Lucca Chorbuch

Lucca Chorbuch – University of Chicago Press – Ms 238 / Ms 97 – Archivio di Stato di Lucca (Lucca, Italien) / Archivio Arcivescovile di Lucca (Lucca, Italien)

BrĂŒgge (Belgien) — Ca. 1463

Als Makulatureinband fĂŒr Akten im Archiv von Lucca zweckentfremdet und ab 1965 wiederentdeckt: Die erfolgreiche Rekonstruktion einer lange verschollenen Musikhandschrift aus dem 15. Jahrhundert

  1. 1965 wurde zum ersten Mal festgestellt, dass verschiedene Notariatsakten in den Archiven von Lucca Àhnliche EinbÀnde hatten

  2. Bei den Fragmenten handelte es sich um die Überreste eines gigantischen, um 1463 in BrĂŒgge in Auftrag gegebenen Codex fĂŒr eine Kathedrale

  3. Der Musikwissenschaftler Reinhard Strohm (geb. 1942) hat ihn in Zusammenarbeit mit Archivaren in seiner ursprĂŒnglichen Form wiederhergestellt

Lucca Chorbuch

  1. Beschreibung
  2. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Lucca Chorbuch

Mitte des 20. Jahrhunderts bemerkte Reinhard Strohm, dass die EinbĂ€nde einiger BĂŒcher im Staatsarchiv von Lucca, Italien, aus den Seiten eines jahrhundertealten Musikmanuskripts bestanden. Im Laufe der nĂ€chsten Jahre arbeitete Strohm mit den Archivaren zusammen, um diese BlĂ€tter zu entfernen und so viel wie möglich von dem ursprĂŒnglichen Manuskript wieder zusammenzusetzen. Diese bedeutende kulturelle Entdeckung ist nun als Das Lucca Chorbuch bekannt, ein wieder zusammengesetztes Buch, das die Überreste eines gigantischen Codex einer Kathedrale enthĂ€lt, der um 1463 in BrĂŒgge in Auftrag gegeben wurde. Die im Manuskript enthaltene geistliche Musik aus dem 15. Jahrhundert umfasst Lieder in englischer, französisch-flĂ€mischer und italienischer Sprache - darunter Werke der berĂŒhmten Komponisten Guillaume Du Fay und Henricus Isaac.

Lucca Chorbuch

Im 17. Jahrhundert wurde ein gewaltiges, bereits um 1463 in BrĂŒgge entstandenes Gesangsbuch ausgeschlachtet und zerlegt, um seine großen PergamentblĂ€tter zum Einbinden verschiedener Notariatsakten im Archiv der norditalienischen Stadt Lucca zu verwenden. GlĂŒcklicherweise fiel die Ähnlichkeit dieser EinbĂ€nde im 20. Jahrhundert auf und fĂŒhrte 1965 zur Rekonstruktion und Ordnung des Werkes durch den Musikwissenschaftler Reinhard Strohm (geb. 1942) und die Archivare von Lucca. Dabei entdeckten sie eine verschollene Handschrift, die möglicherweise ursprĂŒnglich von Stefano Trenta, dem Bischof von Lucca (1448-78), in Auftrag gegeben worden war.

Der Weg von BrĂŒgge nach Lucca

Unter Papst Paul II. (reg. 1464-71) war Bischof Trenta pÀpstlicher Nuntius in England und Burgund. Die ErwÀhnung von Paul II. auf f. 1 sowie das Repertoire an englischer, französisch-flÀmischer und italienischer Kirchenmusik, das sich in der Handschrift findet, belegen die Verbindung zu dieser Handschrift. Dazu gehören Fragmente von Messordinarien, Motetten, Magnificats und Hymnen von Domarto, Dufay, Frye, Heyns, Isaac, Martini, Peragulfus, Plummer, Puillois, Stone und Tik. Neben dem Kern von MS 238 aus dem Archivio di Stato, Lucca, gibt es auch kleine ErgÀnzungen aus Ms 97 des Archivio arcivescovile, Lucca, und Cartella 11/III aus dem Archivio arcivescovile, Biblioteca Maffi, Lucca.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Lucca Choirbook
Herkunft
Belgien
Datum
Ca. 1463
Stil
Genre
Inhalt
Französisch-flĂ€mische, englische und italienische geistliche Musik des fĂŒnfzehnten Jahrhunderts, darunter Werke der Komponisten Guillaume Du Fay und Henricus Isaac

