Benediktionale und Pontifikale

Benediktionale und Pontifikale – Belser Verlag – Vat. lat. 3748 – Biblioteca Apostolica Vaticana (Vatican Stadt, Vatican Stadt)

Paris (Frankreich) — Um 1480–90

Ein opulentes Geschenk des Königs von Frankreich an den Bischof von Rouen: Eine der am umfangreichsten illuminierten Handschriften des Spätmittelalters mit 35 Miniaturen, Hunderten von Zierinitialen und kunstvolllen Bordüren

  1. Die Handschrift entstand 1480–90, wahrscheinlich auf Veranlassung von König Karl VIII. von Frankreich (1470–98)

  2. Sie diente wahrscheinlich als prachtvolles Geschenk für den Bischof von Rouen

  3. Der Meister des Jacques de Besançon, ein um 1475–95/1500 in Paris tätiger Meister, wird als verantwortlicher Künstler vermutet

Benediktionale und Pontifikale

Ausgabe bei uns verfügbar
Preiskategorie: €€€
(3.000€ - 7.000€)
  1. Beschreibung
  2. Detailbild
  3. Einzelseite
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Beschreibung
Benediktionale und Pontifikale

Diese prächtig illuminierte Handschrift wurde um 1480–90 im Auftrag eines Mitglieds des französischen Königshauses geschaffen, wahrscheinlich sogar für König Karl VIII. von Frankreich persönlich. Sie scheint ursprünglich als königliches Geschenk an den Erzbischof von Rouen in Auftrag gegeben worden zu sein. Den Text begleiten 10 große und 25 kleinere Miniaturen, Hunderte von großen und kleinen Zierinitialen sowie unzählige elegante geometrischen Bordüren mit floralen Mustern und Fleurs-de-Lys, dem königlichen Symbol Frankreichs. Das Werk gilt als eine der am umfangreichsten illuminierten liturgischen Handschriften des Spätmittelalters und wurde vermutlich vom sogenannten Meister des Jacques de Besançon und seiner Werkstatt geschaffen, einem Meister der Buchmalerei, der zwischen 1475 und 1500 in Paris tätig war. Die Handschrift bietet einen einmalig kunstvollen Einblick in die liturgische Praxis des späten Mittelalters und ist damit ein wertvolles Zeugnis dieser Zeit des Umbruchs.

Benediktionale und Pontifikale

Die prachtvolle Handschrift vereint die Inhalte zweier liturgischer Bücher, deren Ausführung dem Bischof vorbehalten waren. Den ersten und am dichtesten illuminierten Teil – fol. 1r-60r – nimmt das Benediktionale ein, auch Segensbuch genannt. Es enthält die Textgrundlagen für verschiedenste Segnungen, die vom Bischof während der Messe zu diversen Feiertagen ausgesprochen wurden. Der zweite, weitaus umfangreicheren Teil ist ein Pontifikale (fol. 60v-167v). Es liefert die Abläufe und zugehörigen Texte bischöflicher Rituale wie etwa die Altarweihe oder Königskrönung.

Wertvolle Einblicke in die spätmittelalterliche Liturgie

Damit gibt uns die Handschrift heute umfassenden Einblick in die Liturgie des nordfranzösischen Spätmittelalters – sowohl über ihren Inhalt, die Auswahl und Ausführung der Rituale und Segnungen, als auch über ihre Illumination. Neben zentralen Ereignissen der christlichen Heilsgeschichte zeigen einige Miniaturen des Pontifikales auch zeitgenössische liturgische Szenen. Sie vermitteln einen raren Eindruck von der damaligen Ausstattung von Kirchenräumen, etwa mit Textilien und liturgischem Gerät, von den unterschiedlichen Gewändern insbesondere der Geistlichen, aber auch den Abläufen einzelner Rituale wie zum Beispiel der Priesterweihe, der Weihe von Mönchen und Nonnen oder auch der Konsekration einer Königin.

Gold- und silberleuchtende Buchmalerei

Die reiche buchmalerische Ausstattung des Manuskripts ist eine große Besonderheit für die Zeit seiner Entstehung. Während liturgische Bücher im frühen und hohen Mittelalter die prächtigsten Illuminationen aufwiesen, ging dieser Trend zum 15. Jahrhundert stark zurück. Das Benediktionale und Pontifikale aus der vatikanischen Sammlung aber enthält nicht nur zehn fast ganzseitige und 25 kleinere Miniaturen, sondern auch Hunderte von unterschiedlich großen, meist goldgeschmückten Zierinitialen sowie unzählige kunstvolle Bordüren, die mit ihren geometrischen und floralen Mustern oft ganze Seiten rahmen und besonders schmuckvoll sind. Das Layout der Seiten mit großen Miniaturen, denen wenige Zeilen Text mit einer großen Initiale und ein breiter Bordürenrahmen beigegeben sind, erinnert bemerkenswerterweise eher an zeitgenössische Stundenbücher als an liturgische Handschriften.

