammlung anzufertigen, darunter auch Erbstücke von Albrechts Eltern Herzog Wilhelm IV. von Bayern (1493–1550) und Jacobaea Maria von Baden (1507–1580). Die insgesamt 71 Preziosen sind jeweils einzeln auf den Seiten und in kunstvollen Rahmungen dargestellt, wobei sie ihre Originalgröße haben und teilweise in mehreren Ansichten präsentiert werden. Eingeleitet wird die Handschrift von einer Widmung an das Herzogspaar und einer ganzseitigen Darstellung ihres gemeinsamen Wappens. Die erste Doppelseite des Inventarteils zeigt links die berühmte Darstellung des Paares beim Schachspiel, auf dem sie bemerkenswert wenig Schmuck tragen und die nicht das einzige Porträt Mielichs von Anna und Albrecht ist. Rechts folgt die erste Miniatur eines Schmuckstücks: Eine fein gearbeitete Brosche mit einem aus Edelsteinen geformten heiligen Georg, der den am Boden liegenden Drachen tötet – ein Indiz des Katholizismus des bayerischen Herzogspaars.

Vom Kunstkammerobjekt zum Höhepunkt der Bayerisches Staatsbibliothek

Herzogin Anna ließ die prachtvolle Schmuck-Handschrift nicht etwa in die herzogliche Bibliothek aufnehmen, sondern in die Kunstkammer der bayerischen Herzöge und Herzoginnen. Dort befand sie sich zunächst für fast 300 Jahre zur Faszination ihrer Betrachter:innen und als Statussymbol ihrer Besitzer:innen. Erst 1843 schenkte König Ludwig I. von Bayern (1786–1868) das kostbare Buch der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek zu München, die 1919 zur Bayerischen Staatsbibliothek wurde. Heute gehört das Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern ohne Frage zu den herausragenden Zimelien der beeindruckenden Handschriftensammlung dieser traditionsreichen Institution.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Jewel Book of the Duchess Anna of Bavaria
Umfang / Format
127 Seiten / 15,4 × 20,7 cm
Herkunft
Deutschland
Datum
1552–1555
Buchschmuck
110 ganzseitige Miniaturen in Deckfarben, Silber und Muschelgold
Inhalt
Darstellung des Schmucks von Erzherzogin Anna von Österreich und ihres Gemahls, Herzog Albrecht V. von Bayern
Auftraggeber
Albrecht V. von Bayern
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Herzogin Anna von Bayern
König Ludwig I. von Bayern

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern – Coron Verlag – Cod.icon. 429 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Coron Verlag – Lachen, 2017
Limitierung: 499 Exemplare
Detailbild

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

Ein Anhänger

Dieser Anhänger mit menschlichen Figuren ist ein schönes Beispiel für den aufwendigen und komplizierten Schmuck in Herzogin Annas Sammlung. Er besteht aus einem quadratisch geschliffenen Saphir, einem Smaragd und einem Rubin, die in einem Dreieck angeordnet sind. An der Unterseite hängt eine große Perle, die an einem Tierkopf aus Porzellan mit langen Ohren befestigt ist. Zwei menschliche Porzellanfiguren lehnen zu beiden Seiten der großen Juwelen und blicken auf den Kopf eines Cherubs, der von zwei Flügeln flankiert wird. Sie ruhen auf einem Bett aus goldenem Blattwerk und kleinen grünen Perlen.

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern – Coron Verlag – Cod.icon. 429 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Einzelseite

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

Anna und Albrecht beim Schachspiel

Nach dem prächtigen Frontispiz der Handschrift mit den Wappen der Wittelsbacher und Habsburger zeigt diese meisterhaft gestaltete ganzseitige Miniatur in einem klassizistischen architektonischen Rahmen, gekrönt von einer Halbfigur Gottvaters, das Herzogspaar von Bayern beim Schachspiel. Die Miniatur ist auf 1552 datiert und unten vom Künstler signiert: HANS MUELICH FECIT oder "gemacht von Hans Muelich".

Albrecht ist als Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies gekleidet, während Anna ihr Haar gelockt und unter einer Mütze mit Spitzenhaube hochgesteckt trägt. Sechs Hofräte, zwei Hofdamen und zwei Schoßhündchen beobachten das Spiel. Einige der Figuren blicken den Betrachter direkt an und alle haben detaillierte, individuelle Gesichter, bei denen es sich wahrscheinlich um genaue Porträts handelt.

Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern – Coron Verlag – Cod.icon. 429 – Bayerische Staatsbibliothek (München, Deutschland)
Faksimile-Editionen

#1 Kleinodienbuch der Herzogin Anna von Bayern

Coron Verlag – Lachen, 2017

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Coron Verlag – Lachen, 2017
Limitierung: 499 Exemplare
Einband: Einband aus braunem Leder mit reichen Echtgoldprägungen und zwei vergoldeten Messingschließen
Kommentar: 1 Band von Kurt Löcher u. a.
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Vollfaksimile des gesamten Originaldokuments (siehe unten) Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband. 2 Teile in einem Band.
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Preis Kategorie: €€
(1.000€ - 3.000€)
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