Von König Ludwig den Heiligen über den Schah von Persien nach New York: Eine der am schönsten illuminierten und berühmtesten Handschriften des Mittelalters
Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen
Paris (Frankreich) — Um 1250

Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen
Paris (Frankreich) — Um 1250
Ein Hauptwerk der französischen Hochgotik und eine der prächtigsten und berühmtesten Handschriften des Mittelalters
Das reine Bilderbuch illustrierte die Ereignisse des Alten Testaments in 283 wunderschönen und vergoldeten Miniaturen
Beauftragt von König Ludwig den Heiligen (1214–70), 1604 als Geschenk zu Schah Abbas gelangt und heute aufbewahrt in der Morgan Library in New York

Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen
Ehud, ein kluger Anführer
Als Strafe für ihre Sündhaftigkeit werden die Israeliten 18 Jahre lang dem König Eglon der Moabiter unterworfen. Nachdem sie Buße getan haben, schickt ihnen der Herr einen Erlöser – einen klugen Linkshänder namens Ehud. Er ermordet Eglon erfolgreich und ruft die Israeliten zum Angriff zusammen. "Damals erschlugen sie von Moab etwa zehntausend Mann, alles starke und kriegstüchtige Männer, und keiner entkam. So musste sich Moab an jenem Tag der Gewalt Israels unterwerfen und das Land hatte achtzig Jahre lang Ruhe." (Ri 3, 29-30)
Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen
- Morgan Crusader’s Bible
- Crusader Bible
- Shah Abbas Bible
- Bible of Louis IX
- Maciejowsky Bible
- Biblia de los Cruzados
- Kreuzritterbibel
Kurzbeschreibung
Die Kreuzritterbibel (heute im Besitz des J.P. Morgan Museums in New York) ist das wohl herausragendste Werk der berühmten Buchsammlung König Ludwigs des IX (1214–1270) von Frankreich. Dieser einzigartige Bildband illustriert in 283 herausragenden Miniaturen die Ereignisse des Alten Testaments. Der Codex ist weltbekannt und hatte einige bedeutende Vorbesitzer, die den Bildern erläuternde Kommentare in verschiedenen Sprachen (etwa persisch) hinzufügen ließen. So ist die Bibel auch bekannt als Schah-Abbas-Bibel, nach dem Schah von Persien, der das Werk zu Beginn des 17. Jahrhunderts geschenkt bekam, oder Maciejowsky Bibel, nach dem späteren Besitzer Kardinal Maciejowsky, dem Bischof von Krakau.
Die Kreuzritterbibel des J.P. Morgan
Die Kreuzritterbibel, auch bekannt als Bilderbibel König Ludwigs des Heiligen, entstand um 1250 in einem Pariser Künstleratelier. Sie ist ein reiner Bildband, der in insgesamt 283 monumentalen und aufwendig gestalteten Miniaturen die Geschichte des Alten Testaments darstellt. Das Werk beginnt mit der Schöpfungsgeschichte und geht bis zur Herrschaftszeit König Davids. Ein besonderer Fokus liegt auf den kriegerischen Ereignissen des Testaments, wie zum Beispiel der Lehre des gerechten Krieges. Den leuchtend farbigen Bildern wird durch raffiniert aufgelegtes Blattgold in fast jeder Miniatur ein besonderer Glanz verliehen. Die Kreuzritterbibel ist ein Höhepunkt der großen Handschriftensammlung Ludwigs des Heiligen.
Im Auftrag des Königs
König Ludwig IX., der Heilige, war der wohl christlichste König Frankreichs. Er war ein leidenschaftlicher Kreuzfahrer und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, seine Anhänger aufzurufen, in den Krieg für die Eroberung des Heiligen Landes zu ziehen. Mit seiner Kreuzritterbibel sollten seine Kreuzzugsgedanken in detailreichen und intensiven Bildern illustriert werden und seinen Zeitgenossen einen Ansporn bieten. Die Bilderfolge sollte nicht von unnötigem Text gestört werden. Erst später wurden erläuternde Textpassagen in mehreren Sprachen hinzugefügt.
Eine aufregende Geschichte
Die Kreuzritterbibel kann heute auf eine abenteuerliche Reise durch die ganze Welt zurückblicken. Nach seiner Entstehung befand sich das Werk 50 Jahre in der Hand seines Auftraggebers und wurde um 1300 vermutlich nach Neapel zu Ludwigs Verwandtem Karl von Anjou gebracht. Dieser ließ die Bilderbibel mit lateinischen Texten ausstatten, die die biblischen Szenen zusammenfassend erläutern. Danach verliert sich die Spur des Codex, erst 300 Jahre später taucht er im Besitz des Bischofs von Krakau, Bernhard Maciejowski auf. Dieser übergab das Werk einer päpstlichen Abordnung, die den persischen Schah Abbas für eine Verbindung im Kampf gegen die Türken gewinnen sollte. Die Bibel wurde ihm als überzeugendes Geschenk überreicht. Der Schah ließ persische Bildkommentare hinzufügen und entfernte drei Seiten, die den Aufstand Absaloms gegen seinen Vater zeigten. Der Schah wollte diese antikönigliche Lektüre wohl vor seinen eigenen Söhnen geheim halten. Ab hier wird die Geschichte des Werkes wieder undurchsichtig. Wohl im 17. Jahrhundert wurden die persischen Kommentare ins Hebräische übersetzt. Im 19. Jahrhundert befindet sich das kostbare Manuskript im Besitz eines Griechen namens Joannes Athanasiou. Sir Thomas Philipps ersteigerte es in einer Auktion und hinterließ es einem Erben, der es 1916 an den heutigen Besitzer John Pierpont Morgan verkaufte.
Außergewöhnliche Buchmalerei
Der Bildband von monumentalem Ausmaß enthält 283 Miniaturen, die in ihrer Qualität weniger an Buchmalerei als an die Glas- und Wandmalereien der Sainte-Chapelle in Paris erinnern. Deshalb vermutet man die Meister, unter denen sich sechs unterscheiden lassen, auch unter den Ausstattern jener Kapelle. Diese wurde zwei Jahre vor der Fertigstellung der Kreuzritterbibel eingeweiht. Die großformatigen Miniaturen zeigen die bedeutenden Kriege, die Schlachten und berühmten Personen und Ereignisse des Alten Testaments. Zeitgemäß wurden Details wie Kleidung, Rüstungen und Waffen in der Tradition des 13. Jahrhunderts dargestellt. Beim Betrachter sollte der Eindruck erweckt werden, König Ludwig den IX. selbst im tapferen Kampf zu erkennen. Besonders kunstvoll wurde Gold in verschiedensten Variationen verwendet. Leuchtendes Blattgold wechselt sich ab mit gedämpftem, mattem Pinselgold. So wird jede Seite des prächtigen Codex zu einem individuellen Meisterwerk.
Kodikologie
- Alternativ-Titel
- Morgan Crusader’s Bible
Crusader Bible
Shah Abbas Bible
Bible of Louis IX
Maciejowsky Bible
Biblia de los Cruzados
Kreuzritterbibel - Umfang / Format
- 92 Seiten / 39,0 x 29,5 cm
- Herkunft
- Paris (Frankreich)
- Datum
- Um 1250
- Epoche
- Stil
- Genre
- Buchschmuck
- 283 Miniaturen insgesamt: 43 Blätter mit ganzseitigen Miniaturen auf Vorder- und Rückseite
- Auftraggeber
- König Ludwig IX., "der Heilige" (1226–1270)
- Künstler / Schule
- sechs verschiedene Maler
- Vorbesitzer
- König Alfonso X., der Weise (1221–1284), König von Kastilien, León und Galizien
Karl von Anjou (1285)
Bernhard Maciejowski, Bischof von Krakau
Abbas, Schah von Persien (1604)
Sir Thomas Philipps

Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen
Der siegreiche Saul, ein bewährter Anführer
Dieses Meisterwerk der Gotik nimmt sich eine grausame Szene vor und ist möglicherweise das berühmteste Bild der mittelalterlichen Buchmalerei überhaupt. Im Ersten Samuelbuch belagert eine Armee der Ammoniter unter dem Kommando von König Nahasch die israelitische Stadt Jabesch-Gilead. Diese Szene zeigt den Moment, in dem eine von Saul kommandierte Entsatzarmee den Ammonitern in den Rücken fällt.
Saul trägt einen großen Helm mit Krone und eine orangefarbene Tunika. Er erschlägt den schon flüchtenden Nahasch, indem er mit dem Schwert durch seine Krone hindurch seinen Kopf spaltet. Die Israeliten strömen aus den Stadttoren hinaus, sodass jetzt die Ammoniter von beiden Seiten in die Zange genommen werden. Ein Bogenschütze im Turm zielt auf den einzigen noch unverletzten Ammoniter und ein Katapult lässt gleich einen Felsbrocken in ihre Reihen krachen. Unten salbt und krönt Samuel den Saul, bevor er dann den Sieg mit Opferhandlungen begeht.
3 verfügbare Faksimile-Ausgabe(n) von „Kreuzritterbibel Ludwigs des Heiligen“
Biblia de los Cruzados (auf echtem Pergament gedruckt)
- Verlag
- Scriptorium – Valencia, 2013
- Limitierung
- 390 Exemplare
- Einband
- Leder über Holzdeckeln
- Kommentar
-
1 Band von William M. Voelkle, Francisco Javier Docampo Capilla, Matilde Miquel Juan, Olga Pérez Monzón, Manuel Febrer Romaguera, Saeid Hooshangi und Thamar E. Gindin
Sprachen: Englisch, Spanisch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Kreuzritterbibel
- Verlag
- Faksimile Verlag – Luzern, 1998
- Limitierung
- 980 Exemplare
- Einband
- Der Originaleinband ist über die Jahrhunderte verloren gegangen. Die Bodleian Library in Oxford ist jedoch im Besitz einer Handschrift, die im königlichen Auftrag etwa zur gleichen Zeit wie die Kreuzritterbibel entstanden ist und die noch den prachtvollen gotischen Originaleinband besitzt; dieser diente als Vorbild für den Faksimile-Einband. Die Faksimile-Edition wird zum Schutz in einem Schuber aus Acrylglas geliefert.
- Kommentar
-
1 Band von Daniel Weiss und William Voelkle
Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Bibbia dei Crociati
- Verlag
- Salerno Editrice – Rom, 1998
- Limitierung
- 250 Exemplare (Co-Edition mit Faksimile Verlag Luzern)
- Einband
- Die Bodleian Library in Oxford besitzt noch ein Manuskript, das der König um die gleiche Zeit wie die Kreuzritterbibel in Auftrag gegeben hat und das noch in seinem ursprünglichen gotischen Ledereinband existiert. Diese Bindung wurde als Modell verwendet.
- Kommentar
-
1 Band (150 Seiten) von Daniel Weiss, William Volkle und undrea Cuna
Sprache: Italienisch - Mehr Informationen
- Möglichst detailgetreue Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
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