KostĂŒmbuch des Lambert de Vos
Eines der schönsten Zeugnisse der interkulturellen Beziehungen zwischen dem christlich dominierten Europa und dem muslimischen Osmanischen Reich befindet sich heute unter der Signatur Ms. or. 9 in der Staats- und UniversitĂ€tsbibliothek Bremen. Es enthĂ€lt 103 groĂformatige, detailreiche und prĂ€chtig kolorierte Bildnisse einer königlichen Prozession und zeigt die Kleidung der Osmanen und der verschiedenen von ihnen beherrschten Ethnien. Der Codex wurde 1574 von Lambert de Vos (um 1538 â nach 1574), dem Hofmaler des habsburgischen Botschafters in Konstantinopel, Karel Rijm (1533â1584), geschaffen. Die wertvolle Handschrift wurde zu einer Zeit verfasst, als die sogenannte "tĂŒrkische Bedrohung" durch die Imperialpolitik des Osmanischen Reichs fĂŒr Europa am gröĂten war, und spiegelt das enorme AusmaĂ der Wechselwirkungen zwischen Orient und Okzident in dieser Zeit wider. Da nahezu alle Gesellschaftsschichten in den Bildern reflektiert werden, ist das Werk eine nĂŒtzliche Fundgrube fĂŒr Kultur- und Kunsthistoriker gleichermaĂen.
KostĂŒmbuch des Lambert de Vos
Das KostĂŒmbuch des Lambert de Vos ist eines der kostbarsten Zeugnisse der wechselseitigen Beziehungen zwischen Orient und Okzident im 16. Jahrhundert. Im frĂŒhneuzeitlichen Europa wuchs das Interesse an der Politik, der Gesellschaft und dem MilitĂ€r des Osmanischen Reichs nicht zuletzt durch die zunehmende Imperialpolitik desselben. Nach dem Untergang des Byzantinischen bzw. Oströmischen Reichs 1453 strebten die osmanischen Sultane eine Ausdehnung ihres Herrschaftsgebiets Richtung Norden und Westen an. Folge waren die sogenannten Osmanenkriege, die die Sultane zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert gegen europĂ€ische Staaten fĂŒhrten. In Europa etablierten sich entsprechend rasch Feindbilder der Invasoren, die jedoch zugleich mit einer Faszination fĂŒr die Kultur der âneuen Machtâ einherging.
Ein kostbares Exemplar eines faszinierenden Genres
Dieses Interesse an der Osmanischen Gesellschaft spiegelt sich wohl am farbenprĂ€chtigsten in den sogenannten âTĂŒrkischen KostĂŒmbĂŒchernâ wider, die ab dem 16. Jahrhundert in Europa geradezu ein eigenes Genre bildeten. Die zahlreichen Berichte von Reisenden, Kaufleuten und Diplomaten steigerten das BedĂŒrfnis nach bildlichen Darstellungen des ErzĂ€hlten. Bis heute sind etwa 120 KostĂŒm- und TrachtenbĂŒcher oder deren Teile in handschriftlicher Ăberlieferung erhalten. Unter diesen ist das Bremer Exemplar eines der am besten erhaltene und besonders prachtvoll ausgestattet. Besonders bekannt ist es fĂŒr sein PortrĂ€t Sultans Selims II. (1524â1574) und den aus mehreren BlĂ€ttern zusammengefĂŒgten, ĂŒberdimensionalen Brautzug, der ausgeklappt werden kann.
Die osmanische Gesellschaft aus der Perspektive eines Flamen
Bemerkenswert ist auch der hervorragend dokumentierte Entstehungskontext der Handschrift: Eine Eintragung des KĂŒnstlers belegt, dass sie 1574 von Lambert de Vos (um 1538 â nach 1574) fĂŒr den kaiserlichen Botschafter in Konstantinopel Karel Rijm (1533â1584) geschaffen wurde. Ăber den flĂ€mischen Buchmaler selbst ist wenig bekannt. De Vos stammte wohl aus Mechelen und hielt sich etwa ab 1572 in Konstantinopel im Umkreis von Diplomaten und Gesandten auf, fĂŒr die er eine Reihe von Codices illuminierte.
