Königspsalter der Sainte Chapelle

Königspsalter der Sainte Chapelle – Müller & Schindler – MS 1186 – Bibliothèque de l'Arsenal (Paris, Frankreich)

Paris (Frankreich) — 1200–1230

Aus der herrlichen Sainte Chapelle in Paris: Vergoldete gotische Miniaturen so wunderschön und leuchtend wie Kirchenfenster für die Mutter König Ludwigs des Heiligen

  1. Blanche de Castille (1188–1252) war Ehefrau von König Ludwig VIII. (1187–1226) und zweimal Regentin von Frankreich

  2. Sie war auch die Mutter von Louis IX. (1214–1270), genannt Saint Louis, der für seine Frömmigkeit und Großzügigkeit gegenüber den Künsten bekannt war

  3. 27 ganzseitige Miniaturen, 24 Medaillonminiaturen des Kalenders und 9 vergoldete Initialen begleiten den Text

Königspsalter der Sainte Chapelle

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Beschreibung
Königspsalter der Sainte Chapelle

Diese fantastische frühgotische Handschrift wurde um 1230 von einer Gruppe erfahrener Meister in Paris angefertigt. Bekannt als Psalter der Blanche von Kastilien verdankt das Werk seinen Namen seiner vermutlichen Auftraggeberin, der Königin von Frankreich, einer angesehenen Förderin der Künste. Alternativ ist auch die Bezeichnung Psalter von Sainte-Chapelle üblich, in Anlehnung an den langzeitigen Aufenthaltsort des Manuskripts in der gleichnamigen berühmten Palastkapelle in Paris. Obwohl es sich um ein Werk der Frühgotik handelt, ist der Psalter bemerkenswerterweise in einen der wenigen erhaltenen romanischen Einbände gefasst, der dank sorgfältiger Aufbewahrung in einem ausgezeichneten Zustand überliefert ist. Im Inneren erstrahlt die Handschrift auf nahezu jeder Seite in schimmerndem Blattgold und entfaltet dadurch eine wahrhaft königliche Aura.

Psalter der Blanche von Kastilien

Vor dem Aufkommen der Stundenbücher waren die Psalter die am reichsten illuminierten Handschriften. Der prächtige Psalter der Blanche von Kastilien ist nach seiner mutmaßlichen königlichen Besitzerin Blanche von Kastilien (1188–1252), der Königin von Frankreich und Ehefrau König Ludwigs VIII. (1187–1226), benannt. Sie war die Mutter des berühmten französischen Monarchen Ludwig IX. (1214–70), auch bekannt unter dem Beinamen Ludwig der Heilige, der selbst ein großer Förderer der Künste war. Die verschwenderische Ausstattung des Psalters offenbart den Einfluss des königlichen Umfelds, dem er zugedacht war. Die prachtvolle Handschrift trägt zudem den alternativen Namen Psalter von Sainte-Chapelle, da sie sich von 1335 bis Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz der berühmten Palastkapelle Sainte-Chapelle in Paris befand. Danach wurde sie in die Bibliothèque de l’Arsenal gebracht, wo sie bis heute unter der Signatur MS lat. 1186 aufbewahrt wird. Zum Schutz des Einbandes wurde vermutlich im Auftrag König Karls V. (1338–80) eine „Chemise“ (frz. Hemd) angefertigt, die das Buch seitdem mit einem prachtvollen, mit goldenen Fleur-de-Lys bestickten Stoff umhüllt. Es ist wohl dieser Schutzmaßnahme zu verdanken, dass der Originaleinband, der als einer der wenigen Zeugnisse romanischer Buchbindekunst gilt, bis heute erhalten geblieben ist. Obwohl sich eine direkte Verbindung zu Blanche von Kastilien nicht nachweisen lässt, wird vermutet, dass die Darstellung einer betenden Frau in einer historisierten Bildinitiale auf Folio 122v sowie die im Femininum endenden Worte miserrimam peccatricem, „allerärmste Sünderin“, in einem Gebet auf Folio 190r auf die Königin zu beziehen sind. Gleichermaßen ist nicht geklärt, ob der Psalter für Blanche angefertigt wurde oder als Geschenk in ihren Besitz gelangte. Nichtsdestotrotz lässt die üppige Verwendung von Gold darauf schließen, dass der Psalter für eine Dame aus dem Hochadel geschaffen wurde.

Ein frühgotisches Meisterwerk

Obgleich in einem romanischen Einband untergebracht, weist doch der Inhalt der Psalterhandschrift darauf hin, dass es sich um eine der frühesten gotischen Bilderhandschriften handelt. Der Codex wurde um 1230 in Paris hergestellt und zeichnet sich durch verschwenderischen Goldauftrag, wunderschöne Ornamente, erfinderische Drôlerien, meisterhafte Miniaturen und eine strahlende Farbenpracht in Rot-, Blau- und Grüntönen aus. Neben 27 ganzseitigen Miniaturen ist die Handschrift im Kalenderteil mit 24 Kreismedaillons versehen, die die Tierkreiszeichen und symbolischen Szenen für jeden Monat abbilden. Die Bildwelt des Psalters erinnert an die farbprächtigen Buntglasfenster französischer gotischer Kathedralen, die in dieser Zeit im ganzen Land entstanden. Der Text wird begleitet von 9 vergoldeten Bildinitialen sowie von unzähligen Ornamenten und Drôlerien wie etwa kleinen Drachen, Hunden, Vögeln und anderen fantastischen Kreaturen, die sich oft über das Textfeld hinaus am Rand der Folios tummeln. Nahezu jede Seite des Manuskripts ist in schimmerndes Blattgold getaucht. Stilistische Merkmale legen die Vermutung nahe, dass die Handschrift von einer Gruppe hochtalentierter Künstler angefertigt wurde. In Anbetracht dessen und der Tatsache, dass Blanche von Kastilien eine große Kunstmäzenin war, scheint es naheliegend, dass eine Verbindung zwischen ihr und dem Königspsalter von Sainte-Chapelle tatsächlich existierte.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Psalter of Blanche of Castile
Sainte-Chapelle Psalter
Royal Psalter of Sainte-Chapelle
Umfang / Format
384 Seiten / 28,0 × 22,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
1200–1230
Stil
Sprache
Buchschmuck
27 ganzseitige Miniaturen, 9 historisierte Initialen, 24 Kalendermedaillons
Vorbesitzer
Karl V.

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Königspsalter der Sainte Chapelle – Müller & Schindler – MS 1186 – Bibliothèque de l'Arsenal (Paris, Frankreich)
Müller & Schindler – Simbach am Inn, 2019
Limitierung: 600 Exemplare
Faksimile-Editionen

#1 Der Königspsalter der Sainte Chapelle

Müller & Schindler – Simbach am Inn, 2019

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Müller & Schindler – Simbach am Inn, 2019
Limitierung: 600 Exemplare
Einband: Der originale Einband wird reproduziert. Kommt mit einer Reproduktion des Schmuckkästchens aus dem 19. Jahrhundert und der Chemise aus dem 14. Jahrhundert.
Kommentar: 1 Band
Sprachen: Deutsch, Englisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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