Ein royales Geschenk

Geschaffen wurde dieses opulente Meisterwerk um 1480/90 wohl von dem sogenannten Meister des Jacques de Besançon (fl. um 1475–1495/1500) und seiner Pariser Werkstatt im Auftrag des französischen Königshofs. Darauf deuten das Valois-Wappen und die zahlreichen Fleurs de Lys hin. Als Auftraggeber kommt demnach der französische König Karl VIII. (1470–1498) infrage. Die Handschrift diente ihm wahrscheinlich als kostbares Geschenk an den Erzbischof von Rouen, worauf einige inhaltliche Aspekte hinweisen. Das Benediktionale und Pontifikale war also entweder für Guillaume d’Estouteville (um 1403–1483) oder seinen Nachfolger Robert de Croismare (um 1445–1493) bestimmt und wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in der Kathedrale von Rouen genutzt.

Kodikologie

Alternativ-Titel
Pontifikale Karls VIII.
Benedictionale
Bénédictionnaire et pontifical
Umfang / Format
334 Seiten / 35,0 × 24,0 cm
Herkunft
Frankreich
Datum
Um 1480–90
Sprache
Schrift
Gotische Textualis
Buchschmuck
10 große Miniaturen, 25 kleine Miniaturen und Hunderte von großen und kleinen Zierinitialen sowie elegante Bordüren mit floralen und geometrischen Mustern und Fleurs de Lys
Auftraggeber
Karl VIII., König von Frankreich (1470–1498)
Künstler / Schule

Verfügbare Faksimile-Editionen:
Benediktionale und Pontifikale – Belser Verlag – Vat. lat. 3748 – Biblioteca Apostolica Vaticana (Vatican Stadt, Vatican Stadt)
Belser Verlag – Stuttgart, 2021
Limitierung: 299 Exemplare
Detailbild

Benediktionale und Pontifikale

Der Erzengel Michael

Darstellungen des heiligen Michael als Engelskrieger gehören zu den ältesten in der christlichen Kunst und stammen aus der Regierungszeit von Kaiser Konstantin im frühen 4. Jahrhundert. Auch im Westen wird er oft in einer Rüstung im Stil eines Offiziers der byzantinischen Armee dargestellt, doch hier handelt es sich um ein spätmittelalterliches Beispiel, das ihn in einer zeitgenössischen Rüstung zeigt. Die Kürasse, die Beinschienen und der Knieschutz, die zusammen seine Beine schützen, sind besonders detailliert und realistisch. Michael hält außerdem einen Schild mit der Fleur-de-Lys des französischen Königswappens.

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Einzelseite

Benediktionale und Pontifikale

Die Auferstehung Jesu

Jesus, der die Wunden der Kreuzigung trägt, einen Stab mit Kreuz in der Hand hält und mit einem kreuzförmigen Nimbus geschmückt ist, entsteigt seinem Grab, das als steinerner Sarkophag vorgestellt ist. Der Engel des Herrn, der nach den Evangelien den Stein weggerollt hat und den Anhängern Jesu mitteilen wird, dass er auferstanden ist und sie ihn in Galiläa suchen sollen, hat eine leuchtend rote Haut mit ebensolchen Flügeln und ist in strahlend weiße Gewänder gehüllt. Er sitzt souverän auf der Grabplatte.

Die verängstigten Soldaten, die das Grab bewacht hatten, sind bewaffnet und gepanzert wie die schwere Infanterie des späten Mittelalters: Bei ihnen handelte es sich in der Regel um Söldner, die für ihr rücksichtsloses und gieriges Verhalten weithin verachtet wurden. Ein wunderschöner Rahmen umgibt die Szene mit Lilien, Akanthusblättern, Beeren, Rosen und anderen Blumen.

Benediktionale und Pontifikale – Belser Verlag – Vat. lat. 3748 – Biblioteca Apostolica Vaticana (Vatican Stadt, Vatican Stadt)
Faksimile-Editionen

#1 Benediktionale und Pontifikale Vaticanus Latinus 3748

Belser Verlag – Stuttgart, 2021

Details zur Faksimile-Edition:

Verlag: Belser Verlag – Stuttgart, 2021
Limitierung: 299 Exemplare
Einband: Weißer Ledereinband mit ornamentaler Goldprägung. Eine goldene Plakette mit dem Wappen des Hauses Valois ziert den Buchdeckel. Das Faksimile und der Kommentarband kommen in einer repräsentativen Kassette aus Acryl.
Kommentar: 1 Band von Anja Grebe
Sprache: Deutsch
Faksimile: 1 Band Detailnahe Reproduktion des gesamten Originaldokuments (Umfang, Format, Farbigkeit). Der Einband entspricht möglicherweise nicht dem ursprünglichen oder aktuellen Dokumenteneinband.
Ausgabe bei uns verfügbar
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(3.000€ - 7.000€)
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