Das KostĂŒmbuch fĂŒr den Botschafter stattete er mit 103 ganzseitigen Darstellungen der Mitglieder der osmanischen Gesellschaft, vor allem denjenigen aus Konstantinopel, aus. Das Werk lĂ€sst sich dabei in vier hierarchische Abschnitte unterteilen: Es beginnt mit dem Sultan und seinen Höflingen, darauf folgen Geistliche und die mĂ€nnliche Bevölkerung des Osmanischen Reichs. Danach werden osmanische Frauen dargestellt und zuletzt national-religiöse Minderheuten und Provinziale. SĂ€mtliche Bilder befinden sich in einem ausgesprochen guten Erhaltungszustand und wurde auf wertvollem genuesischem Papier gemalt, das in orientalischer Weise geglĂ€ttet wurde.
Eine wunderschöne Zimelie der Bremer UniversitÀtsbibliothek
Der in Konstantinopel entstandene Codex fand seinen Weg nach Bremen wohlmöglich im 17. Jahrhundert als diplomatisches Geschenk. Zu dieser Zeit war Bremen durch Gesandtschaften hĂ€ufig am kaiserlichen Hof prĂ€sent. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gehörte die Handschrift auf jeden Fall zu den Kuriosa und Pretiosen der Bibliotheca Bremensis, wie der Frankfurter Patrizier und Bibliophile Conrad Zacharias von Uffenbach (1683â1734) in seinem Reisebericht erzĂ€hlt, in dem er von der Kunstfertigkeit des Werks schwĂ€rmt: âEs ist unvergleichlich gemacht, und kann man sich nicht genug verwundern, wie sich die Farben, sonderlich das Blaue, das sonsten gar verĂ€nderlich ist, so wohl und hoch erhalten, da es doch nur Wasser-Farben.â
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- The Costume Book of Lambert de Vos
- Umfang / Format
- 105 Seiten / 40,0 Ă 27,0 cm
- Herkunft
- TĂŒrkei
- Datum
- 1574
- Stil
- Sprache
- Schrift
- Kursive
- Buchschmuck
- 103 ganzseitige Illuminationen
- Auftraggeber
- Karel Rijm (1533â1584)
- KĂŒnstler / Schule
- Lambert de Vos (um 1538 â nach 1574) (Buchmaler)
KostĂŒmbuch von Lambert de Vos
BannertrÀger bei der Prozession des Sultans
Die osmanischen Sultane herrschten ĂŒber ein vielsprachiges Reich, das sich ĂŒber Nordafrika, den Nahen Osten und Osteuropa erstreckte und dank einer ausgefeilten kaiserlichen Hierarchie und eines komplexen Klassensystems weitgehend zusammengehalten wurde. Diese Hierarchie wurde direkt durch die zeremonielle Reiterprozession des Sultans durch die StraĂen von Istanbul zur Schau gestellt. Unter SĂŒleiman dem PrĂ€chtigen war diese Prozession ein groĂer Festzug: Er reprĂ€sentierte die Pracht des Reiches, als es auf seinem Höhepunkt war.
KostĂŒmbuch des Lambert de Vos
Zwei bulgarische Frauen
Die Bulgaren waren ein nomadisches turkstĂ€mmiges Volk, das sich im 7. Jahrhundert in der Steppe an der unteren Wolga niederlieĂ und allmĂ€hlich nach Westen zog. Sie hatten eine komplexe Beziehung zu den Byzantinern, die anfangs zu ihren gröĂten VerbĂŒndeten im Westen gehörten; spĂ€ter aber wurden die Bulgaren zu Feinden Konstantinopels. Nach der Eroberung durch die TĂŒrken im Jahr 1396 wurde Bulgarien erst 1908 wieder unabhĂ€ngig.
Dies ist eine seltene Darstellung von zwei Frauen in bodenlangen Kleidern, denn sie sind bĂŒrgerlich und zugleich Muslime. Die eine hĂ€lt einen Korb mit Eiern und hat einen eher olivfarbenen Teint, wĂ€hrend diejenige, die das Fladenbrot hĂ€lt, eine hellere Hautfarbe hat - ein Spiegelbild der polyglotten Mischung aus tĂŒrkischen, iranischen, slawischen, thrakischen, griechischen und anderen Völkern, die unter der bulgarischen Kriegerelite lebten.
#1 Das KostĂŒmbuch des Lambert de Vos
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