VerfĂŒgbare Faksimile-Editionen:
Lucca Chorbuch – University of Chicago Press – Ms 238 / Ms 97 – Archivio di Stato di Lucca (Lucca, Italien) / Archivio Arcivescovile di Lucca (Lucca, Italien)
University of Chicago Press – Chicago, 2008
Faksimile-Editionen

#1 The Lucca Choirbook

University of Chicago Press – Chicago, 2008

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: University of Chicago Press – Chicago, 2008
Kommentar: 1 Band von Reinhard Strohm
Sprachen: Französisch, Italienisch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprĂŒnglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfĂŒgbar!
Preiskategorie: €
(unter 1.000€)
Das könnte Sie auch interessieren:
Chansonnier de Jean de Montchenu – Vicent Garcia Editores – Ms. Rothschild 2973 – Bibliothùque nationale de France (Paris, Frankreich)
Chansonnier de Jean de Montchenu
Savoyen (Frankreich) – Um 1460

Einst im Besitz der Familie Rothschild und einzigartig in seiner Form: Ein herzförmiges Gesangbuch mit 44 Liedern fĂŒr Bischof Montchenu, einem Romantiker am französischen Königshof

Erfahren Sie mehr
TanzbĂŒchlein der Margarete von Österreich – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Ms. 9085 – BibliothĂšque Royale de Belgique (BrĂŒssel, Belgien)
TanzbĂŒchlein der Margarete von Österreich
Flandern – Zwischen 1475 und 1501

Notationen und Kalligrafie in Gold und Silber fĂŒr die Gemahlin Kaiser Maximilians: Eine von nur noch sieben erhaltenen, komplett auf schwarzem Pergament ausgefĂŒhrten Handschriften des Mittelalters

Erfahren Sie mehr
Mondsee-Wiener Liederhandschrift – Akademische Druck- u. Verlagsanstalt (ADEVA) – Cod. Vindob. 2856 – Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)
Mondsee-Wiener Liederhandschrift
Erste HĂ€lfte des 15. Jahrhunderts

Eine der wichtigsten Quellen der deutschsprachigen Musikgeschichte des 15. Jahrhunderts: 100 mehrstimmige Lieder berĂŒhmter Komponisten wie Hermann von Salzburg oder Heinrich von MĂŒgeln

Erfahren Sie mehr
Chorbuch von Eton – DIAMM – Ms 178 – Eton College Library (Eton, Vereinigtes Königreich)
Chorbuch von Eton
Eton (England) – 1490–1502

Die grĂ¶ĂŸte Sammlung lateinischer Chortradition des vorreformatorischen Englands: Eine wertvolle Musikhandschrift mit 64 mittelalterlichen Kompositionen, entstanden am berĂŒhmten Eton-College

Erfahren Sie mehr
Chantilly Codex – Brepols Publishers – Ms. 564 – Bibliothùque du Chñteau (Chantilly, Frankreich)
Chantilly Codex
SĂŒdfrankreich oder Italien – Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts

Unvollendet geblieben und trotzdem eines der wichtigsten Zeugnisse der ars subtilior: 112 mehrstimmige Lieder der berĂŒhmtesten höfischen Komponisten des 14. Jahrhunderts, zusammengestellt fĂŒr einen wohlhabenden Musikliebhaber

Erfahren Sie mehr
Hugo von Montfort - Gedichte und Lieder – Reichert Verlag – Cod. Pal. Germ. 329 – UniversitĂ€tsbibliothek Heidelberg (Heidelberg, Deutschland)
Hugo von Montfort - Gedichte und Lieder
Steiermark (Österreich) – 1414/1415

Der vollstĂ€ndige Gedichtband von einem der letzten MinnesĂ€nger, dem Grafen Hugo von Montfort: Eine aufwendig illuminierte Musikhandschrift am Übergang von der Modal- zur Mensuralnotation

Erfahren Sie mehr
Lesenswerte Blog-Artikel
Filterauswahl
Verlag