Roman de la Rose - Ms. Douce 195

Roman de la Rose - Ms. Douce 195 – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – MS Douce 195 – Bodleian Library (Oxford, Vereinigtes Königreich)

Möglicherweise Cognac (Frankreich) — Zwischen 1487 und 1496

Eine der schönsten Rosenroman-Handschriften für die spätere Königinmutter Luise von Savoyen: Der umstrittene Bestseller mit 127 fesselnden Miniaturen und wunderschönen Zierinitialen von Robinet Testard

  1. Die umstrittene Liebesgeschichte wurde von Guillaume de Lorris um 1235 begonnen und von Jean de Meung ca. 1280 beendet

  2. Im ersten französischen Roman, erzählt aus der Ich-Perspektive, wurden völlig neue Erzähltechniken verwendet

  3. Robinet Testard illuminierte die Handschrift mit 127 Miniaturen und zahllosen Zierinitialen für Luise von Savoyen (1476–1531)

Roman de la Rose - Ms. Douce 195

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  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
  4. Faksimile-Editionen (1)
Beschreibung
Roman de la Rose - Ms. Douce 195

Die wunderschöne Abschrift des Roman de la Rose in der Bodlein Library ist eine der am reichsten illuminierten Handschriften des mittelalterlichen Beststellers. Sie wurde von Luise von Savoyen (1476–1531), zur Entstehungszeit noch Gräfin von Angoulême, in Auftrag gegeben und von Robinet Testard (fl. 1475–1531) mit insgesamt 127 ausdrucksstarken, erzählerischen Miniaturen und Dutzenden goldenen Zierinitialen ausgestattet. Der von Guillaume de Lorris um 1235 begonnene und von Jean de Meung um 1280 in Paris vollendete Rosenroman war bis in die Renaissance eines der meistgelesenen Werke in Frankreich. Nicht nur die Verwendung der Ich-Perspektive war bahnbrechend, sondern auch die allegorischen Figuren und die Darstellung der gesamten Erzählung in Form eines Traums. Zugleich war das altfranzösische Werk jedoch bereits im 13. Jahrhundert höchst umstritten: während sich einige an der ungewohnt sinnlichen Sprache und den erotischen Motiven störten, kritisierten andere die sich darin manifestierende Frauenfeindlichkeit – darunter etwa Christine de Pizan (1364–1429).

Roman de la Rose - Ms. Douce 195

Der einflussreiche, altfranzösische Versroman schildert mittels zahlreicher Allegorien die Geschichte eines langen Traums. Der Träumende tritt dabei als Protagonist und Ich-Erzähler auf und verliebt sich im Laufe seines Traumes in eine wunderschöne Rose, die er schließlich für sich gewinnen kann. Dafür muss er aber zahlreiche Schwierigkeiten überwinden, die oft emotionaler Natur sind. Die Rose dient dabei als Allegorie für die Frau, die gewonnen werden soll. Sie spielt demnach eine ziemlich passive Rolle, während sie von den Allegorien ihrer Gefühle – etwa Widerstand, Scham, Angst – beschützt wird. Den Protagonisten hingegen unterstützen beispielsweise die Allegorien von Höflichkeit und Freimut.

Eine Revolution der mittelalterlichen Literatur

Durch diese völlig neuen Erzähltechniken erschütterte der Rosenroman die mittelalterliche Literaturszene und gilt bis heute als ein Meisterwerk stilistischer Innovation, der Literat:innen für Jahrhunderte prägte. Er war der erste französische Roman aus der Perspektive eines Ich-Erzählers und auch der erste Roman, der vollständig in Form eines Traumberichtes verfasst wurde. Ebenso neu war die Verwendung allegorischer Figuren als handelnde Romanfiguren. Tatsächlich sind sämtliche Figuren, mit Ausnahme des Erzählers, Fantasiegebilde, die entweder der Mythologie entstammen – zum Beispiel Amor – oder Allegorien sind. Damit revolutionierte der Rosenroman die Literatur des Mittelalters.

Ein Meisterwerk von zwei Autoren

Für dieses bahnbrechende Werk waren zwei Autoren verantwortlich: Guillaume de Lorris (um 1200 – um 1240) und Jean de Meung (um 1240 – um 1305). Guillaume begann den Versroman um 1235, brach die Arbeit aber bei Vers 1068 ab. Möglicherweise starb der Autor, bevor er den Text vollenden konnte. Allerdings hatte er irgendwo mitten in der Erzählung den liebenden Protagonisten bemerken lassen, er werde später den tieferen Sinn des Werkes erklären. Vor allem hatte er ihn andeuten lassen, er werde die Rose am Ende einer langen Schlacht erlangen. Offenbar brachten diese Bemerkungen den Schriftsteller Jean de Meung auf die Idee einer Fortsetzung. Diese verfasste er zwischen 1275 und 1280.
Nicht überraschend unterscheiden sich demnach beide Teile stark voneinander, auch wenn sie inhaltlich zusammengehören. Während der erste Teil Guillaume de Lorris‘ ganz in der Tradition der höfischen Minnedichtung seiner Zeit steht, schrieb Jean de Meung als Städter aus einer ironischen Distanz zur höfischen Denkart seines Vorgängers. Er vertritt insgesamt rationale und skeptische, fast materialistische Vorstellungen.

Prächtige Illumination für eine royale Auftraggeberin

Der Rosenroman der Bodleian Library in Oxford ist ohne Frage eine der schönsten und luxuriösesten Handschriften des literarischen Bestsellers. Sie wurde von niemand geringerem als Robinet Testard (fl. 1470–1531) mit 127 wunderschönen und detailreich ausgearbeiteten Miniaturen illuminiert, von denen die meisten spaltenbreit in die Textkolumnen eingefügt wurden, manche aber auch halbseitig groß sind. Der wunderschöne Codex entstand zwischen 1487 und 1496 für Luise von Savoyen (1476–1531), die Mutter des französischen Königs Franz I. (1494–1547) und spätere Regentin Frankreichs. Ihr Wappen befindet sich prominent auf der ersten Seite des Romans, die zudem als einzige von einer fantasievollen Bordüre umgeben ist. Bemerkenswerterweise ist auch eine Rosenroman-Handschrift von Franz I. erhalten – der Literaturgeschmack wurde wohl in der Familie weitergegeben.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Il manoscritto Douce 195
Douce Roman de la Rose
Romance of the Rose
Rosenroman
Umfang / Format
312 Seiten / 34,2 × 23,5 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Zwischen 1487 und 1496
Stil
Schrift
Französische Bastarda
Buchschmuck
7 große und 120 spaltenbreite Miniaturen, zahlreiche Zierinitialen
Inhalt
Rosenroman von Guillaume de Lorris und Jean de Meun
Auftraggeber
Luise von Savoyen (1476–1531)
Künstler / Schule
Vorbesitzer
Justin MacCarthy-Reagh
George Hibbert
Francis Douce

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Roman de la Rose - Ms. Douce 195 – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – MS Douce 195 – Bodleian Library (Oxford, Vereinigtes Königreich)
Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – Rom, 2017
Limitierung: 409 Exemplare (399 handnummeriert, 10 nicht nummeriert)
Detailbild

Roman de la Rose - Ms. Douce 195

Die Schlacht um die Rose

In dieser großen allegorischen Miniatur greifen Amors Truppen die verwinkelte und gut geschützte Burg der Rose an, die der Protagonist zu erobern versucht. Sie werden angeführt von Amors Baronen Falscher Schein, Abstinenz, Höflichkeit und Freimut. Währenddessen wird die Burg auf Geheiß von Frau Argwohn von den Personifikationen Widerstand, Scham, Angst und Böser Mund bis aufs Letzte verteidigt. Die Szene ist ein Sinnbild für die Widerstände, die der Liebende überkommen müsse, um seine Geliebte für sich zu gewinnen. In der Miniatur wird daraus eine kunstvolle Darstellung, die faszinierende Informationen über zeitgenössische Mode, Rüstungen, Waffen und Architektur bereithält.

Roman de la Rose - Ms. Douce 195 – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – MS Douce 195 – Bodleian Library (Oxford, Vereinigtes Königreich)
Einzelseite

Roman de la Rose - Ms. Douce 195

Der Traum beginnt

Die erste Seite der Handschrift vereint opulente Illumination mit Hinweisen auf den Autor und die Auftraggeberin. Eine blumige Bordüre mit einigen tierischen und menschlichen Drôlerien umschließt den Anfang des Versromans. Er beginnt mit einer blauen M-Initiale, die in ihrem Binnenfeld das kombinierte Wappen der Häuser Orléans und Savoy zeigt – das heraldische Zeichen der verheirateten Luise von Savoyen (1476–1531).

Über dem Text befinden sich zwei kleine Miniaturen in einem zusammenhängenden Rahmen aus zierlichen gotischen Architekturelementen. Das Autorenporträt links präsentiert Guillaume de Lorris bei der Arbeit an seinem Bestseller-Roman – unter Beobachtung zweier neugieriger Passanten. Die rechte Miniatur ist der visuelle Einstieg in die Geschichte: Aman, der Ich-Erzähler und Protagonist, liegt voll bekleidet auf seinem Bett aus kostbaren Textilien und ist mit einer Schriftrolle in der Hand eingeschlafen. Der leere Stuhl lädt die Leserschaft ein, sich dazuzugesellen und seinem Traum zu folgen, wird aber von seinem loyalen Hund bewacht.

Roman de la Rose - Ms. Douce 195 – Istituto dell'Enciclopedia Italiana - Treccani – MS Douce 195 – Bodleian Library (Oxford, Vereinigtes Königreich)
Faksimile-Editionen

#1 Il manoscritto Douce 195

Details zur Faksimile-Edition:

Limitierung: 409 Exemplare (399 handnummeriert, 10 nicht nummeriert)
Einband: Brauner Ledereinband mit reicher Goldprägung. Kommt in einem schützenden Schuber.
Kommentar: 1 Band von Roberta Manetti, Nathalie Coilly und Martin Kauffmann
Sprache: Italienisch
Faksimile: 1 Band Möglichst detailgetreue Reproduktion der fünf erhaltenen Blätter des Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar!
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